Blick auf den bestehenden Supermarkt „PXBX“, der 2007 eröffnet wurde. Links davon soll der „Commissary“ entstehen. Foto: /Thomas Bischof
Die weltpolitische Lage mag anderes vermuten lassen, doch in Böblingen baut das US-Militär seine Präsenz aus: Im Juni soll Spatenstich sein für einen lang angekündigten Lebensmittelmarkt in der Panzerkaserne.
Das Vorhaben war in Böblingen schon fast in Vergessenheit geraten. Doch dieser Tage bat die Pressestelle der US Army Panzerkaserne in Böblingen um Nachsicht, dass sich der geplante Spatenstich für den sogenannten Commissary verschiebt. Commissary im militärischen Kontext heißt frei übersetzt „Supermarkt für Soldaten“, nicht etwa Kommissar. Dass das US-Militär einen solchen auf dem Gelände plant, ist zwar grundsätzlich bekannt. Doch das Projekt lag auf Eis – seit mittlerweile sieben Jahren.
Im Jahr 2018 informierten die US-Streitkräfte die Behörden auf deutscher Seite, dass auf dem Kasernengelände ein Lebensmittelmarkt mit 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche und 319 neuen Parkplätzen entstehen soll. Das ist mehr als drei Mal so groß wie eine gewöhnliche Aldi-Süd-Filiale, und nicht mal halb so groß wie etwa der Marktkauf auf der Böblinger Hulb, der aus dem ehemaligen Real-Supermarkt hervorgegangen ist und stolze 9600 Quadratmeter misst. Der neue Böblinger Commissary soll die vier bestehenden Märkte in der Stuttgarter Garnison ersetzen.
Zuständig für die Baugenehmigung ist das Staatliche Hochbauamt in Stuttgart, da Baumaßnahmen auf US-Kasernengelände dem Nato-Truppenstatut unterliegen. Dort bestätigt man die Baugenehmigung: Nachdem die Verkehrsprobleme gelöst seien, stehe dem nichts mehr im Wege. Die Architektur stammt von einem deutschen Büro in Mühlheim am Main, sie hat sich seit Beginn des Vorhabens 2018 nicht geändert: Ein geschwungenes Dach über einem nahezu quadratischen Zweckbau. Dieser soll direkt neben dem bestehenden Groß-Supermarkt „PXBX“ gebaut werden. Dort gibt es seit 2007 auf 13 200 Quadratmetern so ziemlich alles, was das amerikanische Herz begehrt – nur eben keine Lebensmittel.
US-Militär beteiligt sich an Kosten
Aufgrund der zu erwartenden zusätzlichen Verkehrsbelastung auf der damals ohnehin schon überlasteten Panzerstraße zwischen Böblingen und Schönaich hatte der Böblinger Gemeinderat 2018 Widerspruch eingelegt. Man zeigte sich verschnupft über die Tatsache, dass der deutsche Steuerzahler für die Aufweitung der Panzerstraße aufkommen solle, damit die Armeeangehörigen zum Einkaufen fahren können. Die CDU forderte im Gemeinderat sogar eine Demonstration gegen das Projekt. Dazu kam es nicht, die Klagerufe von deutscher Seite wurden auch so erhört.
Das US-Militär schob den Bau des Marktes auf und beteiligte sich maßgeblich an den Kosten für den Ausbau der Panzerstraße, der 2022 abgeschlossen wurde. Der Verkehr fließt seitdem deutlich besser, doch von dem neuen Lebensmittelmarkt war auf einmal keine Rede mehr. Ausgerechnet jetzt soll das Projekt allerdings kommen, nachdem Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus gewählt wurde. Der US-Präsident spielt wie in seiner ersten Amtszeit bekanntlich offen mit dem Gedanken, Truppen aus Europa zu reduzieren oder gar abzuziehen. Allerdings verschiebt sich die für Anfang April geplante Spatenstich-Zeremonie, vermutlich auf Juni. Und: Die ergänzenden Worte zu dieser kurzfristigen Verschiebung lassen aufhorchen.
Architekturskizze der Ansicht von Osten Foto: Grafik/ICS Design Team
Der zuständige Pressesprecher Peter Faber schreibt ergänzend: „In Übereinstimmung mit den Prinzipien des Respekts und der Rücksichtnahme halte ich es für wesentlich, transparent und zeitnah zu kommunizieren, um sicherzustellen, dass unsere Handlungen im Einklang mit dem moralischen Imperativ stehen, alle Beteiligten mit Würde und Rücksicht zu behandeln.“ Würde, Rücksicht und Respekt – nicht unbedingt die Prinzipien der neuen Trump-Administration im Umgang mit den Partnern in Europa.
Verschiebung für hohen US-Besuch
Zu den Gründen für die Verschiebung schwiegen die Streitkräfte zunächst, reichen aber einen Tag später eine Begründung nach: „Aufgrund von Terminverschiebungen der aus den Vereinigten Staaten anreisenden Führungskräfte der Defense Commissary Agency wurde der Spatenstich für die den neuen Lebensmittelladen in der Panzerkaserne auf Juni verschoben. Die Verschiebung der Zeremonie hat keine Auswirkungen auf den Bauzeitplan.“ Besagte Agentur betreibt weltweit nach eigenen Angaben 260 solcher Lebensmittelmärkte für US-Soldaten.
US-Präsenz im Raum Stuttgart
Soldaten Die Heeresgarnison Stuttgart umfasst neben Böblingen weitere US-Kasernen in S-Vaihingen und -Möhringen. Insgesamt waren 2023 rund 23 000 Personen hier stationiert, davon rund 10 000 Soldaten. Sie bildet eine der größten US-Basen in Europa.
Einheiten Hier sind Einheiten der Army (Heer), Air Force (Luftwaffe), Marine Corps (Marinekorps), Navy (Marine) und Coast Guard (Küstenwache) stationiert sowie zivile Angestellte. Außerdem das Eucom und Africom: die Hauptquartiere mit Oberbefehlshabern für Europa und Afrika.