Wieder bringt Geld aus dem Ausland die Fraktionschefin im Bund, Alice Weidel, in Erklärungsnot. In der Partei wächst die Kritik.

Stuttgart - Das Bekanntwerden einer weiteren Großspende aus dem Ausland verstärkt den Druck auf die AfD und entfacht in der Partei Streit. Wie die AfD am Mittwochabend einräumte, gingen im Februar 150 000 Euro beim AfD-Kreisverband Bodensee von Bundestags-Fraktionschefin Alice Weidel ein. Der Betrag stamme mutmaßlich von einer niederländischen Stiftung, sei aber letztlich nicht angenommen und zurücküberwiesen worden. Frank Kral, Schatzmeister der AfD Baden-Württemberg, hat jetzt schwere Vorwürfe gegen Vorstandsmitglieder des Kreisverbands erhoben, darunter auch Alice Weidel, die AfD-Fraktionschefin im Bundestag. „Die Verantwortlichen im Kreisverband Bodensee haben in den vergangenen Tagen immer wieder versucht, die Schuld für die Affäre um die erste Großspende aus der Schweiz beim AfD-Landesverband abzuladen und speziell bei mir. Das funktioniert jetzt nicht mehr, da der Kreisverband plötzlich erklären muss, dass man noch eine weitere Großspende gefunden hat“, sagte Kral unserer Zeitung.

 

Der Landesschatzmeister sieht die Fehler beim Ortsverband

Er greift namentlich Brigitte Hinger, Schatzmeisterin des AfD-Kreisverbands Bodensee, und Alice Weidel, stellvertretende AfD-Kreisvorsitzende, an. „Der Kreisverband gibt nur zu, was man ihm nachweisen kann. Mit der neuerlichen Großspende über 150 000 Euro zeigt sich, wo die Probleme wirklich liegen – bei der AfD am Bodensee.“ Kral bekräftigte seine Sicht der Affäre um die erste Großspende über insgesamt 130 000 Euro, die seit Juli 2017 gestückelt zu je rund 8500 Euro aus der Schweiz an den Kreisverband Bodensee floss. Kreisschatzmeisterin Hinger habe ihn angerufen, so Kral. „Ich habe ausführlich mit ihr über die Problematik von Spenden aus der Schweiz gesprochen und habe sie gefragt, ob ein Deutscher hinter der Spende stehe, denn dann wäre sie nach dem Parteiengesetz in Ordnung. Frau Hinger hat mir nicht widersprochen.“ Parteintern sei außerdem bekannt, dass der Kreisverband fest in der Hand von Familie Weidel sei, so Kral. „Der Bodensee ist Weidel-Land, das weiß in der AfD jeder“, erklärte Kral.

Gauland distanziert sich vorsichtig

Weidel äußerte sich nicht öffentlich. Ihr Co-Fraktionschef Alexander Gauland sagte der „Bild“ auf die Frage, ob Weidel noch im Amt zu halten sei: „Wir haben morgen Gelegenheit, im Bundesvorstand darüber zu sprechen.“ Die Staatsanwaltschaft Konstanz will auch die zweite Großspende prüfen. SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider forderte in Berlin eine komplette Überprüfung des AfD-Finanzgebarens. FDP-Chef Christian Lindner sagte: „Die Rechtspopulisten sind in vielerlei Hinsicht die Karikatur all dessen, was sie an anderen Parteien kritisieren.“

Die Jugendorganisation der AfD im Südwesten, die Junge Alternative Baden-Württemberg, wird vom Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet. Dies erfuhr unsere Zeitung aus Sicherheitskreisen.

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