Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück versteht Sparüberlegungen von Finanzvorstand Lutz Meschke zur Senkung der Arbeitskosten als Kampfansage. Er kündigt an: „Jetzt steige ich in den Ring, um das Soziale zu verteidigen.“

Stuttgart - Beim Autobauer Porsche zeichnet sich eine heftige Auseinandersetzung über Einsparungen in der Produktion ab. Betriebsratschef Uwe Hück hat Sparüberlegungen von Finanzvorstand Lutz Meschke mit scharfen Worten eine Absage erteilt. „Meschke hat uns Produktionern bei Porsche den Kampf angesagt. Und er kann sich darauf verlassen: jetzt steige ich in den Ring, um das Soziale zu verteidigen“, kündigte der Betriebsratschef an. Der Finanzvorstand hatte zuvor in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ angekündigt, dass es keine Tabus geben dürfe. „Alles muss auf den Prüfstand – auch die Steinkühler-Pause“, verlangte Meschke.

 

Hück stellte klar, dass er diese nach dem Gewerkschafter Franz Steinkühler benannten zusätzlichen bezahlten Pausen für Akkordarbeiter für eine Errungenschaft zur Humanisierung der Arbeit hält, die er um jeden Preis verteidigen werde. „Wer an die Pause rangeht und versucht, sie wegzunehmen, bekommt richtig Ärger“, sagte der Betriebsratschef und fügte kategorisch hinzu: „Die Steinkühler-Pause bleibt. Da gibt es nichts zu verhandeln.“ Die Steinkühler-Pause wurde in der Metall-Tarifrunde 1973 in Baden-Württemberg von den Beschäftigten nach einem dreiwöchigen Streik durchgesetzt. Noch nicht einmal während der schlimmsten Krise bei Porsche 1992 bis 1994 habe jemand diese Erholzeiten infrage gestellt, gab Hück zu bedenken. Und die heutigen zweistelligen Umsatzrenditen fahre Porsche nicht trotz, sondern auch wegen der Steinkühler-Pause ein. „Da muss man doch ein Loch im Kopf haben, die abschaffen zu wollen“, polterte Hück. Porsche gilt als profitabelster Autohersteller der Welt. In der ersten Hälfte dieses Jahres schaffte die Stuttgarter VW-Tochter eine Umsatzrendite von 17 Prozent.

Die Sparüberlegungen des Finanzvorstands stehen in Zusammenhang mit hohen finanziellen Belastungen durch den Ausbau und die Modernisierung der Standorte sowie hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Die in Europa geplanten schärferen Emissions-Grenzwerte verursachen zudem zusätzliche Kosten, die laut Meschke nicht voll in Form von höheren Preisen an die Kunden weitergegeben werden können. Die von der EU-Kommission verlangte Reduzierung des CO2-Ausstoßes bringe Mehrkosten von 2000 Euro pro Fahrzeug, die der Kunde nicht bezahlen werde. Das Unternehmen müsse also nach Möglichkeiten suchen, um die Kosten zu senken. Dazu muss die Belegschaft nach den Vorstellungen des Finanzvorstands einen Beitrag leisten.

Im Herbst wird über das „Standortpaket 2020“ verhandelt

Porsche hat zudem vor Kurzem angekündigt, dass die Arbeitnehmer auch einen Beitrag zur Sicherung des Stammwerks Zuffenhausen leisten sollen. In der Produktion arbeiten dort mehr als 3100 Männer und Frauen. Im Juli wurden dazu Eckpunkte vorgelegt. Zum „Standortpaket 2020“ gehört der Ausbau der Fahrzeugmontage sowie ein neuer Karosseriebau für die Sportwagen. Demnach rollen Boxster, Cayman, 911er sowie der Supersportwagen 918 künftig ausschließlich im Stuttgarter Stammwerk vom Band. Die geplanten Maßnahmen umfassen Investitionen von deutlich über 400 Millionen Euro. Sie sollen zu einem Drittel über eine erhöhte Flexibilisierung von Arbeits- und Pausenzeiten finanziert werden, wie Betriebsratschef Hück und Produktionsvorstand Oliver Blume in einem gemeinsamen Schreiben an die Belegschaft mitteilten. Im Stammwerk Zuffenhausen hat Porsche bereits in den vergangenen Jahren kräftig an der Produktivitätsschraube gedreht. Dies soll laut Finanzvorstand Meschke fortgesetzt werden.

Zu den Eckpunkten zählt auch, dass nochmals 100 bisher befristete Mitarbeiter in der Produktion einen festen Arbeitsvertrag erhalten sollen. Im Herbst wollen beide Seiten über die Details dieses „Standortpakets 2020“ verhandeln. Die bislang geltende Vereinbarung zur Standortsicherung läuft Mitte 2015 aus.