Die drei Fußballverbände im Land wollen künftig stärker gegen die zunehmende Gewalt bei Amateurspielen vorgehen.

Stuttgart - Die drei Fußballverbände in Baden-Württemberg registrieren bei Amateurspielen immer brutalere Ausschreitungen und sorgen sich deshalb um den Ruf ihres Sports. "Es gibt eine Art von Gewalt, die wir bisher nicht gekannt haben", sagte der Präsident des Württembergischen Fußballverbands (WFV), Herbert Rösch, am Donnerstag. Zwar sei die Zahl gewalttätiger Übergriffe nicht gestiegen, wohl aber deren Intensität, erklärte Rösch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Badischen und Südbadischen Fußballverband (BFV und SBFV) in Stuttgart. "Es sind seltene Erscheinungen. Sie beschädigen aber das Bild des Sports."

Um dem entgegenzuwirken, sollen Clubs künftig vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden, falls sie sich nach "Gewaltexzessen" nicht zu Schulungen in Konfliktvermeidung bereiterklärten. Zudem sollten sich Spieler vor dem Anpfiff als Zeichen des Respekts die Hand geben. "Wir zeigen der Gewalt die Rote Karte", sagte Rösch.

Auch Schiedsrichter fallen der Gewalt zum Opfer


Die meisten der pro Wochenende fast 10.000 Fußballspiele in Baden-Württemberg verliefen zwar friedlich. Vereinzelt sei aber die Tendenz zu immer brutaleren Übergriffen festzustellen. Dies entspreche den Entwicklungen in anderen Bereichen der Gesellschaft. In der laufenden Saison gab es nach Angaben der Verbände in Württemberg 50 Spielabbrüche. In Nordbaden wurden 30 und in Südbaden 14 Partien nach Ausschreitungen vorzeitig beendet.

Es gehe vor allem um Gewalt zwischen Spielern gegnerischer Mannschaften sowie zwischen Spielern und Zuschauern. "Die Hemmschwelle beim Einzelnen sinkt", meinte Rösch. "Die Beteiligten schlagen heute häufig schneller zu als früher. Diese Rohheit und Brutalität finde ich beklemmend." Opfer seien auch Schiedsrichter, bei denen es zu Körperverletzungen und Krankenhausaufenthalten komme.

Gewalt habe zwar nicht mit der ethnischen Herkunft der Spieler zu tun, sagten die Verbandsfunktionäre. Nach den Worten von WFV- Abteilungsleiter Recht, Frank Thumm, bergen jedoch die Begegnungen sogenannter "monoethnischer Vereine" ein höheres Konfliktpotenzial. Besonders sei dies zwischen Kurden und Türken oder Serben und Kroaten der Fall. "Das hat politische Hintergründe", erklärte Thumm.

BFV-Präsident Ronny Zimmermann betonte, dass es bei den Amateuren im Unterschied zur Fan-Randale im Profifußball keine bestimmte Struktur der Gewalt gebe. Einmal würden die Eltern von E-Jugendlichen aggressiv, dann komme es zu Schlägereien bei den Aktiven. Er und Rösch forderten die Clubs deshalb auf, mehr für die Prävention zu tun und dabei häufiger mit der Polizei zusammenarbeiten.