Weder das Jobcenter noch der Vermieter fühlten sich zuständig: Frau L. konnte nur durch eine Spende den Kammerjäger finanzieren. Jetzt hat sie endlich eine ander Wohnung.
Stuttgart - 21 Rote Schwellungen hat das jüngste Kind durch die Stiche der Bettwanzen davongetragen. „Das war eine allergische Reaktion. Aber gestochen wurden wir alle“ – es ist verwunderlich, dass Frau L. bei der Schilderung der Zustände in ihrer früheren Wohnung so gefasst bleibt. Die Bettwanzen waren überall. In den Ritzen des Fußbodens, in den Matratzen, im Sofa. Ein Jahr lang suchte Frau L., die ihre Kinder alleine erzieht und von Arbeitslosengeld II lebt, Hilfe wegen des Ungeziefers zu bekommen: Der Vermieter winkte ab, das Jobcenter wollte den Kammerjäger auch nicht bezahlen. So drehte sich alles im Kreis, und die Plage wurde immer schlimmer. Alle drei Kinder hatten dauernd juckende Einstiche. „Ich habe Fotos davon ans Jobcenter geschickt“, sagt Frau L. Nur mit einer Spende von „Hilfe für den Nachbarn“ konnte sie im Sommer die rund 500 Euro für den Kammerjäger bezahlen.
Der hatte ihr erklärt, dass es kaum zu erklären sei, wie die Bettwanzen in ihre Wohnung gekommen sind. „Man kann sie sich überall holen. Zum Beispiel, wenn man auf einem Sofa sitzt und sie in die Jackentasche krabbeln, dann bringt man sie mit nach Hause.“ Der Befall ist nicht meldepflichtig. Danach hatte sich Frau L. beim Gesundheitsamt erkundigt.
Auf Krücken den Haushalt managen
Mitten in das Chaos hinein hatte sich die Frau um die dreißig im vergangenen Jahr dazuhin noch das Sprunggelenk gebrochen. Eine Haushaltshilfe hatte sie für die Zeit, in der sie auf Krücken den Alltag meistern musste, nicht erhalten. „Ich habe alles versucht, alleine hinzukriegen. Mein ältestes Kind hat mir sehr geholfen“, berichtet sie. Das war damals gerade zehn Jahre alt. Danach bekam Frau L. zwei Bandscheibenvorfälle. Deshalb kann sie auch nicht mehr wie früher in der Gastronomie arbeiten und darf nicht schwer heben, was als Alleinerziehende mit drei Kindern fast nicht möglich ist.
Frau L. wurde in ihrem jungen Leben vom Schicksal auf harte Proben gestellt. Ihre Mutter und ihr Vater waren beide drogenabhängig. Sie starben, als sie noch ein kleines Kind war. Mit sechs Jahren kam sie ins Heim. Von der Verwandtschaft hatte sich niemand für sie verantwortlich gefühlt. „Weil meine Eltern drogensüchtig waren, hatten alle den Kontakt abgebrochen“, erzählt sie. So wurde sie in acht Heimen hin- und hergeschoben. Mit 15 ist sie von dort verschwunden und lebte mehrere Jahre beim acht Jahre älteren Vater von ihren beiden älteren Kinder. Als die Beziehung in die Brüche ging, konnte sie mit den kleinen Kindern in der Wohnung bleiben. Auch mit dem Vater ihres jüngsten Kindes gab es keine gemeinsame Zukunft.
Fünf Jahre auf Wohnungssuche
Fünf Jahre lang hat Frau L. nach einer Wohnung gesucht. In der vorherigen waren nicht nur die Bettwanzen ein Problem. In dem Altbau machte sich in der Küche zudem Schimmel breit. Eines der Kinder hat Asthma. Die Krankheit könnte eine Reaktion auf den Schimmelpilz sein.
Vor Kurzem hat sie den Zuschlag für eine Wohnung bekommen und konnte jetzt mit den Kindern endlich umziehen. Trotz des Kammerjäger-Einsatzes wollten sie die Matratzen und das Sofa nicht mehr mitnehmen. Die Sachen wurden entsorgt. Jetzt fehlen Frau L. noch Teppiche sowie zwei Betten und ein Sofa, auf dem sie schläft.
Prekäre Jobs ruinierten die Gesundheit
Stuttgart - 22 Das Haus kann Frau Z. nur in Begleitung verlassen. Die Frau Ende sechzig leidet unter verschiedenen chronischen Krankheiten. Sie braucht immer ein Sauerstoffgerät, denn ihre Lungenkrankheit bereitet ihr stetige Atemnot. Zusätzlich ist Frau Z. in ihrer Bewegungsfähigkeit durch Polyarthritis und Rheuma eingeschränkt. Sie hat einen Lebenspartner. Das Paar lebt nicht zusammen, aber der Mann besucht Frau Z. täglich in der Fürsorgeunterkunft, in der sie seit Jahren wohnt. Er hilft ihr bei allen amtlichen Angelegenheiten, denn Frau Z. kann die deutsche Sprache nicht lesen. Frau Z. war nie verheiratet und hat keine Kinder. Sie kam vor über 30 Jahren alleine nach Deutschland und hatte hier immer schlecht bezahlte Jobs und arbeitete teilweise in prekären Arbeitsverhältnissen. Dies hat ihre Gesundheit auf die Dauer ruiniert.
Der Kühlschrank ist defekt
Ihr Mobiliar hat sie vor vielen Jahren gebraucht gekauft. Jetzt ist ihr Kleiderschrank auseinandergebrochen und der alte Kühlschrank ist defekt. Beides kann sie von der Sozialhilfe, die sie bezieht, nicht ersetzen. Weil sie wegen ihrer Krankheit fast immer zu Hause ist, hat sie hohe Telefonkosten und bereits Schulden bei einem Anbieter.
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