Von den neuesten Umfragezahlen zeigt sich die SPD ernüchtert. Mit Christian Ude liegen die bayerischen Sozialdemokraten noch hinter ihren Werten bei der Landtagswahl von 2008. Aber der Spitzenkandidat kann vereinzelt auch punkten.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Zum Abschluss der Kreuther Tagung der CSU-Landesgruppe ließ Horst Seehofer den Generalsekretär Alexander Dobrindt alleine Rede und Antwort stehen. Er selber promenierte lieber den Gang auf und ab, die Hände in den Hosentaschen – nach Schröder’scher Manier. Wo Seehofer stehen blieb, bildeten sich kleine Gruppen, aus deren Mitte man ihm stets einen Kommentar entlocken wollte zu den jüngsten Zahlen, die der Bayerische Rundfunk über einen möglichen Wahlausgang im Herbst 2013 hatte prognostizieren lassen: nach denen landete die CSU bei 47 Prozent, die SPD bei 19 und die Grünen bei 14 Prozent. Die FDP käme, wie die Piraten, nicht ins Maximilianeum.

 

Seehofer ließ sich aber nur ein „Gut!“ entlocken. Gerade erst hat die CSU ein mittleres Zerwürfnis mit dem Meinungsforschungsinstitut Allensbach hinter sich gebracht, deren Chefin bei der Präsentation ihrer Zahlen für die Bundestagswahl (wo sie die CSU nur bei 41 Prozent sah) von einigen in Kreuth verlacht wurde. Denn die CSU fühlt sich schon wieder ungemein stark. Seehofer indes, den die damalige Malaise gewissermaßen über Nacht an die Spitze von Partei und Freistaat brachte, zählt zu den wenigen, die 2008 nicht vergessen haben. Wer damals im Wahlkampf über Land fuhr, wunderte sich schon sehr über den geringen Zuspruch, den Günther Beckstein bei der eigenen Anhängerschaft hervorrief, während die Leute zur FDP strömten (mit Westerwelle als Zugpferd), als gebe es ein Wundertier zu besichtigen. Gleichwohl rechnete damals Infratest dimap kurz vor der Landtagswahl noch einen satten Fünfzigprozenter für die CSU zusammen. Dann wurden es nur noch 43. Und die SPD bekam 18.

Vom Wunschziel 25 Prozent weit entfernt

Blickt man im Kloster Irsee, wo die bayerischen Sozialdemokraten in Klausur gegangen sind, auf diese Zahl, lässt sich mit den 19 Prozent, die der Partei jetzt für den Herbst ausgerechnet wurden, vielleicht sogar einigermaßen leben. Allerdings hatte sich Christian Ude die Dinge unter seiner Ägide doch einfacher vorgestellt: 25 Prozent, mutmaßte er vor einem Jahr, „müssten doch drin sein“ bei der Landtagswahl – und man konnte ihm förmlich dabei zusehen, wie er im Inneren sein eigenes Echo empfing: Mit einem wie mir!

Nun kann man nicht sagen, dass Ude großartig etwas verkehrt gemacht hätte in der letzten Zeit. Seine Bewerbungsrede in Nürnberg beim Sonderparteitag war sehr ordentlich, konstruktiv und nicht unwitzig obendrein, gerade weil er betonte, manches im Kern gar nicht anders machen zu wollen als die CSU. Wo aber die Stimmung ganz offensichtlich umschlägt auf Feldern, die von der SPD beackert wurden (dazu gehört die Ablehnung der Studiengebühren), gewinnt die Partei für sich selber nichts an Zustimmung. Ude reklamiert, dass er nicht mehr unternehmen könne als bisher: Er habe als Münchner Oberbürgermeister nun mal eine Sechzigstundenwoche, und es arbeite ihm auch „kein Staatsapparat“ wie bei Seehofer zu. Da er zum ersten Mal während der Kampagne nicht ganz seine Enttäuschung verbergen konnte, ließ er geschwind vom Fraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher hochrechnen, dass ein „Swing“ von fünf Prozent schon reiche, um die absolute Mehrheit der CSU in sich zusammenfallen zu lassen. Was stimmt. Und genauso richtig ist, dass Christian Ude im Direktvergleich mit Horst Seehofer sowohl bei den Sympathiewerten als auch in der sozialen Kompetenz stets bedeutend besser abschneidet. Das Land zu führen allerdings trauen ihm dann wohl die Menschen nicht zu. Zumal ein möglicher Mehrheitsbeschaffer mit dem Bekenntnis zu einem Dreierbündnis zögert. Hubert Aiwanger von den Freien Wählern – die Partei liegt stabil bei neun Prozent in der Gunst – kann sich das leisten, denn seine Anhänger favorisierten eh zu über achtzig Prozent eine Zusammenarbeit mit der CSU. Ude wiederum ist auf die Freien Wähler angewiesen, sonst stimmt seine Rechnung nicht. Er wird also nicht nur um Aiwanger, sondern auch um dessen Klientel werben müssen. Derweil ist der SPD-Kandidat mit Makeln behaftet, die ein freier Wähler nicht gerne verzeiht: nicht nur Udes vollmundiges Ja zur dritten Startbahn am Münchner Flughafen ist unvergessen.

Die CSU stibitzt Themen der SPD

Um aber keinen Hauch von Untergangsstimmung aufkommen zu lassen, modelliert Christian Ude unentwegt sein Wahlkampfteam, das mit lauter externen Figuren besetzt ist, ohne dass dies Unmut in der Partei auslöste. Neben der Sportlerin Verena Bentele gehören Udes innerem Zirkel der ehemalige Audi-Vorständler Werner Widuckel, Doris Aschenbrenner für das Thema Netzpolitik und Julian Nida-Rümelin – Kulturstaatsminister unter Gerhard Schröder – an. Mit ihnen muss sich der mittlerweile manchmal recht gebeutelt wirkende Ude bereits des nächsten Angriffs der CSU erwehren, die als eigene Idee ausgibt, was die SPD mit viel Aufwand zuvor im Landtag als Idee zur Debatte gestellt hat: Die Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion widmet sich der Arbeitsmarktpolitik.