Zunächst hieß es, aufgrund der schlechten Ertragslage würden alle Mitarbeiter der EnBW für die nächsten vier Jahre auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. Doch nun zeigt sich: Der Verzicht sieht anders aus.

Stuttgart - Die Nachricht hatte große Wellen geschlagen: Angesichts der schlechten Ertragslage verzichteten alle Mitarbeiter der EnBW – sowohl leitende Angestellte als auch Tarifmitarbeiter – für die nächsten vier Jahre auf 6,3 Prozent ihres Einkommens, so hatten Vorstandschef Frank Mastiaux und Finanzvorstand Thomas Kusterer bei der Bilanzvorlage Ende März in Stuttgart mitgeteilt. Wie sich nun herausstellt, besteht dieser Verzicht nicht in einer Gehaltskürzung, sondern in der Streichung der Erfolgsbeteiligung. Bei den leitenden Angestellten wird die variable Vergütung entsprechend gekürzt. Dies bestätigte die EnBW unserer Zeitung.

 

Selbst auf mehrfache Nachfragen zu dem Gehaltsverzicht hatten die EnBW-Manager Ende März die Form des Verzichtes nicht konkretisiert und ließen so den Eindruck entstehen, es gehe um eine – üblicherweise als relativ dramatisch einzustufende – Gehaltskürzung. Die Erfolgsbeteiligung, die bei der EnBW in einer Betriebsvereinbarung vereinbart ist, hängt hingegen definitionsgemäß von der Ertragssituation eines Unternehmens ab. Für die Jahre 2017 bis 2020 ist die Betriebsvereinbarung nun ausgesetzt, was intern bereits Mitte Dezember kommuniziert worden ist. Die EnBW hat das Geschäftsjahr 2016 mit einem Verlust in Höhe von 1,8 Milliarden Euro abgeschlossen. Auch die Anteilseigner – im Wesentlichen das Land und die oberschwäbischen Gemeinden der OEW – müssen auf eine Dividende verzichten.

EnBW: Beitrag aller Beteiligten zu den Effizienzmaßnahmen

Dietrich Herd, der Konzernbetriebsratsvorsitzende der EnBW, sagte gegenüber unserer Zeitung, die Betriebsräte seien vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation des Konzerns dazu bereit gewesen, vorübergehend auf die Zahlung einer Erfolgsbeteiligung zu verzichten. Sollte sich die Ertragslage aber schneller als angenommen verbessern und an die Anteilseigner eine Dividende ausgeschüttet werden, habe man mit dem Konzern vereinbart, dass die Mitarbeiter eine dividendenabhängige Sonderzahlung von mindestens 500 Euro erhielten. Kusterer hatte den Einspareffekt über die vier Jahre auf insgesamt 40 Millionen Euro beziffert.

Der Wert von 6,3 Prozent bezieht sich auf ein Dezembergehalt. Grundsätzlich kann die Erfolgsbeteiligung laut der Sprecherin in einem Korridor von 65 bis 115 Prozent einer Monatsvergütung liegen. Der Mittelwert liegt bei 90 Prozent, und dies entspricht den genannten 6,3 Prozent des Jahreseinkommens. Für das Jahr 2016 wurde die Beteiligung mit dem Aprilgehalt ausgezahlt. Sie belief sich auf 71 Prozent.

Der Beitrag bedeute einen spürbaren Verzicht auf einen festen Vergütungsbestandteil und sei damit ein bewusster Beitrag aller Beteiligten zu den Effizienzmaßnahmen, sagte die Sprecherin.