An der Elise-von-König-Schule stehen soziale Berufe im Fokus. Um an die Generation, die via Smartphone in sozialen Netzwerken unterwegs ist, heranzukommen, wurde die „Berufsmixer-Web-App“ entwickelt.

Münster - Soziale Berufe haben bei den jungen Leuten ein Imageproblem“, sagt Mina Radpour. Die Lehrerin ist an der Elise-von-König-Gemeinschaftsschule zugleich Berufswegeplanerin, hat also das ganze Feld der Berufswünsche der Schülerschaft im Blick: „Bürojobs und Handwerk stehen weit vorne dran. Wir wollen bei den Schülerinnen und Schülern aber den Blick dafür öffnen, dass es auch im sozialen Bereich wichtige und attraktive Berufe gibt.“ So galt diesem Schwerpunkt in den eben abgeschlossenen, jahrgangsübergreifenden Projektwochen „Berufe“ ein besonderes Augenmerk der Schule, die damit auch der ideale Startplatz war für eine gemeinsame Aktion von Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Paritätischem Wohlfahrtsverband: „Auf den Mix kommt es an! DRK und Paritätischer machen für soziale Berufe mobil“.

 

Berufsberatung im Klassenzimmer

Wie dringlich diese Initiative ist, betonte Hans Heinz, der Landesgeschäftsführer des DRK: „Allein im Bereich der Altenpflege brauchen wir die nächsten 15 Jahre rund 57 000 neue Kräfte.“ Diese zu finden, das werde „auf den bisherigen Wegen eine wacklige Sache“, meinte Kevin Frank vom Paritätischen. So versuchten die beiden Männer den versammelten Siebt- und Achtklässlern das Feld der sozialen Berufe zunächst auf herkömmliche Weise schmackhaft zu machen: Zum einen gehörten die jungen Leute aufgrund des demografischen Wandels zu einer „umworbenen Generation“. Zum anderen böten die sozialen Berufe „eine breite Vielfalt an attraktiven, zukunftssicheren Arbeitsplätzen mit interessanten Karrieremöglichkeiten“.

Berufsberatung im Klassenzimmer – soweit, so gut. Wie aber kommt man insgesamt an eine Generation heran, die längst gewohnheitsmäßig am Smartphone hängt und in sozialen Netzwerken unterwegs ist? Die Antwort der Verbände: Indem man just diese medialen Prioritäten der jungen Generation nutzt und bedient. Dafür wurde nun eine mit Facebook verkoppelte „Berufsmixer-Web-App“ entwickelt, die von den Schülern dann auch gleich ausprobiert wurde: Drei Stichworte zur Berufswahl in den Handy-Becher ziehen, einmal kräftig schütteln – und schon wird ein dazu passender Beruf „ausgespuckt“.

Filmon beispielsweise, 15 Jahre alt, hat „hilfsbereit, Organisator, Medizin“ eingegeben. Heraus kam Krankenpfleger. Bisher hatte er in Sachen Beruf eher an die Bundeswehr gedacht. Jetzt meint er: „Vielleicht wäre das auch was für mich.“ Die App findet er cool. Jetzt will er weitersuchen und sich „richtig informieren“. Dabei nimmt er auch seinen Freund Zani mit ins Boot: „Wir gucken uns das zusammen an. “

„Im Büro ist die Bezahlung oft schlechter“

Kanwal, ebenfalls 15, findet es gut, „dass man so was in der Schule macht. Das ist spannend, da hören alle zu. Das sollte man auch für andere Berufe machen.“ Silvan, 13, hat aufs Handy von Aylin gespickelt, weil sein Handy keinen Internetzugang hat. Er ist neugierig geworden und will nun „zuhause auf dem Tablet gleich mal weitermachen.“ Und Aylin, 14, ist sowieso begeistert, schließlich ist sie fest entschlossen, einen sozialen Beruf zu lernen: „Gesundheits- und Krankenpfleger oder operationstechnische Assistentin. Das würde zu ihr passen“, meint ihre Freundin Funda.

Aylin hat sich also schon umgeschaut auf dem Terrain der sozialen Berufe. So kommt von ihr die Frage, mit der sie den Verbandsvertretern die härteste Nuss des Tages zu knacken gibt: „Warum werden soziale Berufe so schlecht bezahlt?“

Antje, 23, von einem Bürojob auf Altenpflegerin umgestiegen und Protagonistin der „Berufsmixer“-Kampagne, relativierte die Einschätzung: „Im Büro ist die Bezahlung oft schlechter.“ Kevin Frank vom Paritätischen aber gab sich überzeugt: „Der gesellschaftliche Wert von sozialer Arbeit wird steigen, und soziale Berufe werden in Zukunft auch vom Geld her attraktiver werden.“