Marina Silverii belebt den ehrenamtlich gezimmerten, kleinen Begegnungsraum an der Breitscheidstraße.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Zerabruk war in seiner Heimat Eritrea Geburtshelfer. In Deutschland kann er in seinem alten Beruf nicht arbeiten. „Die Sprache“, sagt er nur knapp. Seit drei Jahren ist er in Deutschland, seit drei Jahren lernt er deutsch. Aber er tut sich schwer mit dem Verstehen. Nun hat er eine Ausbildung zum Servicehelfer im Sozial- und Gesundheitswesen angefangen und muss lernen.

 

Victoria Ölkrug studiert an der Uni Stuttgart Medizintechnik. Vor kurzem hat sie vor dem Begegnungsraum an der Breitscheidstraße einen Aushang gesehen, der Freundeskreis Asyl Stuttgart-West suchte ehrenamtliche Helfer für Lerngruppen. Die Studentin hat sich gemeldet. Zerabruk und Ölkrug sind an diesem Donnerstagnachmittag im Begegnungsraum ein Lernteam. „Wir gehen seine Unterlagen von der Berufsschule durch, ich erkläre ihm, was er nicht versteht“, sagt die 27-Jährige.

Das Holzhaus wurde von Studenten gebaut

Marina Silverii hat diese kleine Lerngruppe gegründet. In dem kleinen Holzhäuschen zwischen Hochschule für Technik und den Systemunterkünften für Geflüchtete sitzen Zweier- oder Dreiergrüppchen an den Tischen. Die Frauen im vorderen Bereich lernen alle mit einer Partnerin Deutsch. Fürs Projekt habe man viel Geld gesammelt als Freundeskreis, sagt Silverii.

Die Grünen Bezirksbeirätin und pädagogische Assistentin in einer Förderschule engagiert sich seit Jahren für Flüchtlinge. Den Begegnungsraum habe man sich eigentlich schon länger für die Unterkunft in der Forststraße gewünscht. Umso glücklicher war sie, als es dann eben an der Breitscheidstraße geklappt hatte. Zwei Architekturstudentinnen haben das Holzhaus entworfen und mit ehrenamtlichen Helfern gebaut. Der Freundeskreis West hat viel dazu gespendet. „Wir wollten aber nicht nur Geld geben, sondern engagieren uns“, sagt Silverii. Eine Hausaufgabenhilfe und ein Frauenfrühstück gibt es bereits, seit sechs Wochen nun die Lerngruppe.

Für die Frauen ist es ideal, weil sie ihre Kinder mitbringen können

Die meisten Flüchtlinge seien in Sprachkursen untergebracht. „Das reicht aber nicht. Man muss viel üben“, sagt Silverii. Ihre Lernpartnerin kann zwar schnell sprechen, aber es hapert an der Grammatik, sie macht viele Fehler, man versteht sie oft nicht so recht. „Ich muss viel korrigieren, aber deshalb arbeiten wir hier ja zusammen“, sagt Silverii. Ideal für die Frauen ist auch, dass die Kinder währenddessen auf dem Boden mit ihren Autos oder anderen Spielsachen aus dem Holzregal spielen. „Viele Frauen haben ja keine Möglichkeiten, ihre Kinder irgendwo zu lassen.“

Silverii hat einen Helferkreis von etwa 18 Personen zusammenbekommen, sodass nicht jeder Helfer jede Woche im Einsatz sein muss. Die Lernenden kommen aus Nigeria, Pakistan, Syrien oder Sri Lanka, viele wohnen in den Systemunterkünften. Zerabruk hat auch dort gewohnt. Nun lebt er in Bad Cannstatt. Insgesamt gefällt es ihm gut in Deutschland. „Aber ja, die Sprache“, sagt er noch einmal. Er hofft, dass er sich durch die Lerngruppe nun verbessert.