Stadt, Land und Bund investieren zunächst zwei Millionen Euro in das Wohngebiet Dürrlewang. Die Verwaltung will im April das Stadtteilbüro eröffnen und die Bürger zu einer Auftaktveranstaltung einladen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Das Prospekt ist noch druckfrisch. Auf einem Faltblatt hat das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die wichtigsten Eckpunkte zu dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“ zusammengetragen. Seit März 2015 ist Dürrlewang im Programm. Damit steht fest, dass in den nächsten Jahren viel Geld in den Stadtteil fließt. Die Verwaltung hat in ihren sogenannten „vorbereitenden Untersuchungen städtebauliche Missstände und Probleme in mehreren Handlungsfeldern identifiziert“, heißt es in dem Faltblatt. Diesen wolle man mit einem „Bündel an Maßnahmen“ begegnen. Dazu gehört vor allem auch ein professionelles Stadtteilmanagement. Der Bezirksbeirat stimmte in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zu, dass das Büro Weeber + Partner diese Aufgabe übernehmen soll.

 

Lediglich die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus stimmte dagegen – und das aus Prinzip. „Ich halte das Büro für kompetent“, räumte Gerhard Wick (SÖS) ein. Die Aufgabe des Büros müsse es sein, das zu organisieren, was die Bürger für ihren Stadtteil haben wollen. „Die Bürger können aber gar nichts entscheiden, sondern nur der Gemeinderat“, sagte Wick. Der Gemeinderat habe bereits einen neuen Bebauungsplan für die Dürrlewanger Mitte auf den Weg gebracht. Dieser lasse für die Wünsche der Bürger kaum Spielraum, davon ist Wick überzeugt. Damit könne das Büro nur noch eine Aufgabe haben: „Nämlich die Dürrlewanger dazu zu bringen, dass sie das, was sie eigentlich nicht wollten, am Ende doch wollen.“

Die SÖS steht mit ihrer Meinung allein

Karsten Eichstädt (CDU) entgegnete: „Wir schließen uns dieser Meinung nicht an und halten diese Argumentation für konstruiert.“ Zur Sozialen Stadt Dürrlewang habe es bereits eine sehr lebendige Auftaktveranstaltung gegeben. „Wir wünschen uns, dass das Projekt in diesem Sinne fortgeführt wird.“ Eyüp Ölcer (Freie Wähler) sah es ähnlich: „Das Projekt ist eine Chance. Gerhard Wick will nichts verändern. Aber die Welt dreht sich weiter. Es gibt in Dürrlewang viele Dinge, die man verbessern könnte.“ Wick antwortete: „Ich möchte viel verändern, aber eben in eine andere Richtung. Wir dürfen in der Sozialen Stadt nur spielen, aber nicht entscheiden.“

Heike Mössner nahm den Ball an. „Das Spielfeld für die Bürger ist sehr groß“, sagte die städtische Mitarbeiterin. Zwar seien die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung nicht bindend. Am Ende entscheide der Gemeinderat, räumte Mössner ein. Aber das Ziel sei es, dass sich die Wünsche der Bürger mit den Entscheidungen des Gemeinderats weitgehend decken.

Das Stadtteilmanagement ist das Bindeglied

Bindeglied ist das professionelle Stadtteilmanagement. Es „sorgt für die Abstimmung der aus der Bürgerbeteiligung hervorgehenden Projektwünsche mit den städtischen Ämtern und politischen Entscheidungsträgern und bereitet damit deren Umsetzung vor“, heißt es in dem Prospekt. Außerdem inspiriere und moderiere es den gesamten Bürgerbeteiligungsprozess und fördere nachhaltig Strukturen für den Bürgerbeteiligungsprozess.

Die Zustimmung der Stadträte vorausgesetzt, wird das Stadtteilmanagement sein Büro an der Osterbronnstraße 60 haben, also einem derzeit noch leer stehenden Geschäft innerhalb der Ladenzeile. Ansprechpartner vor Ort sollen Carolin Schork und Maik Bußkamp sein. „Das Stadtteilmanagement ist Organisator, Initiator und Kümmerer“, fasste Mössner zusammen. Die Stadt kennt das Büro Weeber + Partner bereits von anderen Stadtteilsanierungsprogrammen. Es war zum Beispiel in den Projekten in Gablenberg, Giebel und Hallschlag eingebunden. Mössner bezeichnete das Büro als einen „wertvollen Partner, der mit umfassenden und vielschichtigen Kompetenzen überzeuge. Die endgültige Entscheidung fällen die Mitglieder des Umwelt- und Technikausschusses am Dienstag.

Häuslebauer können Geld bekommen

Dürrlewang - Dürrlewang gehört zu den ersten Großsiedlungen in Stuttgart. Zwischen 1957 und 1965 sind in dem Stadtteil etwa 1900 Wohnungen entstanden. Mittlerweile ist der Stadtteil in die Jahre gekommen.

Sanierungsgebiet umfasst 17 Hektar

Darum hat der Gemeinderat im Oktober 2015 ein Sanierungsgebiet festgelegt. Die etwa 17,1 Hektar große Fläche umfasst aber nicht den ganzen Stadtteil. Sie reicht von der Osterbronnstraße im Norden bis zur Schopenhauerstraße im Süden und von der Dürrlewangstraße im Westen bis zur Galileistraße im Osten. Das Gebiet ist zunächst mit einem Förderrahmen von zwei Millionen Euro ausgestattet. Im Verlauf der Sanierung und entsprechend der Projektfortschritte will die Stadt weitere Fördermittel beantragen und weitere Flächen einbeziehen.

Vorteil für Eigentümer

Innerhalb des Sanierungsgebiets haben Eigentümer besondere Möglichkeiten aber auch Pflichten. Wer sein Haus oder seine Wohnung umfassend saniert, kann dafür Fördermittel bekommen und hat spezielle Abschreibungsmöglichkeiten. Um die Eigentümer zu beraten, beauftragt die Stadt einen sogenannten Modernisierungs- und Ordnungsmaßnahmenbetreuer. Ebenso wie beim Stadtteilmanagement gab es eine beschränkte Ausschreibung. Die Verwaltung schlägt vor, dem Büro Orplan an der Rotenbergstraße den Auftrag zu erteilen. Dieses ist bereits in fünf Gebieten in Stuttgart aktiv. Der Bezirksbeirat hat der Beauftragung des Stuttgarter Unternehmens in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich zugestimmt. Lediglich die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus stimmte dagegen. Die endgültige Entscheidung trifft der Umwelt- und Technikausschuss am Dienstag, 23. Februar. Ein positives Votum der Stadträte vorausgesetzt, könnte es am 2. Mai eine Informationsveranstaltung speziell für die Eigentümer geben.