Knochenbrüche und andere Katastrophen: der spanische König Juan Carlos macht gerade keine guten Zeiten durch. Am Samstag hat er Geburtstag. Doch nach Feiern dürfte ihm nicht zumute sein, denn sein Ansehen hat schwer gelitten.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Vor einem Monat ist Juan Carlos de Borbón y Borbón, König der Spanier, wieder einmal aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er hatte sich der dritten Hüftoperation innerhalb eines Jahres unterziehen müssen. Ob der Monarch seine Rehabilitation dieses Mal mit größerer Ruhe angehen lassen werde, wollte ein Journalist wissen – nach der vorigen Operation hatte sich seine Prothese durch eine ungestüme Bewegung sehr schnell wieder gelockert. „Wie gemein ihr seid!“, antwortete der König mit einem Lachen im Gesicht. Und: ja, dieses Mal wolle er sich in aller Ruhe auskurieren.

 

Juan Carlos, der am 5. Januar 75 Jahre alt wird, leidet unter Hüftarthrose. Das ist in seinem Alter nichts Ungewöhnliches. Doch mehr als der Verschleiß seiner Gelenke muss den Monarchen der Verschleiß seines Ansehens kümmern. Vor gut 37 Jahren bestieg er, vom langjährigen Diktator Francisco Franco dazu ausersehen, den spanischen Thron. In den ersten aufregenden Jahren der wiedererstandenen spanischen Demokratie gewann er sich die Sympathie und den Respekt seiner Landsleute. In den folgenden, langweiligeren Jahrzehnten der Konsolidierung der Demokratie musste er erfahren, dass er sich mit seinen Anfangserfolgen kein dauerndes Anrecht auf Zuneigung erworben hatte. Die muss er sich täglich neu erkämpfen. Der Kampf wird immer schwerer zu gewinnen.

Wie ein Schuljunge, der bei einem Streich erwischt wird

Doch Juan Carlos gibt sich nicht so schnell geschlagen. Er streitet für sein Ansehen. Er ist ein Vollblutkönig. Er will die Spanier davon überzeugen, dass sie es mit ihrem Monarchen von Francos Gnaden, trotz allem, gut getroffen haben. Deswegen sprach er im vergangenen Frühjahr diese Sätze, die in die Geschichte der spanischen Monarchie eingehen werden: „Es tut mir sehr Leid. Ich habe einen Fehler begangen. Es wird nicht wieder vorkommen.“

Sätze wie die eines Schulbuben, der bei einem Streich erwischt worden ist. Der Streich, bei dem er erwischt wurde, war eine Elefantenjagd in Botswana im April 2012. Die Großwildjagd in Zeiten der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten stieß den Spaniern übel auf. Das königliche Schuldeingeständnis vor laufender Kamera war der einzige Weg, den Schaden halbwegs wieder gut zu machen.

Haben die Spanier ihm den Ausflug nach Afrika verziehen?

Ob die Spanier ihrem König den Afrikaausflug verziehen haben, ist schwer zu sagen. Die ausgesprochen professionell geführte Pressestelle des Königshauses berichtet von internen Umfragen, nach denen Botswana schon wieder vergessen sei. Doch auffällig ist, dass das staatliche Sozialforschungsinstitut CIS schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr nach der Akzeptanz der Monarchie unter den Spaniern fragt. Zuletzt hatte das CIS im Oktober 2011 wissen wollen, wie die Spanier über das Königshaus denken – wobei sich die Tendenz des langsam erodierenden Vertrauens der Vorjahre bestätigte. Seitdem dürfte das Ansehen der Monarchie noch weiter gelitten haben. Doch Zahlen darüber fehlen.

Lange Jahre war das Königshaus die meistgeschätzte Institution unter den Spaniern. Das war insofern bemerkenswert, als sich Spanien schon einmal seines Königs (Alfons XIII., dem Großvater von Juan Carlos) entledigt hatte und 1931 die Republik ausrief. Doch nach Francos Tod Ende 1975 erwies sich der junge Juan Carlos, für viele überraschend, als Garant des demokratischen Übergangs. Im Februar 1981 verhinderte er mit entschiedenem Auftreten einen Putschversuch rechter Militärs. Die älteren Spanier haben ihm das nie vergessen. Doch die Jüngeren kennen ihr Land nicht anders als als Demokratie. Dass der Rechtsstaat noch einen königlichen Schutzschild bräuchte, können sie sich nicht vorstellen.

Dann auch noch die Affäre um den Schwiegersohn

Den heutigen Kritikern der spanischen Monarchie geht es weniger um die Person von Juan Carlos und seinen privaten Lebenswandel, als ums demokratische Prinzip. Sie sehen eine staatlich alimentierte Königsfamilie, die sich niemals irgendwelchen Wahlen stellen musste und offenbar gedankenlos ihre Privilegien genießt. Während Millionen von Spaniern nicht wissen, wie sie bis zum Monatsende durchkommen sollen, geht Juan Carlos auf eine mehrere Zehntausend Euro teure Elefantenjagd. Gravierender noch: der königliche Schwiegersohn Iñaki Urdangarin, Ehemann der Infantin Cristina, nutzte seine Position offenbar für unsaubere Geschäfte, um sich und die Seinen illegal zu bereichern. Urdangarin wird sich deswegen aller Voraussicht nach vor einem Gericht in Palma de Mallorca verantworten müssen. Das selbe Gericht hält seine Frau Cristina bisher für gänzlich schuldlos. Dass sie völlig ahnungslos gewesen sein soll, fällt vielen Spaniern schwer zu glauben.

Juan Carlos wird seinen Geburtstag in aller Stille begehen. Nach großen Feierlichkeiten dürfte ihm nicht zumute sein. Den Spaniern noch weniger.