Die Polizei hat für die Präventionsarbeit und die Werbung um Nachwuchs im Internet eine neue Plattform gefunden.
Stuttgart - Wenn die Neuen Medien rufen, dann werden junge Polizeibeamte schon mal zu Fotomodels. So geschehen für den Facebook-Auftritt des Stuttgarter Polizeipräsidiums, der seit Januar dieses Jahres nun im Netz steht. Begonnen in der Phase der Einsätze rund um den Hauptbahnhof, soll das Projekt als neuer Kommunikationskanal fortgeführt werden. Die Seite ist nun vorrangig den Themen Prävention und Nachwuchswerbung gewidmet.
„Wir wollten die Seite nicht wieder einschlafen lassen, nachdem wir über das Thema Stuttgart 21 in kurzer Zeit mehr als 3500 Interessenten gewinnen konnten“, sagt der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Weiterhin sei die Kommunikation auf neuen Kanälen, zu denen neben Facebook auch Twitter zählt, in einer Projektphase, also noch nicht endgültig und dauerhaft etabliert. Aber es läuft offenbar gut: Die Zahl der Kommentare spreche für eine Fortführung. Außerdem sei die Plattform ein geeigneter Weg, sich niederschwellig mit den überwiegend jungen Lesern auszutauschen.
Reaktion auf Online-Aktivitäten der S21-Gegner
Während der hitzigen Streitphase über Stuttgart 21 hatte die Polizei im eisigen Winter auf das neue Medium gesetzt, um über Einsätze zu informieren und gegebenenfalls auch falsche Nachrichten dementieren zu können. Dem war die Erkenntnis vorausgegangen, dass die Gegner des umstrittenen Bahnhofsbaus und Beobachter der Szene sich über das Netzwerk Facebook und den Nachrichtendienst Twitter mitunter schneller über Einsätze austauschten, als die Einsatzkräfte vor Ort waren.
Weil im Internet nur wirkt, was auch bebildert ist, musste die Polizei Aufnahmen machen, um die Facebook-Meldungen auch illustrieren zu können. Dafür schlüpften einige Polizeibeamte zum Beispiel in die Rolle von Frühlingsfestbesuchern, um auf der Seite illustrieren zu können, was erlaubt oder verboten ist und wobei Vorsicht geboten ist. Ein fehlender Gurt bei der Autofahrerin, die zum Thema Alkohol am Steuer abgelichtet ist, entgeht den wachsamen Lesern im Netz nicht – kurz nach der Veröffentlichung kommentierten Nutzer das Foto entsprechend. Die Beamten, so Stefan Keilbach, hätten für die Bilder „sogar ihre eigenen Lederhosen und Dirndl eingepackt“ und seien mit viel Spaß dabei gewesen. Das gilt für die Fotos von der gestellten Alkoholkontrolle ebenso wie für das Bild zum Hinweis auf das Verbot, in der Öffentlichkeit zu urinieren.
Im Netz soll auch um Nachwuchs geworben werden
Die Prävention richtet sich ebenso wie Berichte über Polizeigeschehen oder veröffentlichte skurrile Meldungen an die allgemeine Öffentlichkeit. Aber auch die eigenen Leute, vor allem die jungen, hat die Stuttgarter Polizei im Visier. Die Nachwuchswerbung steht als nächstes Thema auf der Agenda des dreiköpfigen Facebook-Teams. „Nach wie vor haben wir das Problem, dass es die jungen Kollegen nach der Ausbildung in ihre Heimat zurückzieht“, sagt der Pressespracher Stefan Keilbach. In der Landeshauptstadt wolle kaum einer bleiben. Dem will die Polizei nun mit gezielten Werbeaktionen im Netz entgegenwirken.
Für mehr Besucher auf den eigenen Seiten will die Polizei auf der Straße sorgen: Auf den Tankdeckeln einiger Stuttgarter Streifenwagen kleben nun QR-Codes. Jene kryptischen schwarz-weißen Quadrate führen dann, so man sie mit einem internetfähigen Handy abfotografiert, auf die sogenannte Landing-Page des Polizeipräsidiums. Dort angekommen, kann sich der Nutzer entscheiden, ob er die normale Homepage, Facebook oder Twitter anwählen möchte, um sich über die Polizei zu informieren.