Markus Sauber zeigt Erinnerungsstücke aus der Zeit der Pilzköpfe in Hamburg von 1960 bis 1962.

Fellbach - Ja, ja ja!!! Sie liebt dich! Keine Zweifel, glaub mir doch, du kannst dich drauf verlassen! She Loves You! Yeah! Yeah! Yeah! Kaum zu glauben, aber 55 Jahre ist es her, dass diese Hoffnung machende Aufmunterung für junge Männer erstmals in ein Mikrofon gewuchtet wurde. Von jener Band, die bis heute das Nonplusultra der Popkultur darstellt: The Beatles.

 

An diesem Freitagabend präsentiert der Fernsehsender Arte um 21.55 Uhr eine 105-minütige Abhandlung unter dem Titel „Eight Days a Week. The touring Years.“ Regisseur Ron Howard schildert den Wahnsinn um die vier Pilzköpfe zwischen 1962 und 1966 samt Ausschnitten aus dem bis dahin größten Konzert aller Zeiten am 15. August vor 57 000 kreischenden Fans im rappelvollen New Yorker Shea Stadium.

Ein TV-Pflichttermin also für jeden Beatfan. Einem ausgewiesenen Spezialisten dieser Zunft wird dieser Blick hinter die Kulissen jedoch nur marginal neue Erkenntnisse bringen. Denn Markus Sauber noch etwas Neues über John, Paul, George und Ringo vermitteln zu wollen, das wäre in etwa so wie Eulen nach Athen oder einen Blackbird nach Liverpool zu tragen.

Wer durch die Räume wandelt und die Treppe hinauf schlendert, wird ins St. Pauli von vor 58 Jahren katapultiert

Spezialgebiet des Fellbacher Musikers wie erfolgreichen Geschäftsmanns ist allerdings nicht etwa die berühmte späte Beatles-Phase. Vielmehr konzentriert er sich auf die Zeitspanne Anfang der 60er. Es war die Zeit kurz vor dem anfangs genannten „She Loves You“, veröffentlicht am 23. August 1963 – in jenen Tagen erblickte auch der kleine Markus das Licht der Welt.

Zufall ? Na ja. Ein paar Jahre später durchstöberte der Junge die väterliche Musikbox – und stieß auf die Single „All my Loving“, ebenfalls von 1963. Womöglich hat ihm der Rockgott die Leidenschaft für die Beatles in die Wiege gelegt. Mit 13 Jahren setzte sich Markus erstmals hinter ein Schlagzeug, agierte später als Gitarrist und Sänger in einigen Bands.

In Fellbach kennt man den heute 55-Jährigen aber vor allem als Inhaber des Musikfachgeschäfts Soundland in der Schorndorfer Straße. Dort hinein hat Sauber ein Museum der frühen Beatles-Jahre gezaubert. Wer durch die Räume wandelt und die Treppe hinauf schlendert, wird ins St. Pauli von vor 58 Jahren katapultiert. So wie am 16. August 1960, als die Beatles erstmals mit ihrem cremefarbigen Austin-Kleintransporter von Liverpool aus in die Elbmetropole aufbrachen. Tags drauf gaben sie im Rotlichtviertel ihr erstes Konzert in der Indra-Bar – einem Stripclub an der Großen Freiheit. Seinerzeit mit dabei war Stuart Sutcliffe – ihm hat Sauber im Soundwerk eine eigene Wand gewidmet.

Unfassbar, was Markus Sauber hier an Schätzen über die deutsche Geschichte der fabulösen Vier zusammengetragen hat

Man glaubt sich mittendrin in jener aufregenden Ära, als die „Fab Four“ binnen Tagen zum coolsten Geheimtipp der Hansestadt wurden. Man folgt ihnen zu den spektakulären Auftritten im Kaiser-Keller – die Leuchtreklame hängt an der Decke – und natürlich in den Star-Club. Requisiten wie Drums, Gitarren, Bässe, Verstärker aus jener Zeit lassen das Herz eines jeden Musikfans höher schlagen. An den Wänden hängen Flyer, Eintrittskarten, Konzertfotos und Original-Poster etwa von der „Bravo Blitztournee“ 1966. In einem Schwarz-Weiß-Fernseher läuft eine Reportage übers Lebensgefühl zu Beginn der „Swinging Sixties“, in der Ecke steht eine Kamera, wie sie auch seinerzeit die Beatles-Auftritte in den Fernsehstudios filmte. Ein Spruch John Lennons hängt oben: „I might habe been born in Liverpool, but I grew up in Hamburg“ – an der Merseyside auf die Welt gekommen, erwachsen geworden an der Elbe.

Unfassbar, was Markus Sauber hier an Schätzen über die deutsche Geschichte der fabulösen Vier zusammengetragen hat – bei zahllosen Messebesuchen, bei Reisen nach Liverpool, beim Durchackern von Katalogen, in Verhandlungen mit Spezialhändlern oder Privatpersonen. „Es gibt viele im Alter von so um die 70, die trennen sich von ihren Beatles-Requisiten“, sagt Sauber, „und manche sind auch froh, wenn sie es an einen ebenso leidenschaftlichen Sammler verkaufen können.“ Wobei er sich des Risikos bewusst ist: „Man muss durchaus diszipliniert sein.“ Sonst ufert es aus, ähnlich wie bei der Spielsucht.

Ein Mann voller Begeisterung für die Beatles-Ära – da liegt das Urteil nahe: Das ist ein echter Rock’n’Roller. Doch da wehrt sich Sauber entschieden: Prägende Phase waren schließlich die 80er-Jahre mit Bands wie Depeche Mode und nächtlichen Aufflügen in Stuttgarter Discos wie das „Oz“ – also von wegen „Rock and Roller“.

Man könnte ansonsten noch lange schwärmen von seinem findungsreichen Beatles-Engagement – doch am besten, man wagt als Beat- und Rockfan selbst den Ausflug ins Soundwerk. Eine Vorgabe allerdings ist dringend einzuhalten: Nur hingucken, nicht anfassen!

Ansonsten, klar doch: She loves You!!!