Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Viel stärker sollen die Leitungen von Kindertagesstätten und Behindertenhilfeeinrichtungen begünstigt werden: Sie bekommen 300 bis 600 Euro mehr. Dies hatten die Tarifparteien von vorneherein angestrebt. Weil der Gehaltsabstand zur Normalerzieherin bisher gering ist, hatten die Arbeitgeber Probleme, neue Leitungskräfte zu finden. Zudem sei diese Gruppe bei der ersten Verdi-Kampagne im Erziehungsdienst vor sechs Jahren „komplett leer ausgegangen“, argumentierte Bsirske.

 

Die Beschäftigten des „allgemeinen Sozialdienstes“ (Entgeltgruppe S 14) – die sich zum Beispiel um vernachlässigte Kinder kümmern – sollten zunächst fast alle leer ausgehen. Hier war die Unzufriedenheit besonders groß. Künftig erhalten sie Zuschläge zwischen 30 und 80 Euro pro Monat, im Schnitt 75,75 Euro, also gut zwei Prozent mehr. Für Sozialarbeiter außerhalb dieses Bereichs konnten die Gewerkschaften keine Zuwächse herausholen.

Neun Millionen Euro teurer als der Schlichterspruch

VKA-Präsident Böhle nannte ein Mehrkostenvolumen für die Kommunen von 315 Millionen Euro pro Jahr. Das sind neun Millionen Euro mehr als im Schlichterspruch – je viereinhalb Millionen im Erziehungs- und Sozialdienst. Dieses „geringfügige Plus ist der Preis, um Eltern und Kindern weitere Strapazen zu ersparen“, sagte er. Insgesamt veranschlagen die Arbeitgeber eine Steigerung ihrer Personalkosten um gut 3,3 Prozent gegenüber 3,19 Prozent im Schlichterspruch. Bsirske wiederum nannte eine Erhöhung des Volumens von 3,73 Prozent. „Das müssen wir abgleichen“, fügte er an. Zu Beginn der Kampagne hatte Verdi ein Gehaltsplus von im Schnitt zehn Prozent verlangt, was allzu hohe Erwartungen in den Belegschaften geweckt hatte.

Ein besonderes Ärgernis aus Gewerkschaftssicht war schon im Schlichterspruch die fünfjährige Laufzeit des Tarifvertrags vom 1. Juli 2015 bis Ende Juni 2020. Dabei ist es geblieben. Bsirske zufolge wurde für 2019 eine „Evaluierung“ vereinbart. Böhle ergänzte, dass man frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2019 darüber reden werde. Vor Mitte 2020 sei kein neuer Tarifkonflikt möglich. Allerdings würden die Beschäftigten weiterhin von den Entgeltabschlüssen im öffentlichen Dienst der Kommunen profitieren.