Die neue Klinik sei die Grundlage einer zukunftsträchtigen Gesundheitsversorgung im Landkreis Göppingen, betonen Politiker und Mediziner beim offiziellen Baustart. Der Neubau soll 2024 fertig sein. Bis dahin türmt sich in Jebenhausen der Aushub.

Göppingen - Dies sei ein „ganz besonderer Moment“ für den Landkreis Göppingen, sagte der Landrat Edgar Wolff am Montagvormittag beim Spatenstich für das neue Krankenhaus im Eichert. Immerhin habe die Kreispolitik sieben Jahre lang auf den Neubau hingearbeitet, mit keinem anderen Projekt hätten sich die Kreisräte so lange und so intensiv beschäftigt wie mit diesem. Bei keinem hätten sie so ausführlich hinter die Kulissen geschaut und sich informiert. Und kein anderes war je so teuer. Rund 309 Millionen Euro soll der Neubau kosten, 168 Millionen davon schießt das Land zu.

 

Wohl mit Blick auf Kritiker, die nach wie vor bezweifeln, ob der Neubau tatsächlich notwendig ist, erinnerte der Landrat daran, dass er sein Amt keineswegs angetreten habe, „um eine neue Klinik zu bauen.“ Doch im Laufe der Beratungen habe er sich – ebenso wie sämtliche Kreisräte – davon überzeugen lassen, dass der Neubau wesentliche Vorteile gegenüber der lange diskutierten Sanierung der alten Klinik habe. Diese Sichtweise bekräftigte auch der kaufmännische Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken, Wolfgang Schmid: Eine Kernsanierung des bestehenden Gebäudes wäre demnach teurer, aufwendiger und riskanter gewesen, außerdem wären die Belastungen für die Patienten größer.

Lucha: „Wir bauen hier die Klinik der Zukunft.“

„Ihre Entscheidung, ein neues Krankenhaus zu bauen, ist natürlich richtig“, bescheinigte auch der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha (Grüne) den Kreispolitikern und dem Landrat. „Wir bauen hier die Klinik der Zukunft“, sagte er. Diese biete deutlich mehr Möglichkeiten als das alte Krankenhaus, schließlich müsse man heutzutage viele neue technische und soziale Entwicklungen in der Medizin berücksichtigen.

Bei aller Einigkeit über die Bedeutung der neuen Klinik, einen Seitenhieb konnte sich Lucha nicht verkneifen. „Wir haben hier ja noch so eine kleine Baustelle“, sagte er mit Blick auf den weiter schwelenden Disput zwischen den Alb-Fils-Kliniken und dem Christophsbad über die Versorgung von Schlaganfallpatienten.

Verwaltungsgericht muss über Disput zwischen den Kliniken befinden

Zurzeit liegt das Thema beim Verwaltungsgericht in Stuttgart, denn die Alb-Fils-Kliniken haben gegen die Entscheidung des Landes geklagt, die Versorgung zumindest für die nächsten zwei Jahre der privaten neurologisch-psychiatrischen Fachklinik Christopshbad zu überlassen. Das Christophsbad wiederum hat gegen die zweijährige Befristung geklagt. Eine Entscheidung steht noch aus. Aber Lucha zeigte sich zuversichtlich, dass man auch diesen Konflikt lösen werde. Er sei damals „not really amused“, also nicht wirklich erbaut, über das Vorgehen der beiden Kliniken gewesen, gab Lucha zu. „Aber heute haben wir hier Sonnenschein und Friedensstimmung“, fuhr er mit Blick auf das Wetter und den ausdrücklichen Dank fort, den der Landrat zuvor an das Christophsbad gerichtet hatte.

Denn die Privatklinik hat den Alb-Fils-Kliniken gestattet, einen Teil des Aushubs auf einem ihrer Grundstücke zwischenzulagern, das sich in unmittelbarer Nähe der Baustelle befindet, nämlich zwischen der Klinik, dem Göppinger Ortsteil Jebenhausen und dem Waldeckhof.

Ein Teil des Aushubs soll bei Jebenhausen gelagert werden

Auf den bisher als Acker genutzten 12 000 Quadratmetern sollen rund 80 000 Tonnen des Aushubs von der Baustelle landen. Der Berg, der dort vorübergehend aufgeschüttet wird, soll bis zu 8,30 Meter hoch werden. Wenn die neue Klinik fertig und die alte abgerissen worden ist, soll das Material genutzt werden, um das Gelände wieder aufzufüllen und zu modellieren.

Da sich das Zwischenlager so nah bei der Baustelle befinde, könne man enorme Transportstrecken vermeiden und damit auch Abgase und Feinstaub, sagte Wolff. Das Landratsamt hat das Zwischenlager im Grunde so gut wie genehmigt, das Umweltschutzamt der Behörde hat entschieden, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht nötig sei, da keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten seien. Bei einem Erörterungstermin, bei dem Bürger ihre Einwände vorbringen konnten, zeigte sich allerdings, dass nicht jeder diese Einschätzung teilt.

So kritisierte ein Anwohner den zu erwartenden Lärm, denn die Baustelle soll von 6 bis 22 Uhr laufen, und in dieser Zeit wird auch das Zwischenlager angefahren. Die Verantwortlichen versprachen, zu versuchen, die Zeiten etwas zu begrenzen. Walter Hauke vom Nabu und der Vorsitzende des Naturkundevereins Göppingen, Anton Hegele, wiesen auf die Gefahr von Schwelbränden im bitumenhaltigen Posidonienschiefer hin, der auf dem Areal gelagert werden soll. Das Landratsamt hält das hingegen für so gut wie ausgeschlossen, denn zu einer Entzündung sei viel Energie nötig, etwa ein Blitzschlag. Doch da das Gelände unterhalb des Eicherts liege, sei ein solcher unwahrscheinlich.

Der Neubau in Zahlen

Kosten:
Der Neubau verschlingt 309 Millionen Euro, 168 Millionen übernimmt das Land. Hinzu kommen 3,6 Millionen Euro für die neue Kindertagesstätte, 6,8 Millionen für das Parkhaus, 18,6 Millionen für das Personalwohnheim und 7,1 Millionen für das Bildungszentrum sowie weitere Millionen für Abbruchkosten, Rücklagen und anderes, womit sich die Gesamtinvestition auf 371 Millionen beläuft. Das Land schießt 1,3 Millionen für das Parkhaus zu und voraussichtlich 4 Millionen für das Bildungszentrum. Der Kreis bringt 110 Millionen auf, die Kliniken 88 Millionen Euro.

Zimmer:
Die Patientenzimmer werden 3,5 Quadratmeter größer und auch geräumiger. Die Zahl der Pflegebetten bleibt bei 645, aber die Zahl der Pflegeabteilungen sinkt von zehn auf acht. Die Intensivabteilung bekommt fünf zusätzliche Betten und hat dann 69.

Innovationen:
Eine Rohrpostanlage soll Labor- und Gewebeproben sowie Medikamente schnell transportieren. Ein Computertomograph auf Schienen steht für Untersuchungen im Schockraum bereit, damit schwer verletzte Patienten weniger bewegt werden müssen. Außerdem sollen fahrerlose Transportfahrzeuge Essen, Wäsche und andere Waren von Station zu Station bringen.