Bisher war die Schulsozialarbeit der Keplerstadt beim Böblinger Verein für Lebenshilfe angesiedelt, ab Herbst endet die Zusammenarbeit. Nicht, weil man unzufrieden ist – sondern, weil man sparen möchte.

Die Entscheidung sei kein Misstrauensvotum, es ginge stattdessen um Organisationsstrukturen, so der CDU-Stadtrat Michael Hofbauer in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Der Anlass: Der Weil der Städter Gemeinderat hat in dieser beschlossen, die Vereinbarung mit dem Verein für Jugendhilfe im Landkreis Böblingen zu kündigen. Dieser hatte bisher das Kinder- und Jugendbüro und die Schulsozialarbeit an der Heinrich-Steinhöwel-Schule, der Peter-Härtling-Schule, der Realschule und Würmtalschule übernommen. Ab September wird das nun nicht mehr so sein: Die acht Mitarbeitenden in Weil der Stadt werden von der Stadtverwaltung übernommen und am Amt für Jugend und Soziales angesiedelt.

 

Kooperation kostet Stadt 85 000 Euro

Der Grund für diese Entscheidung, so betonten es Gemeinderäte und Verwaltungsmitglieder immer wieder, sei nicht etwa, dass man mit den Leistungen des Vereins nicht mehr zufrieden sei. Ausschlaggebend waren stattdessen, wie so häufig in Weil der Stadt, die Kosten. Neben den Personalkosten für die acht Mitarbeitenden zahlt die Stadt dem Verein für Jugendhilfe auch einen Anteil an sogenannten Overhead-Kosten. Diese umfassen etwa die Leistung im Rahmen der Fach- und Dienstaufsicht, die der Verein übernimmt, decken aber für den Verein auch organisatorische Aufwendungen, etwa die Buchhaltung. Aktuell liegt dieser Beitrag bei 20 Prozent der Personalkosten, also rund 85 000 Euro im Jahr – Tendenz steigend.

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Gleichzeitig kommt mit dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in Grundschulen noch ein hartes Stück Arbeit auf die Stadt zu. Schon jetzt gibt es in den Weiler Grundschulen jeweils eine Schülerbetreuung, im Grundschulbereich der Würmtalschule sogar schon ein Ganztagesangebot. „Aber wir haben keinen Koordinations- oder Beratungsposten“, erklärt die Sozialamtsleiterin Tanja Kübler. „Das ist schon länger eine offene Baustelle.“

Es werden Gelder für neue Stelle frei

Schließen lässt sich die Lücke nur mit zusätzlichem Personal. Das soll nun parallel zu der Auflösung der Zusammenarbeit mit dem Verein für Jugendhilfe angeschafft werden. Eine neue Stelle muss her, aber die Stadt hat kaum Geld. „Wir sparen also bei den Overhead-Kosten“, so Kübler.

Nicht nur die Aufgaben im Zuge der Ganztagesbetreuung sollen nun in den Händen der neuen 80-Prozent-Stelle liegen. Das neue Personal soll außerdem die fachliche Beratung der acht Schulsozialarbeiter übernehmen, die bisher beim Verein für Jugendhilfe angesiedelt war. Vollzogen werden soll der Wechsel zum 31. August. Den Schwerpunkt setzt man bei der neuen Stelle aber ganz konkret auf die Ganztagesbetreuung. Auch, weil die Schulsozialarbeiter in Weil der Stadt zum Teil schon lange in der Keplerstadt arbeiten, gut vernetzt sind und effektiv zusammenarbeiten. „Oft rufen die Mitarbeiter vor Ort die ganz große Unterstützung vom Verein gar nicht ab.“

Lob für die Arbeit der Schulsozialarbeiter

Für die gute Arbeit bekommen die Schulsozialarbeiter aus Weil der Stadt auch im Zuge der Diskussion im Gemeinderat viel Lob. „Mir imponiert die hervorragende Zusammenarbeit des Teams sehr, ihre Arbeit hat eine sehr gute Qualität“, sagte etwa der Grünen-Stadtrat Stefan Kunze, der auch Schulleiter an der Merklinger Würmtalschule ist. „Wir übernehmen tolle Mitarbeiter und bekommen eine notwendige Stelle dazu.“

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Der CDU-Stadtrat Hofbauer sorgte sich um steigende Kosten: „Reicht eine 80-Prozent-Stelle oder müssen wir vielleicht drauflegen, wenn die Anforderungen steigen?“ Der Bürgermeister Christian Walter (parteilos) beschwichtigte das. „Auch der Verein für Jugendhilfe würde das umlegen, die Kosten würden für uns dann sogar überproportional steigen“, sagte er. Vom neuen Modell ist der Bürgermeister überzeugt: „Wir holen uns die Schulsozialarbeit ins Haus, sparen Geld und stärken die Aufstellung des Amtes.“