In Galicien sprudeln 300 Thermalquellen aus dem Boden. In 21 Bädern kann man sie genießen und dabei das grüne Hinterland erkunden.

Caldas de Reis - Das Pferd eines römischen Soldaten soll Galiciens Thermalquellen berühmt gemacht haben. Der Legende nach hat sich das Tier beim Bad in einer warmen Lache von den Verletzungen einer Schlacht erholt. Seitdem tun es ihm die Menschen nach: Sie nutzen eine der 300 Heilquellen, die in der Region durch den Granitboden sprudeln, mit 15 bis 72 Grad Celsius. 21 davon werden als Heilbäder genutzt. Die Geschichte vom Pferd erzählt Chus Piñeiro, Leiterin der traditionsreichen Badeanstalt Balneario Davila, in weißem Kittel und weißen Sandalen.

 

Das Bad befindet sich in der Kurstadt Caldas de Reis, im Souterrain eines denkmalgeschützten Hauses. Unter Piñeiros Füßen breitet sich die Wärme der 42 Grad warmen Quelle aus, die unter dem Marmorboden aus dem Erdreich fließt. Ein leichter Geruch nach faulen Eiern steigt in die Nase. Er ist typisch für Galiciens schwefelhaltiges Heilwasser. Hier speist eine Quelle das gesamte Wassersystem der Therme. Seit 1780 strömen Menschen hierher, um Sitzbäder zu nehmen, um Nase und Rachen zu duschen, zum Inhalieren und sich Entspannen. Das Wasser von Caldas de Reis enthält auch Lithium, Silizium und Natron.

Kleine Möbel aus exotischen Hölzer

Wird es mindestens eine Woche lang täglich angewendet, lindert es Schuppenflechte und Neurodermitis, Gelenkbeschwerden und Erkrankungen der Atemwege und wirkt gegen Stress. Das bestätigen Generationen von Galiciern - und zunehmend auch Reisende von auswärts, die die wasserreiche Region nicht nur auf dem Jakobsweg entdecken wollen. Thermen-Hopping bietet sich an, denn die meisten Kurbäder stehen im grünen Hinterland, am Waldrand oder am Flussufer. Das kleine, gepflegte Badehaus in Caldas de Reis verbreitet mit seinem Park und einem Wäldchen aus hohem, schwarzem Bambus Ruhe: Blank polierte Armaturen, weiß-blaue Kacheln, Marmorwannen und kleine Möbel aus exotischen Hölzern zeugen von der Zeit der Belle Epoque. Der ehemalige Besitzer hat das Kurbad im Jahr 1908 im Kolonialstil erneuert, seine Nachkommen haben es bis heute so erhalten.

„Wir wollen uns nicht verändern“, sagt Piñeiro. Das Wort Spa sollte man bei der Fachfrau nicht in den Mund nehmen. Mit Wellnesslandschaften voller Leitungswasser haben die Heilbäder Galiciens wenig gemein, wenn auch einige der Nachfrage stattgegeben und große Hallenbäder mit Jacuzzis eingerichtet haben. Doch die Heilwirkung des Wassers geht dabei fast verloren. „Große Becken müssen gechlort werden“, sagt Piñeiro. Bei ihr und ihren vier Mitarbeiterinnen wird Wasser als Naturheilmittel eingesetzt, ein Arzt steht begleitend zur Verfügung. Wickel, Druckduschen, Packungen und Massagen stehen im Programm. Und ja, ein kleiner Whirlpool lockt am Ende jeder Behandlung, „gefüllt mit reinem Heilwasser“.

Neben Wellness gibt es viele Sport- und Outdoor-Aktivitäten

Caldas de Reis ist eine der wichtigsten und ältesten Kurstädte Galiciens. Dort steht neben dem Balneario Davila das Balneario Acuña, das ebenfalls den Flair der Jahrhundertwende ausstrahlt. Beide Häuser stehen am Flussufer mitten im Ort. Sie wenden sich an preis- und gesundheitsbewusste Reisende. Großspuriger geht es auf der Halbinsel La Toja am Atlantik oder in Mondariz zu - zwei renommierten Heilbäder, in denen sich bis heute spanischer Geldadel zum Kuren in guter Gesellschaft trifft. Schwimmbäder mit Blick aufs Meer, Golfplätze, ein Fünf-Sterne-Hotel und ein Kasino locken im noblen La Toja, und Mondariz ist für viele das beste Kurbad Spaniens. Der kleine Ort rund um die große Therme funktioniert wie ein Resort: Neben Wassertherapie und Wellness gibt es viele Sport- und Outdoor-Aktivitäten. Wer die wildromantischen Auenlandschaften Galiciens kennenlernen möchte, der kann Zuflucht an den weitläufigen Ufern des großen Flusses Miño und seiner Zuflüsse suchen. Sie schlängeln sich um die Städte Ourense und Lugo bis zum Grenzgebiet zu Portugal hinunter und sind gesäumt von Thermen.

Einige davon sind kostenlos und locken mit Becken unter freiem Himmel. Viele Einheimische nutzen diese Art der Entspannung. Auch dort, wo das Wasser zum Trinken geeignet ist, wie in dem Kurort Guitiriz, hat sich bei den Einheimischen eine lange Tradition etabliert. „Wassergänger“ heißen dort solche Leute, die täglich mit einem Glas in der Hand zum Brunnen des heiligen Johannes laufen und heldenhaft das lauwarme, nach Eiern schmeckende Wasser trinken, um sich von Verdauungs-, speziell Gallenproblemen zu befreien.

Der Brunnen entspringt einer von drei unterirdischen Quellen. Aus ihnen speist sich der Kurbetrieb: 500 Kubikmeter Heilwasser verbraucht das Haus mit seinen 103 Zimmern im Monat. Das Kurhotel liegt abseits des Dorfes und hat einen Golfplatz. Guitiriz liegt auf halber Strecke zwischen Lugo, Santiago und Coruña. Küstengegenden wie Finisterre oder die Costa da Morte im Norden sind greifbar nah.

Infos zu Galicien

Anreise
Nach Santiago de Compostela fliegt man von Deutschland aus mit Zwischenstopp in Bilbao, Palma de Mallorca oder Barcelona. Flüge von Stuttgart aus bieten u. a.: Germanwings, www.germanwings.com , Air Berlin, www.airberlin.com . Weiter geht es dann mit Vueling, www.vueling.com , oder Iberia, www.iberia.com .

Unterkunft
Therme Guitiriz, Carretera del Balneario s/n, 27300 Guitiriz, Provinz Lugo. DZ/F ab 70 Euro, www.balneariodeguitiriz.com ;

Therme Cuntis, Hotel La Virgen. DZ/F ab 65 Euro. Rúa do Balneario, 1, 36670 Cuntis (Provinz Pontevedra), www.termasdecuntis.com .

Einen Überblick über alle Thermen und Hotels in Galicien (mit Karte) unter www.balneariosdegalicia.com und www.balnegal.com . 19 von 21 Thermen haben eigene Hotels, fast alle mit Vier-Sterne-Niveau. Die meisten Kurbäder liegen im ländlichen Hinterland, vier befinden sich in einem Stadt- oder Ortskern, zwei sind an der Küste.

Allgemeine Informationen
www.fremdenverkehrsamt.com/reiseziele/galicien.html

Sehenswürdigkeiten/Ausflüge
Ganz Galicien ist von einem dichten Wegenetz überzogen, fast alle sind Teilstrecken des Jakobsweges. Infos zu Wanderungen in der Nähe erteilen die Thermen. Einen Überblick verschafft die Website www.turgalicia.es , dort auf „Sendas para descubrir un país“ klicken oder gleich die folgende Webadresse in den Browser eingeben: www.turgalicia.es/localizador-de-recursos?langId=es_ES&filtro=%23TP:6