Sparkasse baut in Leonberg für 60 Millionen Euro Eine Investition, die sehr viel wert ist
Trotz mancher Kritik: Das Bauprojekt der Kreissparkasse bringt Leonberg deutlich voran, meint unser Leonberger Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.
Trotz mancher Kritik: Das Bauprojekt der Kreissparkasse bringt Leonberg deutlich voran, meint unser Leonberger Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.
Groß war das Aufsehen, als die Kreissparkasse Böblingen vor mehr als fünf Jahren die Neubaupläne für ihre Direktion Leonberg präsentierte. Fast 60 Jahre lang gab es bis dato am Rande der Altstadt einen dreigeschossigen Flachbau, damals der Hauptsitz der noch eigenständigen Kreissparkasse Leonberg. Auch nach der Zerschlagung des Landkreises 1972 blieb das Gebäude Sitz der neuen Direktion Leonberg innerhalb der vergrößerten Kreissparkasse Böblingen.
Dass der Bau mit dem Charme der Fünfziger nicht den Anforderungen eines modernen Bankbetriebs entspricht, war unumstritten. Insofern stießen im Frühjahr 2019 die Pläne der Kreissparkasse, ihr Gebäude durch ein neues zu ersetzen, im Leonberger Rathaus auf offene Ohren. Zumal das Kreditinstitut auf seinem Gelände 71 Wohnungen realisieren wollte, 22 davon sozial gefördert. Für den gebeutelten Leonberger Immobilienmarkt ein mehr als warmer Regen.
Was bei einigen weniger gut ankam, waren die Dimensionen des Projektes. Die Sparkasse wollte fünfgeschossig bauen. Die Anwohner in der nahen Burghalde, einem bevorzugten Wohngebiet in Halbhöhenlage, fürchteten um ihre Aussicht. Die Bedenken schwappten in die politische Diskussion über. Bilder von einer schluchtenartigen Grabenstraße, die ihrem Namen alle Ehre machen würde, wurden entworfen, um ein fünftes Obergeschoss heftig gestritten.
Als im Januar 2020 der Leonberger Planungsausschuss das Projekt mit hauchdünner Mehrheit ablehnt, hat der damalige Vorstandschef Detlef Schmidt die Nase voll: Er lässt das ganze Projekt an einem Freitag platzen. Über das Wochenende gibt es hektische Krisengespräche. Am Ende erklärt der Gemeinderat die Abstimmung des Ausschusses für ungültig, weil ein Mitglied als Anwohner befangen gewesen sei. Nach erneuten erbitterten Auseinandersetzungen und der Zusage der Sparkasse, das fünfte Geschoss im Wohnhaus zurückzusetzen, gibt es im Februar 2020 endlich grünes Licht.
Und jetzt? Gewiss: Ruft man sich die Ansicht des Direktionsgebäudes von früher in Erinnerung, sind heute andere Dimensionen zu sehen. Doch nun, da an vielen Stellen das abgebaute Gerüst den Blick auf die Außenfassade freigibt, zeigt sich auch, dass das Gebäude längst nicht so wuchtig wirkt, wie von manchem prophezeit. Letztlich ist es direkte Zentrumslage und kein Park oder Wald.
Was vor allem aber zählt: Ein kommunales Kreditinstitut investiert nahezu 60 Millionen Euro in die eigene Zukunft am Standort Leonberg und in 71 Wohnungen. Das ist im wahrsten Sinne des Worte sehr viel wert.