Die Lebens- und Arbeitsbedingungen ukrainischer Kriegsflüchtlinge sind in Europa sehr unterschiedlich. Sprachkenntnisse sind entscheidend für deren Integration in die jeweiligen Arbeitsmärkte. Die Muttersprache ist dabei nicht allein maßgeblich.
In den Staaten der Europäischen Union leben aktuell 4,3 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Seit dem russischen Überfall vor drei Jahren sind Millionen Menschen aus dem attackierten Land in den Westen geflohen. Zudem suchen knapp sechs Millionen ukrainische Binnenflüchtlinge Schutz in Regionen ihres Landes, die von militärischen Übergriffen unbehelligt sind. Diese Zahlen hat die Europäische Statistik-Behörde Eurostat veröffentlicht.
Die meisten Ukraine-Flüchtlinge leben in Deutschland und Polen. Dort haben etwa ein Drittel der nach Europa geflüchteten Ukrainer Obhut gefunden. Gemessen an der eigenen Bevölkerung haben Tschechien und Estland sich in der Hilfe für ukrainische Flüchtlinge von allen EU-Staaten am meisten engagiert.
Die Hilfe, die Menschen aus der Ukraine in Europa erfahren, ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Zahlen dazu hat der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags 2023 ermittelt. In Deutschland erhalten Ukraine-Flüchtlinge Bürgergeld. Das sind monatlich 563 Euro für Erwachsene. Wenn Paare zusammenleben, erhält der Partner 506 Euro. Für Minderjährige gibt es 357 bis 471 Euro im Monat. Die Kosten für Unterkunft und Heizung werden extra erstattet, sofern es sich um „angemessene Aufwendungen“ handelt, so die Richtlinien des Bundessozialministeriums.
In Belgien erhalten Ukraine-Flüchtlinge Sozialhilfe, die für Alleinstehende bei monatlich 1288 Euro liegt. Paaren stehen 1718 Euro zu. Frankreich gewährt den Ukrainern die gleiche Hilfe wie Asylbewerbern: 607 Euro monatlich für Erwachsene plus 7,40 Euro pro Tag für jedes weitere Familienmitglied. In Italien bekommen Ukrainer, die privat unterkommen können, drei Monate lang je 300 Euro, Kinder 150 Euro. Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften erhalten kein Geld. In Österreich gibt es Unterkunft und Verpflegung, dazu ein monatliches Taschengeld von 40 Euro. Wer privat untergebracht wird, erhält eine Verpflegungspauschale von 260 Euro im Monat, zudem einen Mietzuschuss zwischen 165 und 330 Euro. In Polen gibt es für Ukraine-Flüchtlinge laut Wissenschaftlichem Dienst „keine dauerhaften Geldleistungen“, lediglich eine Art Startgeld von 69 Euro. 120 Tage lang können die Kriegsvertriebenen kostenlos in einer öffentlichen Unterkunft leben, danach müssen sie 50 Prozent der Kosten selbst tragen. Familien erhalten pro Kind maximal 183 Euro an staatlichen Sozialleistungen.
In Europa gibt es große Unterschiede bei der Beschäftigung der Ukraine-Flüchtlinge. Nach Informationen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatten schon Ende des ersten Kriegsjahres in Großbritannien, den Niederlanden und Litauen mehr als 50 Prozent der Ukrainer einen Job. In anderen Ländern wie etwa Norwegen, Rumänien, der Schweiz oder Spanien lag die Beschäftigungsquote der Kriegsvertriebenen hingegen unter 15 Prozent. Deutschland liegt europaweit im Mittelfeld. Sprachbarrieren spielten dabei „eine herausragende Rolle“, so die IAB-Expertin Theresa Koch. Länder, in denen auch die einheimische Bevölkerung bessere Englischkenntnisse aufweist, hätten eine höhere Beschäftigungsquote, so ihr Befund.