Simon Lipfert aus Bissingen (Landkreis Ludwigsburg) ist schwer krank. Der 44-Jährige hat nur noch wenige Monate, vielleicht sogar nur Wochen zu leben. Seine Freunde haben eine Spendenaktion für seine Familie gestartet.

Ludwigsburg: Sandra Lesacher (sl)

Simon Lipfert war zufrieden und glücklich mit seinem Leben. Mit seiner Frau Désirée und dem kleinen Sohn Hendrik war die Familie vor zwei Jahren in eine Doppelhaushälfte in Bissingen gezogen, die der heute 44-Jährige, so weit er das konnte, selbst saniert hatte. Im Sommer bekam das Paar erneut Nachwuchs. Simon Lipfert wollte seine Kinder groß werden sehen, für seine Familie da sein. Mehr wollte er nicht.

 

„So wie es war, war es perfekt“, sagt Simon Lipfert heute. Er liegt im Krankenhaus in Heidelberg, um ihn herum piepsen Geräte, die bei den Infusionsapparaten die Medikamentenmenge steuern.

„So wie es war, war es perfekt“

Es war perfekt. Bis bei dem Mann aus Bissingen im April nach einer schweren Lungenentzündung ein bösartiger Tumor der Gallenwege diagnostiziert wurde – eine seltene Krankheit, die lebensbedrohlich ist. Untersuchungen, Operationen und Chemotherapien haben sein Leben und das seiner Familie auf den Kopf gestellt.

Die Familie steht Simon Lipfert zur Seite. Foto: privat

Im Sommer schien das Schicksal einen Moment innezuhalten: Simon und Désirée Lipfert wurden zum zweiten Mal Eltern. Töchterchen Jana kam im August zur Welt. Die Familie schöpfte neue Hoffnung. Doch leider hielt dieses Glück nicht lange.

Im Oktober kehrte die Krankheit zurück, viel aggressiver als vorher. „Die Lage hat sich extrem verschlechtert“, sagt Simon Lipfert am Telefon. Er ist mittlerweile seit fünf Wochen im Krankenhaus, hat seit Mai insgesamt zehn medizinische Eingriffe hinter sich. Die Prognosen der Ärzte sind erschütternd: Der 44-Jährige hat nur noch wenige Monate, vielleicht sogar nur Wochen zu leben.

Simon Lipfert hat nicht viel Energie, die Medikamente setzen ihm zu. Aber die Energie, die er hat, die spendet er seiner Familie. Als Papa und Ehemann hat er Sorgen und Ängste, wie es mit seiner Frau und seinen Kindern weitergeht, wenn er nicht mehr ist. Er wünscht sich deshalb, dass seinen Lieben das Haus in Bissingen erhalten bleibt, dass sie dort wohnen können und ohne finanziellen Druck trauern können.

„Die Anteilnahme ist völlig überwältigend“

Nun ist der 44-Jährige keiner, der gern um Hilfe bittet. „Ich habe immer Gewissensbisse, andere zu fragen“, sagt er. Auch in der größten Not, so wie jetzt. Freunde haben ihm vorgeschlagen, eine Spendenaktion für seine Familie zu starten. Simon Lipfert stimmte zu. „Das ist vielleicht das Letzte, was ich bewirken kann“, sagt er. Aber auch: „Wartet noch. Macht das bitte erst, wenn der Fall der Fälle eintritt.“

Vor wenigen Tagen dann sagte ein Freund: „Simon, das beschäftigt dich so sehr. Wir können dir ein bisschen die Sorge nehmen, wenn wir die Spendenaktion jetzt schon starten.“ Und er gab grünes Licht. Seither ist die Spendenaktion für das Haus auf Gofundme online – und hat überwältigenden Erfolg.

„Ich hätte nie mit einer so großen Resonanz gerechnet“, sagt Simon Lipfert. „Die Anteilnahme ist völlig überwältigend.“ Das erste Spendenziel – 35 000 Euro – war binnen kürzester Zeit erreicht. Ein Ziel, das bewusst sehr defensiv gesetzt war, wie der 44-Jährige erklärt. „Es entspricht etwa einem Zehntel der Kreditsumme, die wir aktuell stemmen müssen und im schlimmsten Fall meine Familie bald ohne mich.“ In Anbetracht seiner gesundheitlichen Situation sei jede Hilfe ein Segen. „Jeder Beitrag nimmt uns ein Stück der Sorgen und schenkt uns Raum für das, was wirklich zählt: gemeinsame Zeit.“