Der Landes-Verband der Sparkassen weist einen Gewinn von knapp einer Milliarde Euro aus. Probleme bereiten den Instituten vor allem die Niedrigzinsphase und die Banken-Regulierung.

Stuttgart - Peter Schneider, der Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg, ist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das zeigte sich auch am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz des Verbandes in Stuttgart. Die besonders interessanten Aussagen, beispielsweise zu den umstrittenen Scala-Verträgen in Ulm, lieferte Schneider allerdings erst auf Nachfrage und nach der offiziellen Vorstellung der Zahlen.

 

Bis dahin klang alles noch ganz gut: Mit dem Jahresergebnis nach Steuern von 1,069 (Vorjahr: 1,103) Milliarden Euro sei man „zufrieden“, vor allem das „stark wachsende“ Kreditgeschäft, speziell bei Immobilien und für Unternehmen, habe geholfen, die negativen Effekte durch die Niedrigzinsphase und die Regulierungsauflagen zu kompensieren. Die Kundeneinlagen stiegen 2015 auch um 1,4 Prozent auf nun 125,4 Milliarden Euro – das Wachstum kommt aber ausschließlich durch die Privatkunden. „Sicherheit ist weiterhin Trumpf vor der Zinserwartung“, sagte Schneider. Bei Unternehmen sind die Einlagen hingegen rückläufig. Aber auch das sah der Sparkassen-Präsident positiv: „Die Unternehmen investieren wieder stärker.“

Höchstwerte bei der Kreditvergabe

Das vergebene Kreditvolumen konnten die Sparkassen bei allen Kundengruppen steigern. Im vergangenen Jahr hatten sie 113,6 Milliarden Euro verliehen. Knapp die Hälfte davon (56,3 Milliarden Euro) machten Immobilienkredite aus, wovon über 80 Prozent an Privatpersonen verliehen wurden. Neue Darlehen an Unternehmen wurden in Höhe von 13,3 Milliarden Euro zugesagt. „Das sind die höchsten Werte in den vergangenen zehn Jahren“, sagte Schneider. Die während der Finanzkrise gewonnenen Marktanteile „werden wir natürlich verteidigen“. Zwar gebe es noch keinen finalen Überblick zum Marktanteil, aber bei einem Wachstum von 4,6 Prozent bei den Krediten habe man „mit Sicherheit keine Anteile verloren“, sagte der baden-württembergische Verbandsgeschäftsführer Joachim Herrmann.

Dass die Verteidigung schwierig werden könnte, zeigt sich am Jahresergebnis: Es ist seit Jahren leicht rückläufig, wie Schneider auf Nachfrage zugab. Die Kosten-Ertrags-Relation stieg 2015 erneut auf jetzt 61,8 Prozent. Sprich: um einen Euro zu verdienen, müssen die 2303 Sparkassen im Land im Schnitt rund 62 Cent aufwenden. Da half es auch nicht, dass 2015 insgesamt 76 Filialen geschlossen wurden.

Die Niedrigzinsphase gebe „ein böses Erwachen“

Hauptprobleme seien die niedrigen Zinsen am Anleihenmarkt sowie die Regulierung der Banken – beides Themen, zu denen sich Schneider in Rage reden kann: „Viele Menschen glauben, mit überbordender Regulierung das Risiko aus dem Bankgeschäft zu nehmen.“ Das gehe aber nicht. Durch die Auflagen entstünden den Sparkassen im Land IT-Mehrkosten von 240 Millionen Euro pro Jahr. Auch gegen die niedrigen Zinsen wetterte Schneider: „Das gibt ein ganz böses Erwachen.“ Sparer seien die Verlierer dieser Niedrigzinsphase. Der Verbandspräsident geht davon aus, dass sie „noch Jahre dauern wird“.

Im Streitfall über die Scala-Verträge der Ulmer Sparkasse ließ sich Schneider ein Detail entlocken: Kläger und Sparkasse seien „sehr weit in Vergleichsverhandlungen“. Kunden hatten geklagt, nachdem die Ulmer Sparkasse versucht hatte, sie aus den hochverzinsten und daher für sie unrentablen Sparverträgen herauszudrängen.

Die Fusion der Landesbausparkassen (LBS) von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sei so weit „in trockenen Tüchern“, es fehle lediglich noch das O. K. der Politik, sagte Schneider. Der Vorstandsvorsitzende der LBS Baden-Württemberg, Tilmann Hesselbarth, sagte, man werde spätestens 2017 mit neuer Vertriebsstruktur und neuen Konditionen am Markt auftreten. Besonders in Rheinland-Pfalz sehe man noch Wachstumspotenziale.