Der Sparkassenverband Baden-Württemberg eröffnet seine Akademie im Europaviertel. Bereits im Vorfeld gab es Lob für das Bauprojekt, das vom ehemaligen OB Wolfgang Schuster als „Weichenstellung“ für das Stuttgart-21-Areal am Hauptbahnhof bezeichnet wird.
Stuttgart - Die Freude ist groß bei Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) wird sich später in seinem Grußwort fragen, „warum der Herr Schneider heute grinst wie ein Honigkuchenpferd“. Schneiders Freude ist so groß, dass er mit Verve ein paar Testhüpfer auf dem Trampolin der Akademie-Terrasse macht. Bei untergehender Abendsonne blickt er auf den Pariser Platz, der nun von dem LBBW-Hochhaus zur Rechten und dem Gebäude der Südleasing und der Stadtbibliothek zur Linken eingerahmt wird. „Wir wollten der LBBW eben weiter im Nacken sitzen“, scherzt Schneider.
Später bei der Eröffnungsfeier schlägt Schneider dann weihevollere Töne an: „Heute ist ein großer Tag in der Geschichte der baden-württembergischen Sparkassenfinanzgruppe.“ Denn an diesem Freitag wird die neue Sparkassenakademie im Europaviertel eröffnet. Bereits im Vorfeld gab es viel Lob für das Bauprojekt. Der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Schuster nannte es eine „Weichenstellung“ für das Stuttgart-21-Areal am Hauptbahnhof. Durch das Herzstück versprechen sich viele die Belebung des Europaviertels durch Seminarbesucher – bis zu 1000 werden täglich erwartet.
Da passt es, dass das etwa 6200 Quadratmeter große Grundstück von oben aussieht wie ein Tortenstück, so als sei es das Sahnehäubchen des Europaviertels. In der Tat kann sich das Weiterbildungszentrum sehen lassen: 21 Schulungsräume, 148 Wohnstudios, zwei Restaurants, ein Konferenzsaal für 600 Personen und eine Tagesstätte für 45 Kinder von Akademiemitarbeitern und Seminarteilnehmern. Alles ist mit modernster Technik ausgestattet, beispielsweise mit multimedialen Touchscreens in den Seminarräumen oder einer Erdwärmeheizung über „Energiepfähle“ im Boden.
Bau der Akademie kostet 85 Millionen Euro
Die Exzellenz hat ihren Preis: 85 Millionen Euro kostete der Bau der Akademie. Das Architekturbüro ist, wie auch beim LBBW-Hochhaus und dem Südleasing-Gebäude, das Stuttgarter Büro Wöhr Mieslinger Architekten. Der Pariser Platz erscheint nun wie aus einem Guss.
Durch die Feierlichkeiten gerät leicht in Vergessenheit, wie schwer die Geburt des jüngsten Kindes der Sparkassenfamilie war. Ursprünglich wollte die Immobilientochter der LBBW das brach liegende Gelände für einen Neubau nutzen. Die Bankenkrise vereitelte die Pläne und der Sparkassenverband sprang in die Lücke. Die Dachorganisation der 54 Sparkassen im Land ist mit 40,5 Prozent Haupteigner der LBBW.
Seminare beginnen am Montag
Unmut über die Zentralisierung der Weiterbildung gab es in den Gemeinden der beiden bisherigen Schulungszentren, in Rastatt und in Neuhausen (Kreis Esslingen). In Rastatt soll auf dem Areal ein Wohngebiet entstehen, in Neuhausen ist die Zukunft des Geländes hingegen noch nicht klar.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beglückwünschte den verband zu dem „stolzen Gebäude“ und lobte die Sparkassen als wichtigen Bestandteil des dreigliedrigen Bankensystems, das sich in der Krise bewährt habe. „Wir sind ganz bewusst ins Herzen Stuttgarts gegangen“, sagte Schneider und verband damit die Hoffnung, dass durch die gute Verkehrsanbindung mehr der Akademiebesucher mit der Bahn anreisen. Das gefiel auch OB Kuhn, der Schneider zur Eröffnung einen Apfelbaum aus dem Kapuzinerkloster Neuhausen schenkte. Für die ersten Seminaristen wird der allerdings noch keine Früchte tragen. Die Seminare beginnen am Montag.