Bezahlbare Wohnungen sind gerade in Großstädten rar. Doch der soziale Wohnungsbau ist kein Patentrezept. Es wäre zu kostspielig und nicht zielführend, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Wohnungsnot ist eine der heikelsten sozialen Fragen unserer Zeit. Das Problem wird zum gesellschaftlichen Skandal, wenn sich einfache Polizisten, Erzieherinnen, Pflege- oder Verkaufspersonal vor allem dort keine bezahlbare Wohnungen mehr leisten können, wo sie als Arbeitskräfte händeringend gesucht werden: in Großstädten. Die Versäumnisse der Politik lassen sich an zwei Kennziffern ablesen, die entgegen der Notwendigkeiten beide rückläufig sind: der Bestand an Sozialwohnungen und die Zahl der Leute, die Wohngeld beziehen.

 

Wohnraum ist keine Ware wie jede andere. Auf dem freien Markt wären zu viele Menschen nicht konkurrenzfähig, die dringend eine Wohnung suchen. Wenn der Fürsorgestaat erwacht, ist allerdings Vorsicht geboten. Wer nicht blindwütig die Fehler der Vergangenheit wiederholen möchte, sollte nicht glauben, der forcierte Neubau hoch subventionierter Sozialwohnungen sei ein Patentrezept. Bis zu einem Drittel der Sozialmieter hat gar keinen Anspruch mehr auf eine vergünstigte Miete. Das in seine Wohnung investierte Steuergeld ist damit verschwendet – und fehlt, um Bedürftigeren zu helfen. Eine Fehlbelegungsabgabe oder befristete Mietverträge sind in der Praxis schwer durchzusetzen. Mit höherem Wohngeld für breitere Kreise ließe sich wohl mehr erreichen.