Alfred Arnold hat bei den Special Olympics im Mai die Silbermedaille im Tischtennis gewonnen. Es ist bereits das zweite Mal, dass er bei den nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung auf dem Treppchen stand.

Familie/Bildung/Soziales: Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Alfred Arnold macht es Spaß zu gewinnen. Darum spielt der 30-Jährige, der von Geburt an geistig behindert ist, so gerne Tischtennis. Er liebt es, seinen Gegner „ein bisschen zu ärgern“, wie er sagt. Den Ball mal in die rechte und mal in die linke Ecke der Platte, mal kurz und mal lang zu spielen und zuzusehen, wie sich das Gegenüber anstrengen muss.

 

Doch auch Alfred Arnold hat sich angestrengt. Bei den Special Olympics im Mai in Düsseldorf hat er die Silbermedaille gewonnen. Es ist bereits das zweite Mal, dass er bei den nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung auf dem Treppchen stand. Denn vor zwei Jahren hat er in München ebenfalls Silber geholt.

„Der Mann hat Talent“

Tischtennis spielt Alfred Arnold seit fünf Jahren. Er wollte es mal probieren, und seine Trainer stellten sofort fest: „Der Mann hat Talent.“ Derzeit trainiert er dreimal in der Woche: einmal im Pflegezentrum Bethanien in Möhringen, einmal beim SV Hoffeld und einmal in Bad Cannstatt. „Als Arnold anfing, Tischtennis zu spielen, hat er festgestellt, dass die anderen schon viel mehr können als er“, sagt seine Mutter Sigrid Daberkow. Alfred Arnold wollte aufholen. Also haben ihm seine Trainer mehr Trainingszeiten organisiert. Sigrid Daberkow begleitet ihren Sohn immer zum Training. Manchmal habe sie gar keine richtige Lust dazu, erzählt sie. Doch dann dränge ihr Sohn sie so lange, bis sie ihn zum Tischtennis spielen bringe.

„Alfred ist wirklich sehr ehrgeizig“, sagt die Frau, die Alfred Arnold kurz nach seiner Geburt als Pflegekind bei sich aufgenommen hat. Sie ist stolz auf ihren Sohn. „Man hält es gar nicht für möglich, was Menschen mit Behinderung alles können“, sagt sie. Ihr Sohn habe schon immer „unheimlich gut“ mit Bällen umgehen können. „Das habe ich schon gemerkt, als er noch ein Kind war“, sagt Sigrid Daberkow.

Der Blick geht nach vorn

Doch das sportliche Talent ist das eine, die Teilnahme an den Special Olympics jedoch eine andere Sache. Denn dazu musste Alfred Arnold mit seinen Freunden in eine fremde Stadt reisen – ohne seine Mutter. „Für ihn ist das eine echte Herausforderung“, sagt Sigrid Daberkow. Alfred Arnold nickt und ergänzt, dass es auch sehr stressig gewesen sei. „Morgens haben wir trainiert und dann kamen gleich die Wettkämpfe.“ Die Mittagspause sei kurz und das Essen längst nicht so gut wie zu Hause gewesen. Dafür habe es aber jeden Morgen ein tolles Frühstücksbüffet gegeben.

Jeden Abend rief Alfred Arnold zu Hause in Möhringen an. An dem Tag, an dem er die Silbermedaille umgehängt bekam, flöteten er und seine Sportkollegen in den Apparat: „Wir haben gewonnen.“ Sigrid Daberkow muss zugeben, dass sie damit „nie und nimmer“ gerechnet habe.

Nun blickt Alfred Arnold nach vorn. Bei den nächsten Spielen möchte er auf alle Fälle wieder mitmachen. Nur eine Sache bedauern er und seine Mutter ein wenig: Alfred Arnold war bei den Special Olympics für die Lebenshilfe ins Rennen gegangenen, wo er als Schreiner beziehungsweise in der Verpackungsabteilung arbeitet. Bei den Wettkämpfen trug er das Trikot des Vereins. Doch als er nach seiner Reise an seine Arbeitsstätte zurückkehrte, habe ihm kaum jemand gratuliert. „Es ist schade, dass so eine Leistung so wenig gewürdigt wird“, sagt seine Mutter. Hinzu komme, dass es in den neuen Räumen der Lebenshilfe keine Trainingsmöglichkeiten gebe. „An alles hat man gedacht, aber nicht an die jungen Menschen, die ihren Sport ausüben wollen“, kritisiert Sigrid Daberkow.