Schulsozialarbeiter bieten sich als Ansprechpartner für Schüler, Lehrkräfte und Eltern gleichermaßen an. Laura Reichert, die neu am Geschwister-Scholl-Gymnasium angefangen hat, erzählt, worauf es am meisten ankommt und welche Frage ihr die Schüler oft als Erstes stellen.

Sillenbuch - Laura Reichert ist vergleichsweise jung: noch nicht ganz 24 Jahre alt, frisch von der Uni und von ihrer Generation her näher an den Schülern als an einem Großteil der Lehrer. Doch die Schulsozialarbeiterin sieht sich nicht so sehr als Bindeglied zwischen den Jüngeren und den Älteren, sie möchte offen sein für Jugendliche, Pädagogen und Eltern gleichermaßen. Seit März ist sie am Sillenbucher Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) die „Neue“, und die ersten Monate dienten vor allem dazu, sich erst einmal bei möglichst vielen bekannt zu machen.

 

Ein sechsmonatiges Praxissemester

Das GSG gilt als recht großes Gymnasium, aber Laura Reichert ist das gewohnt. Aufgewachsen ist sie im Nordschwarzwald, ihre Schule in Nagold wurde von weit mehr als 1000 Schülern besucht. Zu ihrem Beruf fand sie, als sie nach dem Abitur in Bolivien ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvierte, um Spanisch zu lernen. Die Arbeit dort an einer Schule mit Internat, überwiegend mit Jungen, brachte sie schnell zu ihrem Studienfach. Im Februar dieses Jahres hat sie das Studium der Sozialen Arbeit an der Hochschule Esslingen mit dem Bachelor of Arts beendet – und gleich im März ging es in die Praxis.

An Erfahrungen mangelt es ihr dennoch nicht: ein sechsmonatiges Praxissemester bei der Mobilen Jugendarbeit im Stuttgarter Stadtteil Rot brachte die Sicherheit, den richtigen Beruf gewählt zu haben. Andere hätte bei dieser Gelegenheit die Motivation verloren. „Bei mir war es andersrum“, sagt Laura Reichert. Sie arbeitet zu 75 Prozent am GSG und zu 25 Prozent bei der Mobilen Jugendarbeit. In deren Büro an der Bernsteinstraße im Gebiet Heumaden über der Straße ist sie regelmäßig zu erreichen. Ihre Klienten bestehen zu drei Vierteln aus Gymnasiasten, zu einem Viertel aus Kindern, die in Vorbereitungsklassen der Grund- und Werkrealschule Heumaden erst einmal Deutsch lernen müssen. Arbeitgeber ist die Eva, die Evangelische Gesellschaft Stuttgart.

Eingebettet in ein Team

Diese Aufteilung findet Laura Reichert ganz günstig, insbesondere für eine Berufseinsteigerin wie sie. Das sogenannte Stuttgarter Modell, das Mobile Jugendarbeit mit Schulsozialarbeit verknüpft, bindet sie in ein Team ein, bei dem sie Rücksprache mit erfahrenen Kollegen halten kann. Im kommenden Schuljahr wird der Weg zwischen den Arbeitsbereichen noch kleiner, dann wechselt sie von Heumaden an die Grundschule Riedenberg. Um sich mit den Schülern vertraut zu machen, besuchte Laura Reichert am GSG zunächst die Klassenlehrerstunden der fünften bis siebten Klassen. „Die Schüler aus der Unterstufe waren zum Großteil sehr offen“, sagt sie, „und beim gegenseitigen Kennenlernen sieht man schon, wie eine Klasse miteinander agiert.“ Dennoch: für viele Kinder sei es schwierig, das persönliche Gespräch zu suchen. Da ist es hilfreich, wenn die Sozialarbeiterin zwischen den Schulstunden ihr Gesicht zeigt, sozusagen die Streetworkerin des Pausenhofs ist. „Ich freue mich über alle, die mich ansprechen, und wenn sie nur erzählen wollen, was sie am Wochenende gemacht haben“, bekräftigt sie.

Es geht nicht immer gleich um Mobbing

Der entscheidende Unterschied zu den Lehrkräften: Hier wird nicht beurteilt, Leistung ist kein Thema. Die Sozialarbeiterin fungiert als neutrale Person, bei Streitigkeiten der Schüler untereinander, bei Konflikten mit Lehrern oder Problemen im Klassenverband und nicht zuletzt mit den Eltern. Ein wichtiges Thema sind die sozialen Medien, mit denen sich die fast Mittzwanzigerin in ihrer Kindheit noch nicht herumschlagen musste. „Da geht es nicht immer gleich um Mobbing. Aber man ist ständig in Kontakt. Es kommt sehr schnell zu Missverständnissen“, hat Reichert beobachtet. In dieser Frage kommen nicht selten auch Eltern auf sie zu. Bei den Jungen geht es dann um übermäßiges Spielen, bei den Mädchen eher um missglückte Kommunikation.

Die Hemmschwelle senken

Auch in den oberen Stufen holen sich Schüler Rat von der neuen Sozialarbeiterin. Da kann es um Prüfungsangst gehen, um Essstörungen, um Depressionen oder ein kompliziertes Familienleben. „Das Wichtigste ist eben, dass ich präsent bin“, sagt Reichert.

Sie würde gerne dafür sorgen, dass die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme weiter sinkt. Entscheidend dabei: Das Angebot beruht auf Freiwilligkeit – und alles ist vertraulich. „Es ist mir sehr wichtig, dass alles, was besprochen wird, bei mir bleibt“, betont die Sozialarbeiterin, die von den Jugendlichen oft nach ihrer Schweigepflicht gefragt wird. Bei schwerer wiegenden Problemen hat die Fachfrau aber eben auch Adressen parat von Einrichtungen, die weiterhelfen können.

Die Schulsozialarbeiterin Laura Reichert hat ihr Büro im Raum 23a des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Aber auch außerhalb der Schulstunden ist sie erreichbar: telefonisch über das Büro der Mobilen Jugendarbeit, 0711/4 41 15 22, und über die Mobilnummer 0151/40 65 49 06, außerdem per E-Mail an gym.geschwister-scholl@eva-schulsozialarbeit. de.