Die Sozialstation will bauen. Mitten im Planungsprozess steht der Naturschutz im Weg. Zunächst war guter Rat teuer.

Gerlingen - Es hatte sich alles so gut angelassen: In der Verwaltung der Sozialstation Gerlingen im Alten Rathaus geht es seit geraumer Zeit beengt zu. Doch mit einer neuen Geschäftsstelle in einem Haus der Stadt wurde es nichts. Da fand der Geschäftsführer vor gut einem Jahr eine Lösung für einen neuen Sitz der Geschäftsstelle: Hinter dem Einkaufszentrum sollte an der Gutenbergstraße ein Neubau erstellt werden auf einem städtischen Grundstück. Nach den Plänen, die Anfang Januar 2018 bekannt wurden, sollte das Systemhaus ein Jahr später fertig sein. Doch es gab eine Verzögerung. Der Grund: ein Schilf-Röhricht. Das fällt unter das Naturschutzgesetz. Nun scheint die Klippe umschifft, der Bauantrag ist in Arbeit.

 

Gemeinderat genehmigt Baupläne

Der Gemeinderat hatte die Verträge in seiner letzten Sitzung des Jahres 2017 genehmigt: Danach überlässt die Stadt Gerlingen der gemeinnützigen Gesellschaft Pflegeverbund Strohgäu-Glems ein Grundstück im Gewerbegebiet Gutenbergstraße in Erbpacht, ohne einen Erbbauzins. Bisher zahlt die Gesellschaft, die Betreiber der Sozialstationen Gerlingen und Leonberg ist, Miete für die Räume im Alten Rathaus. Das Haus in Modulbauweise sollte Anfang 2019 in Betrieb gehen. Vor einem halben Jahr aber, im Frühsommer, zeichneten sich Schwierigkeiten ab: Auf einem Teil des Grundstücks in der Nähe des Aischbachzuflusses wächst Schilf. „Wir wollten das mähen, um den Boden zu begutachten“, berichtet der Geschäftsführer Reinhard Ernst, „und haben im Landratsamt angefragt.“ Ergebnis: „Wir durften das nicht.“ Die Baupläne wurden gestoppt, der Naturschutz und ein Gutachter eingeschaltet.

Der Fachmann habe festgestellt, so Ernst, dass keine schützenswerten Tiere auf dieser Fläche heimisch seien. Das Schilf an sich aber ist ein gesetzlich geschütztes Biotop nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes, teilte das Landratsamt Ludwigsburg dazu mit. Die Baufläche des Hauses aber sei nicht betroffen, so Ernst.

Parkplätze fallen weg

Er plante um: der Parkplatz für die Dienstfahrzeuge und die Autos der Mitarbeiter musste etwas anders gestaltet und um einige Stellplätze reduziert werden, sodass die Fläche des Schilfes außen vor bleibt. „Das ist eine lösbare Situation“, meint der Geschäftsführer, stellt aber eines klar: „Unsere Leute können ihre Autos nicht einfach auf den Real-Parkplatz stellen.“ Jetzt sei der Bauantrag nach einer Verzögerung von einem halben bis dreiviertel Jahr so weit, dass er im Rathaus bearbeitet werden könne.

Die Stadt Gerlingen wollte zu einer Anfrage unserer Zeitung zu diesem Thema keine Stellung nehmen. Insbesondere interessierte, ob dem Grundstückseigentümer der Schilfbewuchs und dessen naturschutzrechtliche Einstufung bekannt war. „Zu diesem laufenden Verfahren können derzeit leider keine Auskünfte veröffentlicht werden“, teilte eine Sprecherin mit, „zu einem späteren Zeitpunkt können wir hoffentlich mehr Informationen geben.“