Tapas und spanische Spezialitäten – das bietet das Restaurant José Y Josefina, das am Sonntag an der Ecke Gutenberg- und Rötestraße im Stuttgarter Westen eröffnet. Die Betreiber sind keine Unbekannten in der Stuttgarter Gastronomieszene – und alle Spanier.

Stadtkind: Tanja Simoncev (tan)

S-West - Der Stuttgarter Westen wird ein bisschen spanischer. Am 3. September eröffnet an der Ecke Gutenberg- und Rötestraße das Restaurant „José Y Josefina“. Die Betreiber sind in der Stuttgarter Gastronomie-Szene und in der gar nicht so kleinen spanischen Gemeinde hier keine Unbekannten: der Vollblut-Gastronom und -Spanier Juan Miguel Blanco del Rio, der Koch und gebürtige Barceloner Jorge Cocolina Huerta und José Luis Fernández Martinez, als cooler Kellner bekannt aus dem Fellini.

 

Die Nachbarn sind schon sehr gespannt

Die letzten Gläser werden poliert, Stühle zurecht gerückt, die Gerichte Probe gekocht. In wenigen Tagen eröffnet an der Ecke Gutenberg-/Rötestraße das Restaurant „José Y Josefina“. Zwischendurch immer wieder neugierige Blicke von draußen, interessierte Nachbarn können es scheinbar kaum erwarten, fragen erwartungsvoll: „Wann macht ihr auf?“ Das freut die Betreiber sehr, schließlich steckt jede Menge Herzblut in dem Eck-Lokal.

„Das Restaurant ist einen Hommage an meine Eltern José und Josefina, die leider vor einigen Jahren verstorben sind“, sagt Blanco del Rio. Es sei seine Art „Dankeschön“ zu sagen. „Durch das Vertrauen meiner Eltern bin ich überhaupt erst zur Gastronomie gekommen, damals war ich 20 Jahre alt“, erinnert sich der heute 45-Jährige. Zu dieser Zeit sei er im Billard-Café 7-Up Geschäftsführer gewesen und habe die Möglichkeit bekommen, das Lokal zu übernehmen. „Mein Vater hat damals sein Hab und Gut verpfändet, um mir den Start in der Gastro zu ermöglichen“, so der Gastronom, der – mit seinem Bruder – auch das Deli am Hans-im-Glück-Brunnen und das Classic Rock Café betreibt. Schon zu dieser Zeit habe er mit dem Gedanken gespielt: „Mensch, so ein spanisches Lokal wäre schon toll.“ Verwirklicht hat er es nun, 25 Jahre später.

Eine Tortilla wie von Josefina

Vor vier Jahren hat er Jorge Cocolina Huerta kennengelernt. Über einen Bekannten sei man zusammen gekommen. Der Deli-Chef war gleich begeistert von dessen Kochkünsten, dem Enthusiasmus und der Liebe zum Kochen. Ausschlaggebend für die heutige Zusammenarbeit der beiden sei ein ganz bestimmtes Gericht gewesen. „Jorge kann einen Tortilla zaubern, die der meiner Mutter in nichts nachsteht“, betont Blanco del Rio. Ein großes Kompliment für den spanischen Koch. Nach einem Catering-Auftrag für das spanische Konsulat häuften sich schließlich die Anfragen. Das eigene spanische Lokal wurde immer mehr zum Thema. Das war vor zwei Jahren.

Da Jorge Cocolina Huerta bereits im Vorgänger-Café Chiquilín ausgeholfen hatte und so direkt von der Aufgabe des Lokals durch die ehemaligen Betreiber wusste, führte letztlich eines zum anderen. Die Sache war schnell unter Dach und Fach. Komplettiert wurde das Trio vom „coolen Kellner“ aus dem Fellini: José Luis Fernández Martinez, der nach mehr als 20 Jahren in der italienischen Gastronomie zum Spanier wechselte.

Mischung aus Tapas-Bar und Restaurant

Und die Räumlichkeiten haben sich verändert. „Bis auf die Wände haben wir alles komplett rausgerissen“, berichtet Blanco del Rio. Die Küche, der Boden – alles sei neu. „Wir haben auch alles selbst gestaltet.“ Das Endergebnis ist eine Mischung aus Tapas-Bar, Restaurant und spanischem Wohlgefühl. „Deshalb ist das Lokal auch mehr oder weniger dreigeteilt aufgebaut. Die Stühle sind super gemütlich, die habe ich auch bei mir Zuhause“, gibt der Gastronom lachend zu.

Weil das spanische Lokal „José Y Josefina“ einen gewissen südländischen Flair rüberbringen möchte, sind nur Spanier angestellt. Es soll schließlich authentisch zugehen. Das spiegelt sich natürlich auch beim Essen wieder. Spanische Gerichte mit spannendem, modernem Twist sollen künftig die Stuttgarter Gaumen erfreuen. Die Gäste erwartet ein kulinarischer Kurz-Trip durch Spanien. Bestimmte Themenabende mit musikalischer Beilage sind in Planung.

Im Restaurant sei jeder willkommen, der Freude an der spanischen Küche hat, betonen die drei Betreiber. „Auf einer Seite möchten wir den Nicht-Spaniern die spanische Küche auf anderer Ebene näher bringen, auf der anderen Seite wollen wir Spaniern das Gefühl geben: Hey, das ist wie Zuhause.“

Spanier in Stuttgart

Generalkonsulat
Das spanischen Generalkonsulat mit Sitz an der Lenzhalde betreut rund 21 000 in Baden-Württemberg lebende Spanier, viele davon wohnen in Stuttgart und Umgebung. Hier gibt es auch zahlreiche Vereine, vom Sportverein bis hin zu Fan-Clubs von Real Madrid und dem FC Barcelona.

Gastronomie
In Stuttgart gibt es laut einschlägigen Gastro-Verzeichnissen zwischen 20 und 30 spanische Bars und Restaurants, angefangen beispielsweise vom Désirée in der Markthalle über die Systemgastronomie Besitos bis hin zur Legende Er Vaquita oder dem vor allem auch bei Touristen beliebten Cortijo.

Familie
Das Classic Rock Café und das Deli sind eine GmbH und gehören zusammen. 2001 haben es Juan Blanco del Rio, sein Bruder David und Partner Ralf Köninger übernommen, jetzt betreiben es die Brüder allein. Im Frühjahr haben sie den Schwabengarten in Leinfelden-Echterdingen übernommen.