Die Debatte um die Zukunft der Esslinger Stadtbücherei geht in eine entscheidende Phase: Am Montag stellt die Stadtverwaltung ihre Pläne für eine Modernisierung vor. Von Erweiterung ist nicht mehr der Rede. Der Unterstützungskreis der Bücherei kritisiert das.

Für die Esslinger Stadtbücherei schlägt die Stunde der Wahrheit: Am Montag wird die Stadtverwaltung im Verwaltungs- und Kulturausschuss ihre Pläne vorstellen, im Dezember soll der Gemeinderat entscheiden. Für die Rathausspitze ist nur noch die Modernisierung ein Thema – von der versprochenen Erweiterung ist keine Rede mehr. Für den Unterstützungskreis der Bücherei ist das ein Unding. „Oberbürgermeister Klopfers Zusage, man wolle nur die Pausentaste drücken, war reine Augenwischerei“, sagt Friedemann Gschwind. Seine Mitstreiter und er haben die Pläne unter die Lupe genommen und viele Ungereimtheiten festgestellt.

 

Erweiterung wäre vom Tisch

Mit einer Dreiviertelmehrheit hatten die Esslinger beim Bürgerentscheid 2019 für die Modernisierung und Erweiterung der Bücherei im Pfleghof gestimmt. Danach hatte ein Architektenwettbewerb einen hoch gelobten Entwurf gebracht, doch im Mai hatte der Oberbürgermeister die Baukosten von geschätzten 25 Millionen Euro auf geschätzte 61 Millionen Euro korrigiert und gefordert, die große Lösung auf irgendwann in den 30er-Jahren zu verschieben und nur eine „kleine, feine Sanierung“ zu planen. Die Behebung der baurechtlichen Mängel und des Sanierungsstaus, die sich in mehr als zwei Jahrzehnten angesammelt haben, soll „innerhalb der bestehenden Flächen“ erfolgen. Die Erweiterung wäre damit vom Tisch.

Die Verwaltung schlägt vor, zur Aufrechterhaltung des Büchereibetriebs 7,6 Millionen Euro vorzusehen – verteilt auf die Jahre 2023 bis 2029. „Das sind Dinge, die man längst hätte tun müssen“, sagt Gschwind. Weitere 7,4 Millionen Euro könnten ebenfalls verteilt auf sieben Jahre „zur Verbesserung der Raum- und Aufenthaltsqualität sowie der konzeptionellen Verbesserung der Bibliotheksarbeit“ investiert werden. Dort finden sich Maßnahmen wie der Austausch schadhafter Fenster, zusätzliche Schadstoffbeseitigung, die Erneuerung der Schließanlage, die Ertüchtigung des seitlichen Eingangs Webergasse oder die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage. „Bei vielem weiß man nicht, welchen Mehrwert das für die Bibliotheksarbeit bringen soll“, so Gschwind: „Niemand fordert 61 Millionen Euro. Wir wünschen uns jedoch eine ernsthafte Diskussion darüber, was uns die Stadtbücherei wert ist, wie sie sich entwickeln kann und soll und welche Einsparmöglichkeiten es gibt.“

Neue Ideen brauchen Platz

Hermann Beck vom Unterstützungskreis begrüßt die konzeptionellen Gedanken zur Weiterentwicklung der Bücherei in der Sitzungsvorlage: „Es gibt viele kluge Gedanken, was man zusätzlich tun könnte. Dass mehr Angebote mehr Platz brauchen, kümmert aber keinen. So ist das nur eine Mogelpackung.“ Besonders ärgern sich viele im Unterstützungskreis, dass die Stadt über die Zukunft des Nachbarhauses Heugasse 11, das zur Bücherei-Erweiterung nötig ist, erst später entscheiden will: Beck: „Der OB hat zugesagt, dass sich die Stadt eine große Lösung nicht verbauen wird. Ein Verkauf der Heugasse 11 kann deshalb nicht in Frage kommen. Deshalb muss alles zusammen diskutiert werden. Wir sollten schauen, wie wir gemeinsam etwas Gutes hinkriegen. Mit diesem Angebot geht das nicht. Esslingen hat Besseres verdient.“

Das sieht auch Petra Helmcke vom Unterstützungskreis so: „In diesen Zeiten braucht Esslingen solche Orte mehr denn je. Die neue Bücherei ist eine Investition in die Zukunft – gerade für die Innenstadt.“ Dass viele eine qualifizierte inhaltliche Diskussion zur Zukunft der Bücherei von der Kommunalpolitik erwarten, wurde beim jüngsten Treffen des Unterstützungskreises deutlich. „Die Fragen wurden klar gestellt. Was weiter fehlt, sind substanzielle Antworten“, beklagte Jürgen Kretschmer. Und er war damit nicht alleine.

Der Verwaltungs- und der Kulturausschuss diskutieren am Montag, 14. November, ab 16.30 Uhr im Alten Rathaus über die Bücherei-Pläne.