Die SPD will nun doch mit der Union über eine große Koalition reden – und das ist gut so, meint unser Autor Norbert Wallet.

Berlin - Es gibt keinen Grund, den mühsamen Weg der SPD hin zu ernsthaften Verhandlungen über eine große Koalition mit Häme zu begleiten. Natürlich nehmen sich die sozialdemokratischen Trippelschritte von außen betrachtet recht skurril aus. Wenn zum Beispiel Martin Schulz noch immer darauf beharrt, dass es mehrere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gibt und damit formal weiterhin dem realitätsfernen Modell einer „Kooperationskoalition“ eine Chance einräumt. Oder wenn er so auffällig betont, dass die Sozialdemokraten ergebnisoffen verhandeln. Ja was denn sonst?

 

In der Innenschau sieht das anders aus. Die SPD hat das schlechteste Wahlergebnis ihrer Nachkriegsgeschichte eingefahren und daraus geschlossen, dass sie sicher keinen Regierungsauftrag erhalten hat. Zumindest diejenigen, die sonst die Machtversessenheit der Parteien anprangern, sollten jetzt nicht gleichzeitig die Zurückhaltung der SPD bemäkeln.

Unter dem Strich sieht es so aus, dass die SPD nun erkennt, dass sie sich ihrer staatspolitischen Verantwortung – und die ist viel mehr als eine Floskel! – nicht entziehen kann. Sie ist nicht die FDP. Martin Schulz hat sich auf den Weg gemacht. Ein weiter Weg. Dass er dabei eine 180-Grad-Wende vollführen muss, ist keine Schande. Fehler nicht zu korrigieren – das wäre eine.