In Bietigheim bei Rastatt haben die Bürger schon immer gern ihr Kreuz bei der SPD gemacht. 2011 war der Ort gar landesweit die rote Hochburg. Der Grund dafür ist ein ganz bestimmter Mann.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Bietigheim - Rote Socken baumeln keine von den Wäscheleinen in Bietigheim. Rein äußerlich weist nichts darauf hin, dass die kleine Gemeinde in der Nähe von Rastatt die Hochburg der Sozialdemokratie in Baden-Württemberg ist. Bietigheim ist keine typische Arbeitersiedlung, wo stolze Proletarier im geduckten Klinkerbau wohnen und den letzten Rest des Klassenkampfes kultivieren. Im Gegenteil: in dieser Ecke des Rheintales reihen sich schicke Einfamilienhäuser hinter akkurat gestutzten Hecken aneinander und die Menschen pendeln morgens in Mittelklassefahrzeugen zu ihren Bürojobs nach Karlsruhe oder Rastatt.

 

Dennoch hat fast die Hälfte der Wahlberechtigten in Bietigheim bei der Landtagswahl 2011 für die SPD gestimmt, aktuell zu sehen im Baden-Württemberg-Atlas der Stuttgarter Zeitung unter www.bwatlas.de. Der Grund dieses Triumphes hat einen Namen: Ernst Kopp.

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„Der Ernst Kopp ist sogar bei der CDU beliebt“, sagt Jürgen Hammer. Der Kassierer des SPD-Ortsvereins Bietigheim beschreibt dann im Laufe des Gesprächs den Idealtypus eines Politikers: freundlich, bürgernah, verständnisvoll, zupackend, ehrlich. Mit diesen Eigenschaften hat Kopp 24 Jahre lang als Bürgermeister die Geschicke von Bietigheim entscheidend mitbestimmt. Erst im Januar dieses Jahres wurde der 61-Jährige aus dem Amt verabschiedet – mit einer Feier bei der die Sporthalle aus allen Nähten platzte und die Rede des scheidenden Schultes immer wieder vom stehenden Applaus der Zuhörer unterbrochen wurde.

Kopp hat die Sozialdemokratie in den Genen verankert

Auf die Frage, was denn an seiner Politik „typisch sozialdemokratisch“ sei, muss der SPD-Landtagsabgeordnete lange überlegen. „Es ist eine Politik von Menschen für Menschen“, sagt er dann, ist mit der Antwort aber selbst nicht ganz zufrieden. Diese Aussage ist dem Mann, der sein ganzes Leben lang zugepackt hat, zu wenig konkret, zu „politikerhaft“. Doch er findet aber auch nach weiterem Nachdenken keine bessere Formulierung. Das alles hänge vielleicht damit zusammen, dass er die Sozialdemokratie praktisch in den Genen verankert habe, sagt Kopp. Schon sein Vater und Großvater seien in der Gewerkschaft aktiv gewesen.

Aber ihm ist dennoch nicht wohl bei dem Gedanken, dass er allein für das herausragende SPD-Ergebnis verantwortlich sein könnte. „In Bietigheim war die Sozialdemokratie schon immer gut vertreten“, sagt der Landtagsabgeordnete. Rund ein Drittel der Wähler hätten ihr Kreuz immer bei der SPD gemacht. Und natürlich, unterstreicht Ernst Kopp, sei er auf die Hilfe seiner Mitstreiter im Ortsverein angewiesen. Sein Fazit: „Bei uns passt hier eben alles wunderbar zusammen.“ Doch die SPD kann sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die Bürgermeisterwahl in Bietigheim hat gezeigt, dass eine Hochburg kein Erbhof ist. Der Nachfolger von Ernst Kopp als Schultes ist von der CDU.