Die Kammergruppe Stuttgart-Ost der Architektenkammer Baden-Württemberg hat zum 15. kritischen Stadtspaziergang geladen: Bei „Im Zusammenhang“ ging es durch Untertürkheim.

Untertürkheim - Einst lag er zwischen Karl-Benz-Platz und dem Lindenschulviertel, der Neckar. „Wir stehen auf dem Fluss.“ Arnold Maiwald, im Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung auch für Untertürkheim zuständig, weist auf den Asphalt und die Kopfsteine, die den Karl-Benz-Platz gestalten. „Hier waren Neckarauen, in den 20er-Jahren wurde der Fluss verlegt.“ Manche nicken. Über 30 Interessierte sind gekommen zu „Im Zusammenhang 15“, dem 15. kritischen Stadtspaziergang, zu dem die Kammergruppe Stuttgart-Ost der Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) geladen hat. Das Motto lautete „Untertürkheim – Was tut sich zwischen Fluss und Reben?“

 

Dass da auf dem Karl-Benz-Platz einiges zu tun ist, darüber waren sich die Spaziergänger, eine Hälfte Architekten, die andere Untertürkheimer, darunter einige Bezirksbeiräte, einig. Trotz der neuen bunten Reifen mit Bepflanzung sei der Platz hinter dem Bahnhof kein richtiges Empfangstor für den Bezirk. „Keine Aufenthaltsqualität!“, so Thomas Herrmann von der Kammergruppe, der den Spaziergang leitete. Er verwies auf die Brücke, die zur S-Bahn-Haltestelle führt und eine ramponierte Fassade. Ein Teilnehmer fügte hinzu, dass dies nicht dem Sitz eines Weltkonzerns angemessen sei. „Der Ort ist dem Diktat des Verkehrs untergeordnet“, bestätigte Herrmann: Über- und Durchgang für jene, die zum Daimlerwerk, zu Haltestellen, Inselbad oder Ruderclub müssen, aus dem Untertürkheimer Zentrum oder dem Lindenschulviertel kommen. „Schön wäre einen Bezug zum Wasser herzustellen“, ergänzte Herrmann.

Am Lindenschulviertel soll eine Freizeitzone entstehen

Im Lindenschulviertel, der nächsten Station auf dem Spaziergang, sollen Vorschläge aus dem Bürgerbeteiligungsprozess für Untertürkheim umgesetzt werden. Das Neckarufer hinter dem Schulkomplex bei der Schleuse soll bis 2018 für 1,4 Millionen Euro zur Freizeitzone umgestaltet werden. Arnold Maiwald zeigte einen Ausdruck des Entwurfs, auf dem Plattformen über dem Neckar schweben. „Nur: Das Chill-Netz kommt nicht! Es könnte zerstört werden, jemand ins Wasser fallen.“ So mancher monierte den deutschen Vorschriftendschungel, der Visionen nicht einfacher mache. Herrmann verwies auf die städtebauliche Qualität der alten Häuser und Bäume in der Lindenschulstraße neben der Sängerhalle. Die „einzige Stadthalle der Untertürkheimer“, so der Vorsitzende des Bürgervereins, Klaus Enslin. Weniger gelungen sei die Situation der Neubauten dahinter, etwa der Studentenwohnungen. „Studierende können eine Stadt beleben, aber nicht so abgeschieden.“

Schöne Ecken fanden sich, trotz städtebaulichen Mankos, hinter dem Bahnhof: der Spielplatz im Alten Friedhof, die Kita Weinbergschnecken und der Anbau der Wilhelmsschule, das Bezirksrathaus oder rund um die Weinmanufaktur, die Alte Kelter und den Kelterplatz. Der gewinne, wenn sich Zugänge aus dem Weinhandel zu ihm öffneten, so das Credo. „Die Qualität dieses Ortes, die man spielen muss, sind die Blickachsen, die sich einerseits immer wieder in die Weinberge öffnen“, so Herrmann, „andererseits im Tal zum Wasser führen.“ So sah das auch Maiwald. „Es muss als Gesamtkonzept im Masterplan gedacht werden“, so der Mann vom Stadtplanungsamt. „Es passiert erst etwas, wenn eine Maßnahme im Haushalt eingestellt ist.“