Bei der Jahreshauptversammlung der Sozialdemokraten in Weil der Stadt haben die Mitglieder sich einstimmig für den 26-Jährige Felix Mayer ausgesprochen.

Weil der Stadt - Eine Weile schlummerte ihm der Gedanke schon im Hinterkopf, erklärt Felix Mayer, frischgebackener Vorsitzender der Weiler SPD. Auf der Jahreshauptversammlung wurde der 26-Jährige, der seit 2019 auch als Stadtrat im Gemeinderat sitzt, gerade einstimmig zum neuen Oberhaupt des Ortsvereins gewählt. Aufstellen lassen hat er sich ziemlich spontan. „Es wurde schon ab und zu darüber gesprochen, ob ich das nicht machen will“, sagt Mayer. Feste Pläne habe er aber nie gehabt – bis es dann plötzlich soweit war.

 

Es herrscht Aufbruchsstimmung

Wie kam es also zum überraschenden Wechsel? „Es war mir wichtig, dass unser ehemaliger Vorsitzender Ralf-Dieter Krüger mitzieht“, erklärt Mayer. Und das tat er auch: Krüger, Pfarrer im Ruhestand, bleibt dem Vorstand des Ortsverbandes als Beisitzer erhalten. Er sehe sich selbst als Übergangsfigur und gebe das Zepter gerne wieder an jüngere Nachfolger ab, hatte Krüger gegenüber unserer Zeitung bereits bei seinem Amtsantritt 2019 erklärt. Dass Krüger einen Teil seiner Zeit in Berlin verbringt und nicht immer vor Ort in Weil der Stadt ist, habe beim ein oder anderen für etwas schlechte Stimmung gesorgt, sagt Mayer. Er freut sich über den frischen Wind im Vorstand, der im Zuge der Jahreshauptversammlung um zwei Mitglieder gewachsen ist. „Wir sind alle hier und haben Lust“, so der 26-Jährige. „Es herrscht Aufbruchsstimmung.“

Weiler SPD soll jünger werden

In seinem Amt als Vorsitzender will Mayer die Weiler SPD nun zurück in die Realität der Menschen holen und sie wieder als das zu stärken, was sie für den jungen Vorsitzenden im Kern ist: eine Volkspartei in der Mitte der Gesellschaft. „Wir könnten noch aktiver auftreten“, sagt er selbst. „In Weil der Stadt ging in den letzten Jahren nicht viel.“ Obendrein habe die SPD – bundesweit wie im Ortsverband – ein enormes Problem mit Überalterung. „Das Durchschnittsalter ist 60 plus, in Weil der Stadt vielleicht noch älter.“

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Nun müsse es das Ziel sein, junge Leute wieder vermehrt für die Politik zu gewinnen. Die SPD habe bei vielen jungen Menschen gerade keinen guten Stellenwert, verliere etwa gegen Grüne oder Linke. „Man kann die Leute nicht zwingen, sich einer Partei anzuschließen“, glaubt Mayer. Was man tun kann: „Solide Politik machen, vorausgehen, verlässlich sein.“

Langes Engagement beim Jugendhaus Kloster

Selbst zur Politik fand der neue Vorsitzende durch sein Engagement im Jugendhaus Kloster: Hier war er zwischen 2014 und 2019 zunächst zwei Jahre stellvertretender, dann drei Jahre erster Vorsitzender. Eine turbulente Zeit, in der es um die Sanierung des Gebäudes viel Diskussion und Ärger gab. „Es war ein riesiger Kampf“, erinnert sich Felix Mayer. Durch viele Gespräche und den Austausch mit der Gemeinde habe er so aber auch einen ersten Berührungspunkt mit der Lokalpolitik gehabt. „Wäre ich im Jugendhaus nicht aktiv gewesen, dann wäre ich heute nicht im Gemeinderat und auch nicht Vorsitzender.“

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Sein Bezug zur Lokalpolitik hat in den vergangenen Jahren auch einen Berufswechsel bei Mayer inspiriert. Zunächst studierte er Erziehungswissenschaften, wechselte dann aber zu einem dualen Studium der allgemeinen Finanzverwaltung beim Land Baden-Württemberg. Dort ist er inzwischen Beamter auf Widerruf. „Durch den Gemeinderat habe ich einen spannenden Einblick bekommen, wie eine Verwaltung funktioniert und arbeitet“, so Mayer. „Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Job.“

Der Haushalt ist sein Thema

Eins seiner großen Themen im Gemeinderat ist heute besonders die Haushaltslage der Stadt, die er als „wahnsinnig kritisch“ empfindet. „Wir müssen vorsichtig sein in den kommenden Jahren“, betont er.

Dass mit seiner neuen Rolle als Vorsitzender zusätzlich zu seiner Tätigkeit im Gemeinderat bald eine ganze Menge Mehrarbeit auf ihn zukommt, ist dem 26-Jährigen bewusst. „Es wird mehr“, sagt er. „Deshalb war die Entscheidung auch eine spontane.“ Die Zuversicht überwiegt trotzdem. „Wir haben ein echt gutes Team vor Ort“, freut sich Mayer.