Sie waren eines der berühmtesten Künstlerpaare des frühen 20. Jahrhunderts: Sophie Taeuber und Hans Arp. Eine neue Ausstellung in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen zeigt das sie Verbindende, aber auch das Trennende. Die Schau knüpft auch an das in diesem Jahr zwischen Zürich und Paris gefeierten Jubiläum 100 Jahre Dada an.

Bietigheim-Bissingen - Wolkenmuschel“, „Herz mit dornigem Henkel“, „Milchstraßenträne“ – die klassische Moderne konnte sehr poetisch sein. Auch der Schweizer Künstler Hans Arp. Sicher mehr als seine Muse und Lebensgefährtin Sophie Taeuber. Diesen Gegensatz zumindest haben die Kuratorinnen der Ausstellung „Zweiklang – Sophie Taeuber und Hans Arp“ ausgemacht. Die Schau in der Städtischen Galerie in Bietigheim-Bissingen will auch an dem in diesem Jahr gefeierten Jubiläum 100 Jahre Dada anknüpfen und ist bis zum 3. Juli zu sehen.

 

Blauer Reiter, Dada, Surrealismus, abstrakte Malerei: Hans oder auch Jean Arp (1886 bis 1966) hat bei allen wichtigen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts mitgewirkt oder unterhielt doch wenigstens enge Kontakte dazu. Auch die in Davos geborene Sophie Taeuber (1889 bis 1943) bewegte sich schon früh im Umfeld von Dada und Konstruktiver Kunst. Bei ihr kam ein starkes Interesse am Ausdruckstanz hinzu (sie war zeitweise Schülern von Rudolf von Laban, in mancher ihrer Zeichnungen scheint sie mehr eine Choreografie festzuhalten als eine bildnerische Idee) sowie ein Faible für Innenarchitektur und Textilgestaltung.

Gemeinsames und Trennendes

In klassischer Verkennung ihrer Bedeutung galt sie lange nur als Arps Muse. Sie sei sehr viel mehr gewesen, sagt der Kunsthistoriker Hans Richter, der in den sechziger Jahren versuchte, dieses Klischee zu korrigieren: „Sie war sowohl Arps Entdeckung wie Arp die ihre.“ Die Bietigheimer Ausstellung präsentiert das Künstlerpaar als ebenbürtiges Duo. Die von Astrid von Asten, der Kuratorin des Arp Museums Bahnhof Rolandseck, konzipierte Schau richte den Blick sowohl auf das Gemeinsame und das Trennende von Taeuber und Arp als auch auf die verschiedenen Stadien der Zusammenarbeit. Mal arbeiteten sie gemeinsam auf dem gleichen Blatt Papier, mal ließen sie sich nur von der gleichen Ausgangsidee leiten, um dann ihre jeweils eigenen Sichtweisen zu entwickeln.

Die Ausstellungsbesucher könnten auch etwas lernen, meint die Galerieleiterin Isabell Schenk-Weininger. Nachdem er alle nach zehn Schwerpunktthemen sortierten Räume durchwandert habe, könne er sicher erkennen, welche Werke von Taeuber und welche von Arp sind. Die Kuratorin von Asten nennt als Hauptmerkmale die Opposition von organischer und geometrischer Abstraktion, die sich durch alle gemeinsamen Schaffensphasen der beiden zieht. Demnach ist die Strenge der wie mit Zirkel und Lineal gezogenen geometrischen Formen stets der Frau zuzuordnen, während in diesem Fall der Mann für eine eher weiche, amorphe Formensprache steht.

Metamorphose und Mystik

„Für Hans Arp spielte die Metamorphose eine große Rolle“, sagt von Asten. Er habe nach Art der Mystiker die kleine Form in der großen gesucht. Und er kam von der Sprache her: „Wenn er sich hätte entscheiden müssen, ob er lieber Künstler oder Dichter sein wolle, hätte er sich für die Dichtung entschieden.“ Darum hat er auch seine Objekte, Collagen und Zeichnungen gern betitelt und ihnen oft auch noch komplette Gedichte mit auf den Weg gegeben.

Sophie Taeuber habe dagegen ihren Werken kaum je einen Titel gegeben. „Die meisten Bilder sind erst nach ihrem Tod betitelt worden.“ Und es gebe auch sonst wenig schriftliche Zeugnisse von ihr. Gegenwärtig seien Forscher damit befasst, eine Publikation ihrer Tagebücher vorzubereiten. „Das könnte das Bild, das wir von der Künstlerin haben, noch einem verändern“, sagt von Asten. „Aber das wird noch etwas dauern, das ist eine Mammutaufgabe.“

„Das Bilden des Künstlers sollte Träumen genannt genant werden, statt arbeiten“, befand Hans Arp. Tatsächlich aber war das Leben des Künstlerpaares über viele Jahre hinweg von einem enormen Arbeitsaufwand geprägt. Für Sophie Taeuber bedeutete das auch, ständig auf Achse zu sein. Weil sie einen Lehrauftrag in Zürich hatte, der den Lebensunterhalt für beide sicherte, pendelte sie ständig von da nach Paris und wieder zurück.

Führungen zu Taeuber und Arp

Öffnungszeiten
Die Ausstellung „Zwei-Klang - Sophie Taeuber und Hans Arp“ ist bis 3. Juli in der Bietigheimer Galerie (Hauptstraße 60-64) zu sehen. Und zwar dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 18 Uhr, donnerstags 14 bis 20 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr.

Führungen
Eine erste öffentliche Führung gibt es am Sonntag, 17. April. Von 11.30 Uhr an wird Susann Dreßler die Werke erläutern. Am Montag, 18. April, gibt es um 17 Uhr eine Sonderführung für Lehrer und Erzieherinnen.