Die Sozialstation hat sich einen Fortbildungsraum gebaut und dabei historische Glasfenster freigelegt.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Seit kurzem schaut der Heilige Geist auf die Fortbildungen in der Sozialstation Esslingen. Zwei Jugendstil- Kirchenfenster mit Eichenlaub-Dekor, Bibelsprüchen, der göttlichen Taube und einer Bibel wurden kürzlich bei einem Umbau wieder freigelegt. Bemerkenswert ist die elegante Jugendstilschrift der Bibelverse. Denn zeittypisch für Kirchenbauten wäre eine harte Frakturschrift gewesen. Noch bemerkenswerter ist die zarte pastellartige Lichtstimmung, in die das Glas den Saal jetzt taucht.

 

Fenster waren von innen zugemauert

Von außen waren die Fenster in dem 1903 erbauten Gebäude immer zu sehen gewesen, von innen allerdings waren sie zugemauert. Wann das geschah, weiß niemand mehr so genau. Als die Sozialstation die ehemalige methodistische Kirche in der Urbanstraße 1973 kaufte, war der große Saal wohl noch in Betrieb. Später wurden darin kleinteilige Büros untergebracht und die Decken waren verhängt.

Von ihrem ersten Arbeitstag an interessierte die Geschäftsführerin der Sozialstation, Renate Rösch, das Geheimnis der Fenster. Doch mussten 25 Jahre ins Land gehen, bis ein weiterer großer Umbau in der Sozialstation anstand.

Eine Wohngemeinschaft unter dem Dach wurde aufgegeben, deswegen wurden die Büros aus dem ehemaligen Betsaal nach oben verlegt und der Saal wurde wieder frei. Doch zunächst mussten die Handwerker die Einbauten entfernen, und endlich konnte man die Kirchenfenster wieder in in ihrer ganzen Schönheit sehen. Und auch ihren jämmerlichen Zustand. Sie wurden ausgebaut und von der Firma Saile in Stuttgart restauriert.

Saal dient den Fortbildungen

Der Saal dient jetzt vor allem für Fortbildungen. Hier schult die Station ihre Pflegekräfte, hier können sich die Mitarbeiter treffen. Denn die Mannschaft ist unter der Ägide von Renate Rösch kräftig gewachsen. Waren es vor 25 Jahren noch 28 Mitarbeiter, sind es jetzt rund 250 Kräfte, die in den verschiedenen Pflegestützpunkten in Esslingen tätig sind. Sie verteilen Essen auf Rädern, pflegen Alte und Gebrechliche, oder helfen in Familien mit kleinen Kindern aus, wenn die Eltern krank geworden sind.

Dementsprechend haben sich auch die Aufgaben von Renate Rösch gewandelt. Angefangen hat sie als Sozialarbieterin und Erzieherin, nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Wien hat sie hauptsächlich mit der Verwaltung zu tun. Gegründet hat die Sozialstation die frühere Stadträtin Lore Hirrlinger, die jetzt bereits in ihrem neunten Lebensjahrzehnt steht. Als eine der ersten Autofahrerinnen in Esslingen hat sie bereits in den 1950er Jahren Bedürftige versorgt. Ihr zu Ehren heißt der neue Saal jetzt Lore-Hirrlinger-Saal.