Der Soziale Arbeitskreis am Fanny-Leicht-Gymnasium in Vaihingen bietet Kurse an, die Generationen verbinden. Senioren, die ihr Schulwissen wieder auffrischen wollen können kostenlos ihren Wissendurst löschen.

Vaihingen - Glatte 50 Jahre Altersunterschied liegen zwischen der Lehrerin Ioanna Tsitlakidou, 16, und ihren Schülern. Während Gerhard Fürst, der Seniorensprecher des Sozialen Arbeitskreises (SAK), und die Schülersprecherin Anissa Neber in der hinteren Reihe tuscheln, spricht Tsitlakidou im Geografiekurs mit 13 Senioren Klimazonen und Plattentektonik durch. „Die Senioren kommen hierher, um das aufzufrischen, was sie in der Schule gelernt haben“, sagt sie. Im Vergleich zum Unterricht mit Schülern seien diese aufmerksamer und schreiben mehr mit, anstatt die Beteiligung zu verweigern, stellt die Elftklässlerin fest.

 

Wissensdurst bringt Begegnung zwischen Jung und Alt

Im SAK des Fanny-Leicht-Gymnasiums unterrichten Schüler Senioren in unterschiedliche Fächern. Neben den Fremdsprachen Englisch und Französisch stehen auch Biologie, Physik oder Geografie und Geschichte an. Zurzeit setzt sich der Kreis aus 50 Schülern und 140 Senioren zwischen 60 und 85 Jahren zusammen. „Es ist eine Begegnung der Generationen. Die Alten sollen was für ihre grauen Zellen tun und die Schüler lernen, Unterricht zu gestalten“, sagt Fürst. Dies würde helfen, Vorurteile zwischen Jung und Alt abzubauen.

Das nächste Projekt: Ein Chor zur Weihnachtszeit

Für die kommenden Monate hat Fürst zwei Eisen im Feuer. „Zu Weihnachten planen wir einen Chor mit Senioren und Schülern aus dem SAK. Zudem steht im Juli das 75-jährige Jubiläum des Gymnasiums an“, sagt er. Er kann sich zu diesem Anlass vorstellen, eine historische Modenschau zu organisieren, da das Gymnasium einen großen Kleiderbestand hat. „Wir bilden darüber hinaus eine Arbeitsgruppe für das Jubiläum“, so Fürst.

Durch G8 sinkt das außerschulische Engagement

In Zukunft will der SAK die schwächer besuchten Kurse wie Informatik oder Physik stärker bewerben. Fürst stellt in Aussicht, einen Russischkurs ins Leben zu rufen. Allerdings leidet der SAK darunter, dass viele Schüler ab der elften Klasse sich wenig außerschulisch engagieren wollen. „Durch die verkürzte Oberstufe konzentrieren sich die Schüler auf die Schule und nehmen sich kaum Zeit für Projekte wie den SAK“, sagt Neber, die ihrerseits die zwölfte Klasse besucht.

Im Alter noch eine neue Sprache lernen

Dennoch kann die Sprecherin die Teilnahme als Schülerin im SAK nur empfehlen. Sie selber unterrichtet dort Literatur. „Als Schüler bekommt man viel fürs Leben mit“, sagt sie. Aufgrund ihrer Erfahrung hat sie vor, ein Lehramtsstudium zu beginnen, sobald sie das Abitur im Frühjahr in der Tasche hat. Bei den Senioren stößt der Einsatz ihrer jugendlichen Lehrer auf Dankbarkeit. Werner Armbuster, 83, nimmt bereits an seinem zweiten Englischkurs teil. Dass die Senioren untereinander Englisch reden und nicht einfach die Aufgaben aus den Schulbüchern abarbeiten, sieht er als Zugewinn: „Ich bin in Stuttgart mehrmals auf Englisch angesprochen worden. Mit den Sprachübungen bin ich schon so weit, den Weg erklären zu können.“

Info:
Die kostenlosen Kurse finden in den Schulräumen sowie in den Räumen des Gartenbauamtes, Fanny- Leicht-Straße 27, statt. Die Öffnungszeiten sind mittwochs und freitags von 13 bis 18 Uhr. Kontakt unter Telefon 7 35 62 10.