Das Urteil gegen den prominenten Steuerbetrüger Uli Hoeneß ist jetzt rechtskräftig. Und es bleiben Fragen hoffen: Fachleute können sich etwa die großen Gewinne nicht erklären, die letztlich eine Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro ermöglicht haben.

München - Der Steuersünder Uli Hoeneß wird in den nächsten Wochen unwiderruflich seine dreieinhalbjährige Haftstrafe in der bayerischen Justizvollzugsanstalt Landsberg antreten. Das ist mit der jetzigen Entscheidung Münchner Staatsanwälte klar. „Die Staatsanwaltschaft München II wird im Strafverfahren gegen Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung keine Revision einlegen“, teilte die Behörde mit. Es bestehe kein offensichtliches Missverhältnis zwischen den vom Staatsanwalt beantragten fünfeinhalb Jahren Haft und der verhängten Strafe. Nachdem zuvor schon Hoeneß auf ein Rechtsmittel verzichtet hatte, wird das Urteil demnächst rechtskräftig.

 

Damit ist auch klar, dass viele Fragen wohl für immer offen bleiben. Noch immer wird gerätselt über die genaue Herkunft der Gelder, mit denen Hoeneß in der Schweiz spekuliert hat. Fachleute können sich auch die großen Gewinne nicht erklären, die letztlich eine Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro ermöglicht haben. Ein Aufrollen des Steuerprozesses im Rahmen einer Revision hätte möglicherweise in diesen offenen Punkten neue Erkenntnisse gebracht. Nun gehen die Vorgänge nur noch Hoeneß und das betroffene Finanzamt etwas an.

Anonyme Quellen bringen Geldwäsche ins Spiel

Solange dieses keine neuen und noch nicht verjährten Straftaten an den Tag bringt, sorgt das Steuergeheimnis dafür, dass bestenfalls Gerüchte nach außen dringen werden. Ein solches transportiert zum Beispiel der Schweizerische „Tagesanzeiger“, indem er eine ungenannte Anwaltskanzlei mit dem Verdacht zitiert, dass bei Hoeneß' Spekulationsgeschäften auch Korruption oder Geldwäsche mit im Spiel gewesen sein könnten. Ebenfalls ungenannte Finanzexperten bezweifeln in dem Blatt, dass der ehemalige Bayern-Präsident mit Devisengeschäften allein riesige Gewinne hätte erzielen können. Damit stochern die Experten allerdings ziemlich im Nebel. Denn es waren nicht nur Devisenspekulationen zum Beispiel auf eine steigenden US-Dollar, sondern auch Aktien und verzinste Finanzprodukte, mit denen Hoeneß gezockt hatte.

Bei seinem Prozess wurden nur einzelne der zigtausend Transaktionen genannt, die über die Jahre über sein Konto bei der Vontobel-Bank gelaufen sind. Wie sich die Geschäfte genau zusammengesetzt haben, blieb öffentlich unbeantwortet. Zeugen haben nur für kleine Schlaglichter gesorgt. So wurde bekannt, dass das Vontobel-Konto in der Spitze rund 150 Millionen Euro umfasst hatte und in den Jahren 2003 sowie 2005 das Gros der Gewinne angefallen ist. Eine Steuerfahnderin hatte die Gesamtgewinne für diesen beiden Jahre mit 130 Millionen Euro beziffert, wovon gut die Hälfte steuerfrei gewesen seien. Bei der kleineren Hälfte habe Hoeneß Steuern hinterzogen.

Kleiner Einsatz, große Wirkung

Das ursprünglich eingesetzte Kapital muss aber nicht zwingend sehr groß gewesen sein, relativieren Experten. So sind speziell Devisenspekulationen im großen Stil mit relativ geringem Einsatz möglich. Mit einer zweistelligen Millionensumme als Sicherheit könne beispielsweise auf die Entwicklung einer bestimmten Währung im zehn- bis zwanzigfachen Volumen gewettet werden. Potenzielle Gewinne wie Verluste können damit weit überproportional zum Einsatz sein. Solange man die Geschäfte von Hoeneß nicht im Detail kennt, muss also jede Aussage über den Umfang der Ursprungssummen spekulativ bleiben.

Unbekannt ist zudem, wie die Gesamtbilanz von Uli Hoeneß als Spekulant aussieht. Jahren mit großen Gewinnen stehen auch solche mit großen Verlusten gegenüber – und das nicht nur begrenzt auf den im Steuerprozess untersuchten Zeitraum. So hat Hoeneß dem Vernehmen nach vor 2001 eingesetztes Geld komplett verspekuliert. Damals soll ihm dann der damalige Adidas-Chef Robert Louis Dreyfus mit einem Darlehen von 20 Millionen Mark zur Seite gesprungen sein, wie erst 2013 bekannt wurde. Auch diese geheimnisumwitterte Episode wird sich nach Lage der Dinge nicht mehr wirklich aufklären lassen.

Adidas tritt Bestechungsgerüchten entgegen

Seinerzeit hatte sich der US-Sportartikler Nike bemüht, beim FC Bayern einzusteigen, um seinen deutschen Konkurrenten Adidas auszustechen. Nike hatte sogar mehr geboten als die 75 Millionen Euro, mit denen Adidas dann gut neun Prozent an der FC Bayern AG erworben hatte. Bestechungsgerüchte machten die Runde, denen Adidas entgegengetreten ist. „Wir sind absolut sauber“, hat Konzernchef Herbert Hainer nach einer internen Untersuchung im Mai 2013 behauptet. Von außen nachprüfbar ist das nicht. Dreyfus ist 2009 verstorben. Welche Geschäfte beide Männer verbunden haben, bleibt ihr Geheimnis. Zudem sind denkbare Straftaten aus dieser Zeit verjährt.