Sigmar Gabriel, Vorsitzender der SPD, ignoriert im Umgang mit der Pegida-Bewegung die Befindlichkeit seiner eigenen Partei, kommentiert StZ-Korrespondent Thomas Maron.

Berlin - Reden ist immer gut. Aber nicht auf ein und demselben Podium mit bekennenden Nazis, nicht mit Ausländerfeinden und auch nicht mit Islamhassern – also nicht mit den Organisatoren der Pegida-Demonstrationen. Gesprächsforen, auf denen nicht mit den Hetzern, sondern über jene Themen gesprochen wird, für die diese die Deutungshoheit beanspruchen, sind hingegen das beste Mittel der Auseinandersetzung. Nur mit Argumenten können Demagogen demaskiert und Sorgen ernst genommen werden. Deshalb ist im Prinzip nichts dagegen einzuwenden, wenn SPD-Chef Sigmar Gabriel an einer Veranstaltung teilnimmt, auf der Menschen, die mit Pegida-Positionen liebäugeln, mit entschiedenen Gegnern streiten. Das Feld der Debatte darf nicht den Falschen überlassen werden.

 

Dummerweise hat Gabriel es versäumt, zuvor mit der SPD hier eine klare Linie zu vereinbaren. Seine Generalsekretärin marschierte in entgegengesetzte Richtung. Und mit ihr ein großer Teil der Partei. Den hätte Gabriel erst davon überzeugen müssen, dass nicht alle, gegen die auch viele Sozialdemokraten Woche für Woche in Dresden, Leipzig und anderswo demonstrieren, dauerhaft unter Gesprächs-Quarantäne gestellt werden können. Gabriel hat seine Partei als „Privatmann“ schlicht ignoriert. So was rächt sich. Jedenfalls in der SPD.