Das Outsourcing in den Krankenhäusern schreitet weiter voran: Seit vielen Jahren drücken die Kliniken mit Hilfe von Servicegesellschaften ihre Personalkosten. Das Problem für die Beschäftigten: Dort wird deutlich geringer bezahlt.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die deutschen Krankenhäuser gliedern immer mehr Aufgaben in Servicegesellschaften aus – auch mit dem Ziel, Tarifverträge zu unterlaufen und unter dem Druck des Gesundheitssystems die Personalkosten zu senken. Dieser Trend wird durch neue Zahlen der Bundesregierung untermauert.

 

Demnach haben sich die Personalausgaben der Kliniken in ausgelagerten Bereichen zwischen 2010 und 2018 von fast zwei auf vier Milliarden Euro verdoppelt, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die unserer Zeitung vorliegt. Zugleich ist der Anteil der outgesourcten Personalkosten an den Kosten der Stammbelegschaften bundesweit von vier auf sechs Prozent angestiegen.

Da es sich zum größten Teil um Beschäftigte im Niedriglohnbereich handelt, verbergen sich dahinter geschätzt mehr als 100 000 Vollzeitkräfte, so die Mannheimer Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut. Beziehe man die hohe Teilzeitquote ein, dürften bis zu 200 000 Beschäftigte in Servicegesellschaften arbeiten.

Zwei Milliarden Euro höhere Personalkosten in acht Jahren

Für die Ausgliederung etwa der Bereiche Reinigung, Gebäudetechnik, kaufmännische Verwaltung, Küche, Wäscherei oder Labor gibt es einen zentralen Antrieb: Die Fallpauschalen würden dazu zwingen, die Personalkosten soweit wie möglich zu senken – „ohne Rücksicht auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten“. Kritisiert wird auch, dass die Bundesregierung offenkundig keinen Handlungsbedarf sehe.

In Baden-Württemberg haben sich die Personalkosten aller Krankenhäuser von 6,2 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 8,5 Milliarden acht Jahre später erhöht. Die Aufwendungen für ausgelagerte Leistungen stiegen von 212 auf 430 Millionen Euro. Somit wuchs der Anteil der ausgelagerten Kosten an den gesamten Personalkosten von 3,4 auf 5,1 Prozent – womit der Südwesten im günstigeren Drittel landet.

Private Träger gliedern öfter aus

Deutlich höher ist der Anteil der outgesourcten Personalkosten in Berlin und Bremen, was auch auf die Tochtergesellschaften der öffentlichen Krankenhäuser in den Stadtstaaten zurückzuführen sei.

Private Träger gliedern im Verhältnis am meisten aus, gefolgt von öffentlichen Trägern – freigemeinnützige Einrichtungen halten sich eher zurück. „Vielleicht zahlen die freigemeinnützigen generell schlechter und müssen deshalb nicht so viel ausgliedern“, mutmaßt Akbulut.