Die Erzieherinnen stöhnen über Überlastung, in den Kitas fehlen Fachkräfte. Doch die Studienplätze für die Kindheitspädagogik sind knapp. Die SPD verlangt die schnelle Aufstockung der Kapazitäten.

Stuttgart - Die SPD wirft der grün-schwarzen Landesregierung eine „kurzsichtige und unverantwortliche Politik“ mit Blick auf den Fachkräftebedarf in Kindergärten und Kitas vor. Der SPD-Fraktionschef Andreas Stoch fordert gegenüber unserer Zeitung: „Kultusministerin Susanne Eisenmann muss den grünen Sparzwang endlich überwinden und die Hochschulen als wertvolle Quelle für exzellent ausgebildete Kitafachkräfte nutzen.“ Das Land hätte allein in diesem Studienjahr 2000 Kindheitspädagogen mehr ausbilden können, aber die Koalition baue die Studienkapazitäten nicht aus. Die SPD fordert im neuen Doppelhaushalt mindest 200 zusätzliche Studienplätze und attraktive Perspektiven für Absolventen.

 

Differenzen um sinkende Bewerberzahlen

Damit reagiert Stoch auf die Antwort Eisenmanns auf eine SPD-Anfrage, die unserer Zeitung vorliegt. Danach gibt es an den Hochschulen im Land 612 Studienplätze für die frühkindliche Bildung. Auf die Plätze in den Bachelor- und Masterstudiengängen haben sich laut Eisenmann 2579 Interessenten beworben. Sie betont: „Ein weiterer Ausbau der Kapazitäten im Bereich Frühpädagogik ist derzeit nicht geplant.“ Die Anzahl der Bewerbungen für die 555 Bachelorplätze sei in den vergangenen fünf Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2014 wurden 4266 Bewerbungen notiert, 2018 waren es 2492.

Das nennt die SPD „den peinlichen Versuch eines Ablenkungsmanövers“, die Plätze seien um ein Vielfaches überzeichnet. Es sei „irrsinnig“ so viel Potenzial ungenutzt zu lassen und dabei den Kitas „Mehrarbeit, Überforderung und Unterbesetzung“ zuzumuten. Derzeit arbeiten laut Ministerium 1482 Kindheitspädagogen in einer Kita im Land. Das sind 1,6 Prozent der Beschäftigten. Die SPD verlangt außerdem bessere Perspektiven für alle Berufsgruppen in der Kita, besonders für Erzieherinnen und Erzieher, die zusätzliche Aufgaben übernehmen.