Die SOS-Kinderdörfer beschränken ihre Hilfen längst nicht mehr auf Heimunterbringung. In Welzheim beispielsweise werden Kinder auch nachmittags betreut.

Welzheim - Ein Lerncomputer, eine Bastelecke und Tische, an denen man seine Hausaufgaben erledigen kann: auf den ersten Blick gleichen die Räume des ehemaligen Kindergartens im Welzheimer Gemeinschaftshaus einer schulischen Nachmittagsbetreuung. Die Problematik der zwölf Kinder, die zwischen Montag und Freitagnachmittag hierherkommen, ist jedoch eine ernste. „Für viele ist es eine der letzten Möglichkeiten vor der stationären Unterbringung“, sagt Rolf Huttelmaier, der stellvertretende Leiter des SOS-Kinderdorfes in Schorndorf-Oberberken . Es sind Kinder, die kein Zimmer und keinen Schreibtisch haben, deren Eltern oft in Trennung leben, die Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit zu Hause nur selten erleben und deren Verhalten entsprechend auffällig und konfliktträchtig geworden ist.

 

Gestern haben sich die Mitglieder des zuständigen Kreistagsausschusses ein Bild von der Jugendhilfe im Welzheimer Wald (Juwel) gemacht. Juwel wird vom Kreisjugendamt finanziert und vom SOS-Kinderdorf organisiert, die Räumlichkeiten stellt die Stadt Welzheim. Der Jugendamtsleiter Peter Wieland betonte den präventiven Ansatz der ambulanten Hilfe und dass solche Angebote helfen sollten, eine stationäre Unterbringung der Kinder zu vermeiden. Der Sozialpädagoge Benjamin Erfurth konnte den Ausschussmitglieder zeigen, dass bisweilen mehrere Kinder mancher krisenträchtigen Familie ihre Nachmittage bei Juwel verbringen. Zudem zeigt laut Erfurth fast die Hälfte der Kinder Auffälligkeiten, die dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) zugeordnet werden könnten. Man habe deshalb an einer Fortbildung teilgenommen, um diesen Kindern helfen zu können, berichtete der Sozialpädagoge.

Zurzeit teilt sich Erfurth, der zu 77 Prozent angestellt ist, die Arbeit mit einer Kollegin, die zu 20 Prozent angestellt ist, und einem Praktikanten. Zwölf Kinder kommen regelmäßig, die meisten zwei bis drei Nachmittage pro Woche. Diese Zeit ist genau strukturiert. Zuerst steht das Ankommen und das gemeinsame Erledigen der Hausaufgaben im Vordergrund. Die Juwel-Mitarbeiter sitzen neben den Kindern, helfen und unterstützen. Danach beginnt eine Phase der Gruppenarbeit und der Freizeitgestaltung. Wer sich dabei vorbildlich verhält, darf mit Punkten rechnen, die auf einer Namensliste an der Wand gutgeschrieben werden. Verliehen werden sie unter Beteiligung der gesamten Gruppe.

Die Eltern der Kinder werden im Rahmen des Angebots regelmäßig zu Beratungsgesprächen eingeladen. Solche Möglichkeiten, Eltern zu stärken, ließen sich im Raum Welzheim noch ausbauen, sagt Rolf Huttelmaier. Bis vor einigen Jahren habe es dort nur wenige hilfsbedürftige Familien gegeben. Das habe sich geändert.