Völlig überraschend ist Thomas Oppermann gestorben. Erst vor wenigen Monaten verkündete der SPD-Politiker seinen Rückzug aus dem Parlament nach der Bundestagswahl. In der Politik ist die Trauer groß.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich erschüttert über den Tod des SPD-Politikers Thomas Oppermann gezeigt. „Ich bin bestürzt und traurig über den viel zu frühen Tod Thomas Oppermanns“, erklärte Merkel am Montag. Sie habe ihn über viele Jahre als „verlässlichen und fairen sozialdemokratischen Partner in großen Koalitionen geschätzt“. Als Vizepräsident des Bundestags habe er sich „in turbulenter Zeit um unser Parlament verdient gemacht“. Seiner Frau und seinen Kindern gelte ihr „aufrichtiges Beileid“.

 

Auch die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer zeigte sich bestürzt. „Der plötzliche Tod von Thomas Oppermann erschüttert uns“, schrieb Kramp-Karrenbauer am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er sei „immer ein überzeugter Demokrat und aufrechter Sozialdemokrat“ gewesen. „Er wird fehlen“.

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus meldete sich ebenfalls zu Wort – die Nachricht mache ihn fassungslos, schrieb Brinkhaus am Montag. Die Unionsfraktion trauere „um einen leidenschaftlichen und kämpferischen Demokraten. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie“.

Hubertus Heil (SPD) schrieb, die Nachricht vom plötzlichen Tod Oppermanns erfülle ihn mit tiefer Trauer. „Thomas hat sich mit Leidenschaft und Verstand um unser Land und die Sozialdemokratie verdient gemacht.“

Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans zeigte sich ebenfalls tief bestürzt: „Ein schwerer Schock für uns alle. Wir sind tief erschüttert und trauern mit seinen Angehörigen.“

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil schrieb, er habe Oppermann als Gesprächspartner und Ratgeber sehr geschätzt. „Seine Leidenschaft für Politik war für jeden spürbar. Sein viel zu früher Tod schockt mich.“

Vizekanzler Olaf Scholz twitterte: „Unser Land verliert einen versierten Politiker, der Bundestag einen herausragenden Vizepräsidenten und die SPD einen leidenschaftlichen und kämpferischen Genossen. Wir alle verlieren einen Freund - und sind traurig.“

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schrieb: „Du warst ein großartiger Demokrat und ein wirklich feiner Kerl. Dein Tod macht uns fassungslos.“

Auch in der FDP löste der Tod großes Entsetzen aus. Der Vizevorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Alexander Graf Lambsdorff, schrieb: „Er war ein feiner Mensch, geschätzter Kollege und überzeugter Demokrat, der uns sehr fehlen wird.“

Die Vizevorsitzender der AfD, Beatrix von Storch, schrieb: „Er wird eine große Lücke hinterlassen: Thomas Oppermann war ein aufrechter Sozialdemokrat, engagiert für seine Sache und in Ton und Umgang fair.“

Thomas Oppermann war nach ZDF-Angaben am Sonntag zum Thema „Bundestag und Corona“ als Live-Interviewgast in die Sendung „Berlin direkt“ eingeladen. Er sollte aus dem Göttinger Max-Planck-Institut in die Sendung geschaltet werden. Während der erste Beitrag in der Sendung gelaufen sei, sei er plötzlich zusammengebrochen. Oppermann sei dann in die Universitätsklinik Göttingen transportiert worden. „Das ganze Team von „Berlin direkt“ ist bestürzt und tief betroffen“, teilte der Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Theo Koll, mit.

Oppermann kündigte Rückzug an

Der in Niedersachsen politisch groß gewordene Oppermann hatte Ende August angekündigt, bei der kommenden Bundestagswahl nicht erneut anzutreten. „Nach 30 Jahren als Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag und im Deutschen Bundestag ist für mich jetzt der richtige Zeitpunkt, noch einmal etwas anderes zu machen und mir neue Projekte vorzunehmen“, erklärte er damals.

Oppermann zog 2005 in den Bundestag ein. Von 2013 bis 2017 war der Jurist Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Seinen Wahlkreis Göttingen gewann er viermal hintereinander direkt. Zuletzt setzte sich der 66-Jährige besonders für eine Verkleinerung des Bundestags und eine Reform des Wahlrechts ein.

Der geborene Westfale saß zuvor seit 1990 im Niedersächsischen Landtag. 1998 holte ihn der damalige Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) in sein Kabinett und machte ihn zum Wissenschaftsminister. Das blieb er bis zur SPD-Wahlniederlage 2003.