Beim verspäteten Neujahrsempfang der SPD Stuttgart-Süd fordert Udo Lutz mehr bezahlbaren Wohnraum für den Stadtbezirk. Die angestammten Heslacher und Südler dürfen durch Sanierungen nicht vertrieben werden.

Stuttgart steht gut da, ist sich die SPD Süd beim verspäteten Neujahrsempfang am Freitagabend im Generationenhaus Heslach einig – noch. Doch das sei keine Ruhebank, wenn man künftig im globalen Wettbewerb nicht untergehen wolle.

 

Udo Lutz, der Kandidat der SPD Stuttgart-Süd für die Kommunalwahl am 25. Mai, sagte: „Bildung ist eine Herkulesaufgabe.“ Er hoffe, dass das Thema Gemeinschaftsschule weiter vorangebracht werden könne. „Rund 30 Prozent Jugendliche mit Problemen in der Bildung dürfen nicht verloren gehen.“ Denn das hieße für die heutige Stadtgesellschaft, dass sie „einen Reparaturbetrieb“ habe.

Der Stuttgarter Süden sei unheimlich reich an verschiedenen Kulturen. Deshalb sei Beteiligungspolitik so wichtig, sagte Lutz. Ein „Armutszeugnis“ sei es, wenn Menschen aus dem Stadtbezirk wegziehen müssten, weil sie sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können – oder keine größere, wenn Nachwuchs unterwegs sei. „Da müssen wir etwas gegen tun.“ Man dürfe nicht durch gute Sanierung angestammte Heslacher und Südler vertreiben.

Ein solider Geschäftemix sei ebenfalls wichtig. „Wir sollten uns gemeinsam strecken, damit sich alle Menschen hier wohlfühlen können.“

Martin Körner, Spitzenkandidat der Stuttgarter SPD für die Kommunalwahl, mahnte: „Fachkräfte werden für ein starkes Stuttgart ein Schlüsselthema sein.“ Nach Gutachten werden 2030 rund 132 000 Fachkräfte in der Region fehlen. Mehr als 100 000 davon würden voraussichtlich dual ausgebildete Arbeiter sein. Es sei alarmierend, wenn bei den jungen Menschen unter 35 Jahren gut ein Drittel keine Ausbildung habe. Von den Hauptschülern mit Abschluss würde nicht einmal die Hälfte in die duale Ausbildung gehen. Hier müsse gegengesteuert werden – unter anderem mit besserer Bildung. Bedauerlicherweise seien Schulen in Vierteln, in denen viele Menschen mit wenig Geld lebten, oft in einem besonders schlechten Zustand. „Das erweckt den Eindruck, als seien diese Schüler der Stadt weniger Wert.“ Ein guter Weg zu mehr Bildung seien Gemeinschaftsschulen und Ganztagsschulen, wie die Heusteigschule.

Daneben brauche es gute Arbeitsplätze, machte Martin Körner deutlich. Die Stadt könne sicher nicht alle Lösungen liefern. Auch die Firmen müssten das Ihre tun, indem sie ihre Leute beispielsweise anständig bezahlten. Aber einige Hilfen könne die Kommunalpolitik auch geben. „Es ist entscheidend, dass die Einkaufsstraßen weiter attraktiv sind“, sagte er. Der Osten etwa, dessen Bezirksvorsteher er momentan ist, hoffe sehr auf das Einkaufsquartier Gablenberg.

Die Landespolitik gebe zwar den Rahmen vor, doch die Stadt könne zum Teil erheblich mitentscheiden. Aufgabe des Gemeinderats müsse etwa sein, die Kompetenzen von Arbeitsagentur und Jugendhilfe sinnvoll zusammen zu führen. Es brauche mehr Konzepte für die Ertüchtigung ungelernter Arbeiter, wie das Konzept „Schule für Erwachsene“ der Volkshochschule. „Die duale Ausbildung muss gestärkt werden“, appellierte Martin Körner deutlich. Daneben seien attraktive Stadtquartiere mit bezahlbaren Wohnungen, Kinderbetreuung, guten Schulen und einem attraktiven kulturellen Angebot wichtig. „Das ist eine der Hausaufgaben für die kommenden fünf bis zehn Jahre in der Kommunalpolitik.“