Die StZ-Spendenaktion „Hilfe für den Nachbarn“ hat vielen Kindern und Jugendlichen zu einem Laptop für den Unterricht verholfen: Wie man damit arbeitet, lernen sie unter Anleitung von Ehrenamtlichen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Viele Kinder leiden sehr unter der Pandemie. Kinder aus Flüchtlingsfamilien waren darüber hinaus besonders benachteiligt durch die Schulschließungen, den Wechselunterricht und die oft fehlende technische Ausstattung für den Online-Unterricht. Wie es im kommenden Schuljahr weitergehen wird, ist nicht sicher. Sicher auf alle Fälle ist: Es sind viele Wissenslücken zu schließen. Denn nicht wenige Schüler haben den Anschluss verpasst.

 

Studierende und Schüler lernen voneinander

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat mit der Hochschule für Technik (HfT) ein Tutorenmodell zwischen Studierenden und Schülern entwickelt, das aus diesem Grund weitergeführt wird. Professor Payam Dehdari leitet an der HfT dieses Projekt, das sich mit interkultureller Kommunikation beschäftigt und durch das derzeit 25 Kinder mit Fluchterfahrung ihren persönlichen Hausi Hero zur Seite gestellt bekamen.

Die Studentin Griselda Hensler ist eine davon. Sie betreut seit März den zwölfjährigen Chris aus Nigeria. Während der Schulschließung war dies eine besondere Herausforderung, denn bei der virtuellen Kommunikation gab es viele Hürden. Chris und seine Familie leben nicht mehr in einer Unterkunft, sondern in einer Mietwohnung. Sie besitzen einen älteren Laptop, aber es gelang Griselda Hensler nicht, die Familie online soweit zu instruieren, dass sie die für den Online-Unterricht notwendigen Installationen vornehmen konnte. „Ein Hausbesuch war ja verboten“, berichtet sie.

Nachhilfe mit dem Handy

Gut ein halbes Schuljahr lang half sie Chris per Video-Call. „Dazwischen musste er dann immer noch die Fotos von den Arbeitsblättern machen und schicken. Es war sehr mühsam“, sagt sie. Aber sie blieb dabei, weil sie bemerkt hatte, dass es dem Jungen wichtig war. Jetzt wollen sich Hausi Hero und Chris persönlich kennenlernen. Obwohl für Griselda Hensler das Projektsemester zu Ende ist, wird sie den Jungen weiter begleiten. „Es ist so schade, dass Potenziale verloren gehen, nur weil Kinder niemanden haben, der sie unterstützt.“ Das spornt sie an.

„Es ist besonders wichtig, dass die Kinder spüren, dass jemand da ist, der sich für sie interessiert“, betont Laura-Marie Krieg. Die Sozialpädagogin ist in einer der Flüchtlingsunterkünfte der Awo tätig und kennt die Probleme der Kinder: Kein ruhiger Raum zum Lernen, kleine Geschwister, die nicht in die Kita konnten und störten, WLAN nur im Gemeinschaftszimmer – und das ist nachmittags und an den Wochenenden geschlossen. „Während der Lockdown-Zeiten hatten die meisten nicht einmal jemand, mit dem sie Deutsch sprechen konnten“, berichtet sie. „Sie waren auch sozial völlig abgehängt.“

Laptops für Kinder in Flüchtlingsunterkünften

Johannes Engelhardt koordiniert die Arbeit in den mehreren Awo-Flüchtlingsunterkünften. Im zurückliegenden Schuljahr erhielten Kinder und Jugendliche, die in den Unterkünften leben, Laptops. „Hilfe für den Nachbarn“, die Spendenaktion der Stuttgarter Zeitung, konnte dies dank der Großzügigkeit der StZ-Leserinnen und -Leser ermöglichen. Somit hatten diese Kinder und Jugendlichen eine wesentlich bessere Ausgangsbasis als der zwölfjährige Chris.

„Wir haben die Endgeräte an Kinder gegeben, die eine weiterführende Schule besuchen, und Jugendliche, die eine Ausbildung machen“, erklärt Engelhardt. Die zahlreichen ehrenamtlichen Hausi Heros, die einerseits aus dem HfT-Projekt kommen, aber sich vielfach auch auf eigene Initiative bei der Awo gemeldet haben, konnten mit der Online- Nachhilfe online loslegen, nachdem sie die Software installiert hatten.

Laptop kommt zurück in den Karton

Mahadi ist einer der Jungs, die auf diese Weise einen Laptop erhielt. „Unser Sozialarbeiter hat mir die Programme eingerichtet“, erzählt der Siebtklässler. Zweimal in der Woche wird er von einem Studenten online bei den Schulaufgaben unterstützt. Und im Internet sucht er sich nun selbst Mathematikaufgaben heraus. Aber auch für die langen Tage in den Ferien schätzt er den Laptop: „Ich mache da auch Spiele“ – und sein Vater lacht: „Er hat uns streng verboten, damit Filme anzuschauen.“

Die Laptops dürfen die Schüler behalten, und Engelhardt betont, dass er die Eltern bei der Übergabe stets darauf hingewiesen hat, dass die Kinder die Geräte pfleglich behandeln müssen. Er hat beobachtet, dass die allermeisten sie nach dem Gebrauch wieder ordentlich in den Karton packen.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

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