Gefühlt geht die Saison immer länger, die Natur setzt dennoch ein Ende: Die Spargelsaison ist bald vorbei. Weil die Pflanze dann eine längere Ruhepause braucht, damit sie im kommenden Jahr wieder für eine üppige Ernte sorgen kann.

Stuttgart - Noch liegen die feinen Stangen ordentlich gestapelt auf dem Verkaufstresen auf dem Stuttgarter Marktplatz, aber der Verkäufer macht seiner Kundschaft schon einmal ordentlich Angst: „Noch bis Samstag gibt’s Spargel“, sagt Christian Koch, „dann ist die Saison vorbei.“

 

Die weißen Stangen sprießen wesentlich früher als früher, mit Folien heizen die Landwirte den Boden, in diesem Jahr gab’s die ersten Stangen bereits Mitte März. Das Ende steht aber mit dem Stichtag 24. Juni fest: Die Regel besagt, dass die Pflanze dann mindestens 100 Tage Zeit braucht bis zum ersten Frost. In dieser wächst sie zu einem Busch heran und sammelt wieder Energie, ein Teil davon wird quasi in den Wurzeln eingelagert, damit die Pflanzen im nächsten Jahr wieder austreiben können und neue Spargelstangen bilden.

Mit weißer Folie wird die Entwicklung verzögert

Bei Klaus Bauerle, dem größten Anbieter in der Region, der auf rund 90 Hektar Spargel anbaut, geht die Saison auf dem Schmidener Feld übrigens noch ein bisschen länger. Sein Trick: Was mit schwarzer Folie geht, geht auch mit weißer. Die eine heizt den Boden auf, die andere verzögert die Entwicklung bei den Pflanzen. „Bis nächste Woche gibt’s noch Spargel“, sagt Bauerle, aber dann sei auch bei ihm Schluss.

Mit der Ernte sei er sehr zufrieden, in diesem Jahr sei alles ganz extrem gewachsen. Was aber auch seine Schattenseiten für die Landwirte hat. Der Preis beim Spargel ist in diesem Jahr nämlich recht schnell auf ein niedriges Niveau gefallen – und dort angesichts des massigen Angebots geblieben. Auf dem Markt kostet das Kilo auch gegen Ende der Saison nur sieben Euro. Da die Anbaufläche in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist, sieht Christian Koch für die Landwirte da ein gewaltiges Problem. „Ich vermute, das dauerhaft niedrige Preisniveau spüren einige Produzenten ganz gewaltig“, sagt Koch, ihn würde es nicht wundern, wenn dies für einzelne Betriebe zu einem existenziellen Problem würde.

„Das Wetter macht halt brutale Kapriolen“

Klaus Bauerle versteht die Sorgen, sieht aber zudem die positive Seite: „Besser als eine Missernte wie im Jahr davor ist so ein Jahr in jedem Fall. Damals haben wir die Kirschen auf den Bäumen einzeln gesucht, jetzt hängen die Bäume voll.“ Aber vor Probleme stelle einen diese Fülle schon. Die Erdbeersaison, die in normalen Jahren zehn Wochen andauere, sei nach nur fünf Wochen bereits wieder vorbei, „weil alles derart extrem gewachsen ist“. Bei einem Feld weit oben am Berg habe er die Pflanzen sogar mit Stroh abgedeckt, damit die Früchte später reifen, geholfen habe dies kaum.

Ähnlich geht das Jahr nun weiter. Himbeeren und Johannisbeeren seien nun dran, Stachelbeeren und sogar schon Brombeeren. „So ein extremes Klima habe ich noch nie erlebt“, sagt Bauerle, er vermute sogar, dass bis in zwei Wochen die ersten Zwetschgen und frühe Äpfel geerntet werden können, seine Tafeltrauben seien ebenfalls schon wesentlich weiter als geplant. Was Bauerle nur den Kopf schütteln lässt: „Das Wetter macht halt brutale Kapriolen.“