SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Berichte über einen bevorstehenden Rücktritt zurückgewiesen. Er sei nur eine Woche lang krank gewesen.

Berlin - „Dass man in Deutschland nicht mal mehr krank werden darf als Politiker, ohne dass einer dummes Zeug erzählt, hat mich auch bisschen überrascht“, sagte Gabriel am Sonntag dem Sender RTL. „Mark Twain hat, als es die Nachricht über seinen Tod gab, eine Anzeige veröffentlicht, dass die Nachricht über sein vorzeitiges Ableben deutlich übertrieben gewesen sei. Ähnlich ist es bei mir auch.“

 

Gabriel gilt seit seinem 74-Prozent-Ergebnis bei seiner Wiederwahl auf dem Parteitag im Dezember als angeschlagen. In der SPD herrscht Unmut, dass es nicht gelingt, das Umfragetief zu verlassen. In der Emnid-Sonntagsfrage für die „Bild am Sonntag“ kommt die SPD aktuell auf 22 Prozent.

Auslöser der Spekulationen waren Äußerungen von „Focus“-Mitherausgeber Helmut Markwort bei einem Fernsehstammtisch. Markwort sagte, er habe aus zuverlässiger Quelle gehört, dass Gabriel zurücktreten wolle.

Kein schmutziger Wahlkampf

Gabriel dementierte im RTL-Interview auch einen Medienbericht, wonach er als SPD-Chef darauf dränge, erst nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2017 über den Kanzlerkandidaten seiner Partei zu entscheiden. Der Wahlkampf solle dann kurz und schmutzig geführt werden. „Nee, solche Wortwahl fände ich schon deshalb schlecht, weil Wahlkämpfe gerade nicht schmutzig sein sollen“, sagte Gabriel dem Sender. „Wann die SPD über ihren Kanzlerkandidaten entscheidet, werden die Gremien der SPD irgendwann sagen. Ich weiß nicht, wer solchen Unfug in die Welt setzt.“

Nach einer rund einwöchigen Krankheitspause hatte Gabriel am Sonntag seine Arbeit wieder aufgenommen und reiste zu Gesprächen mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven und Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann nach Stockholm. Medienberichten zufolge soll der 56-Jährige an einer Gürtelrose erkrankt sein.