Der SPD gelingt nichts mehr: sie präsentiert einen guten Kandidaten in ziemlichem Chaos, findet StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Wer es gut meint mit der SPD – und davon gibt es trotz aller internen Probleme immer noch erstaunlich viele Menschen im Land – der muss immer wieder verzweifeln an der Führung dieser einst so stolzen Partei. Die Kür des SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz ist nicht das einzige Beispiel dafür, aber ein besonders krasses. So hat noch keine Partei in der jüngeren Geschichte die Nominierung eines Spitzenkandidaten vergurkt: Am Samstag kündigt Generalsekretär Lars Klingbeil die Nominierung eines Kandidaten für den Spätsommer an. Die SPD wolle die erste Partei mit einem Bewerber sein. Dann kam – für die Öffentlichkeit, aber angeblich nicht für Klingbeil überraschend – die Präsentation von Olaf Scholz am Montag. Und über das Wochenende philosophierten die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans von den Optionen der SPD, in ein Bündnis mit Linkspartei und Grünen einzusteigen – um dann mit dem Bundesfinanzminister einen zwar sehr respektablen Bewerber zu präsentieren, allerdings auch einen Befürworter der großen Koalition, der einem Linksbündnis inhaltlich nur wenig abgewinnen können dürfte.