In Spanien steht die Schwester von König Felipe, Infantin Cristina, wegen Beihilfe zum Steuerbetrug vor Gericht. Das Verfahren soll sich bis in den Sommer ziehen.

Palma de Mallorca - Die spanische Prinzessin Cristina und ihr Ehemann Iñaki Urdangarin sind am Montag auf der Baleareninsel Mallorca erstmals als Angeklagte vor Gericht erschienen. Ihnen werden Veruntreuung staatlicher Gelder, Steuerbetrug und andere Delikte vorgeworfen. Das Ehepaar äußerte sich nicht, als es unter strengem Polizeischutz an Reportern vorbei ins Gerichtsgebäude begab. Ihr Anwalt forderte, die Vorwürfe gegen die Infantin fallenzulassen.

 

Cristina, die Schwester König Felipes VI., steht als erstes Mitglied der Königsfamilie seit Wiedereinführung der Monarchie 1975 in einem Strafprozess vor Gericht. Der 50-Jährigen wird Steuerbetrug vorgeworfen, dafür droht ihr eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren.

Cristinas Verteidiger Jesús Maria Silva verwies darauf, dass Steuerverfahren in Spanien eingestellt werden, wenn sie nicht von der Staatsanwaltschaft in Gang gesetzt wurden. Diese Vorgehensweise müsse auch für die Infantin gelten. Die Staatsanwaltschaft glaube nämlich gar nicht, dass die 50-Jährige ein Verbrechen begangen habe. Der Prozess kam durch die Klage privat organisierter Gruppen zustande. Es wurde erwartet, dass die Richter über den Antrag auf Verfahrenseinstellung bis spätestens Dienstag entscheiden.

6,2 Millionen Euro veruntreut?

Cristinas Mann muss sich wegen schwerwiegenderer Delikte verantworten: Urdangarin soll seinen Titel als Herzog von Palma genutzt haben, um öffentliche Aufträge an Land zu ziehen und anschließend so erhaltene Gelder von mehr 6,2 Millionen Euro veruntreut haben.

Die Einnahmen aus den staatlichen Aufträgen, die der frühere Handballspieler und Olympiamedaillengewinner Urdangarin erhielt, flossen in die von ihm mit einem Geschäftspartner gegründete Stiftung Nóos. Diese vermittelte Seminare und Sportveranstaltungen zur Tourismusförderung. Den Vorwürfen zufolge fanden einige der Veranstaltungen nie statt oder wurden vor Beginn der Finanzkrise 2008 zu überhöhten Preisen in Rechnung gestellt.

Cristina und ihr Mann sollen das Immobilienberatungsunternehmen Aizoon als Tarnfirma genutzt haben, um Gelder der Stiftung abzuzweigen und sich damit einen extravaganten Lebensstil zu finanzieren. Dieses Geld hätte den Steuerbehörden als Einkommen gemeldet werden müssen, doch soll dies nicht geschehen sein.

Details aus dem Privatleben erwartet

Bevor die Angeklagten am Montag eintrafen, nahmen die Behörden einen Demonstranten fest, der ein Fahne der Anti-Monarchie-Bewegung bei sich hatte. Eine kleine Gruppe durfte gegen das Königshaus demonstrieren, als Cristina und ihr Mann in einer Limousine mit abgedunkelten Scheiben vorfuhren. Im Gericht nahmen sie schweigend auf der Anklagebank Platz. Bereits als Cristina 2014 vor einem Untersuchungsrichter aussagen musste, hatten Tausende Republikaner gegen die Monarchie demonstriert.

Der Prozess gegen das Paar und 16 Mitangeklagte soll sechs Monate dauern. Die Zeugenaussagen sollen im Februar beginnen. Es wird erwartet, dass auch zahlreiche Details über das Privatleben des Paares zur Sprache und damit an die Öffentlichkeit kommen. Wegen der Vielzahl von Angeklagten und Anwälten sowie des großen Medieninteresses wurde der Prozess vom Gericht in einen größeren Gebäudekomplex am Rand der Inselhauptstadt Palma de Mallorca verlegt.