Auch der Nachschub an Sonnenblumenöl ist stark vom Ukrainekrieg betroffen. Aber das ist nur ein kleiner Baustein einer größeren Krise – im Land und der ganzen Welt.
Immer mehr wird bewusst, welche gewichtige Rolle die Ukraine mit ihren fruchtbaren Böden als Kornkammer und wichtiger Lebensmittellieferant spielt. In den Regalen deutscher Discounter ist beispielsweise zu merken, dass Sonnenblumenöl, für das die Ukraine der wichtigste Lieferant ist, knapper wird.
Alle Speiseöle werden knapper
Das hat in den vergangenen Monaten im Gefolge der Verwerfungen der Coronakrise auch für andere Speiseöle gegolten. So hat sich zum Beispiel der Preis für Rapsöl verdoppelt. Aldi Süd hat deshalb die Abgabe der Rapsöl-Eigenmarke Bellasan auf vier Flaschen pro Kunde begrenzt. Aber bei Sonnenblumenöl spitzt sich die Lage gerade besonders zu.
Schwarzmeerküste wichtiges Anbaugebiet
Die russischen Angriffe hätten die Produktion und Logistik von Ölsaaten massiv eingeschränkt, auch die Schwarzmeerregion, wo besonders viele Sonnenblumenfelder stehen, sei betroffen, sagte vor wenigen Tagen Jaana Kleinschmidt von Lengefeld, die Präsidentin des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland. Die Ukraine ist der größte Produzent und Exporteur von Sonnenblumen-Rohöl. Gut die Hälfte des weltweiten Volumens kommt allein aus diesem Land.
Deutschland ist hier auf Importe sehr stark angewiesen: Nur sechs Prozent des Sonnenblumenöls wird aus heimischem Anbau gewonnen. Hingegen wurden bisher alle paar Wochen 20 000 bis 30 000 Tonnen per Schiff aus der Ukraine importiert.
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Aber das Problem mit der Speiseölversorgung steht in einem viel dramatischeren Kontext: In den belagerten Städten der Ukraine haben die Menschen vor Ort selber oft nicht mehr genügend zu essen. Der Mangel an anderen Produkten wie Getreide könnte in Ländern, die stark von ukrainischen Getreidelieferungen abhängen, etwa Ägypten oder weite Teile Afrikas, die gesamte Nahrungsmittelversorgung gefährden. Deutschland und Europa werden bei einer Verknappung die höheren Preise bezahlen können, die unangenehmste Folge wird eine insgesamt höhere Inflation sein. Eventuell teurer werdendes Sonnenblumenöl wird da im Gesamtbudget noch der kleinste Posten sein.
Alternativen für deutsche Versorgung
Dass unser Salat trocken bleibt, ist in Deutschland jedenfalls nicht zu befürchten: Olivenöl beispielsweise kommt aus dem vom Krieg unberührten Mittelmeerraum. Bei Rapsöl können auch deutsche Landwirte bei höherer Nachfrage die Anbaufläche jederzeit ausweiten. Allerdings sind auch die Bestände von Sojaöl aus Lateinamerika und Palmöl aus Asien nicht sehr hoch. Doch all das liegt auch daran, dass in den vergangenen Jahren etwa Rapsöl und Palmöl auch zur Herstellung von Biosprit wie E10 verwendet wurden. Für die eigentliche Nahrungsmittelversorgung wäre eigentlich weltweit genügend verfügbar.