Nach 35 Jahren auf dem Bau hat Herr T. gesundheitliche Probleme. Er kann keine schwere körperliche Arbeit mehr verrichten. Eine Erwerbsminderungsrente bekommt er nicht.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Wenn etwas nicht sofort klappt, bringe ihn das völlig aus der Fassung, sagt Herr T. Früher war er gelassener. Seine Nervosität und seine depressiven Verstimmungen sind das Ergebnis eines jahrelangen Rechtsstreits um seine Erwerbsminderungsrente. Der 60-jährige hat zwar einen Ausweis, der ihm eine 80-prozentige Schwerbehinderung bescheinigt, ebenso wie die Notwendigkeit einer Gehhilfe, seine Rente bekommt er aber nicht. Herr T. ist durch alle Raster gefallen und lebt nun zusammen mit seiner Lebensgefährtin von deren Rente: Das sind lediglich 1000 Euro für beide zusammen.

 

35 Jahre lang hat er als Maurermeister auf dem Bau gearbeitet. Er hat so gut verdient, dass er sich mit seiner damaligen Ehefrau eine Eigentumswohnung gekauft hat. Später ging die Ehe in die Brüche. Sie lebten jahrelang getrennt. Herr T. blieb in der Wohnung und hat sie komplett alleine finanziert, unter anderem mit seiner Lebensversicherung. Als sie bezahlt war, reichte die Ex-Frau die Scheidung ein und er musste ihr die Hälfte ausbezahlen. Zu diesem Zeitpunkt stand er schon ohne Job, mit gesundheitlichen Problemen und dem Streit mit der Deutschen Rentenversicherung wegen seiner Erwerbsunfähigkeitsrente da.

Sein Bruder lieh ihm den fünfstelligen Betrag, damit er der Ex-Frau ihren Anteil an der Wohnung ausbezahlen konnte. Sonst hätte die Zwangsversteigerung gedroht, denn Herr T. war ohne Einkommen, die Ersparnisse waren für die Wohnung aufgebraucht und einen Kredit hätte er in dieser Situation nicht mehr bekommen.

Viele Menschen, die schwere körperliche Arbeit verrichten, bekommen um die 50 gesundheitliche Probleme. Auch bei Herrn T. war lange vor dem Eintritt ins Rentenalter Schluss mit der Schlepperei auf dem Bau. Mit Ende Vierzig bekam er massive Bandscheibenprobleme und konnte laut mehrerer ärztlicher Gutachten nicht mehr als als Maurer arbeiten. Erst bezog er daher Arbeitslosengeld I. „Ich habe in dieser Zeit bestimmt 50 Bewerbungen geschrieben und nur Absagen bekommen. In dem Alter will dich keiner mehr haben.“ Der Antrag auf Arbeitslosengeld II (ALG II) wurde vom Jobcenter abgelehnt, weil er mit seiner Partnerin in der Eigentumswohnung zusammenlebt und deren Rente 16 Euro über dem Bemessungsrahmen liegt. Für sie sei es somit zumutbar, Herrn T. mit zu versorgen. „Wenn Sie ihre Partnerin vor die Tür setzen, bekommen sie ALG II.“ Diese Auskunft habe er beim Jobcenter erhalten, sagt er.

Weil er nicht mehr als Maurer arbeiten konnte, keinen anderen Job fand und auch kein ALG II bekommen konnte, stellte er einen Antrag auf eine Erwerbsminderungsrente. Sechs Jahre dauerte der Streit mit der Rentenversicherung. Zweimal wurde sein Antrag abgelehnt, obwohl es eine dicke Krankenakte von ihm gibt. Es wurde Gutachten über Gutachten erstellt. Dann ging die Angelegenheit zum Sozialgericht, weitere Gutachten folgten, auch zwei psychologische. Ein weiteres medizinisches Gutachten von einem Facharzt für Orthopädie, der von der Rentenversicherung selbst beauftragt worden war, bescheinigte ihm, dass es ihm nicht gut gehe und er die Rente bekommen müsse. „Die Rentenversicherung hat dieses Gutachten von ihrem eigenen Arzt nicht anerkannt, sondern sich auf die ablehnenden Gutachten berufen“, berichtet Herr T.

Versicherung und Gericht stützten sich unter anderem auf die Empfehlung der Ärztin, die in der Reha betreut hatte. Sie schrieb in ihrem Abschlussbericht, dass Herr T. die richtigen Medikamente einnehmen müsse, dann könne er wieder in seinem Beruf arbeiten. „Unter dem Strich hieß das, dass ich ein Simulant bin“, ärgert sich Herr T. Seine Altersrente, die er erst in fünf Jahren bekommen wird, fällt selbstredend auch gering aus, denn seit er seine Anstellung als Maurer wegen seiner Bandscheibenprobleme verloren hat, hat er nicht mehr einbezahlt. Sollte sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtern, könnte er erneut bei der Rentenversicherung vorstellig werden und erneut einen Antrag stellen. „Ich bin das so leid, nach sechs Jahren hin und her habe ich keine Kraft mehr dafür.“ Herr T. hat resigniert.

Von den 1000 Euro, die seine Partnerin im Monat erhält, leben sie beide so sparsam es geht. „Wir haben die Gasheizung noch nicht einmal eingeschaltet“, sagt die Frau. Ein Campingkocher und ein Wasserkocher ersetzen das teuere Gas. Das Wohnzimmer heizen sie mit einem Holzofen und geduscht wird kalt. Herr T. benötigt eine Spende für eine gute Matratze, die er wegen seiner Rückenprobleme benötigt.

Die alten Fußballschuhe drücken

Marian und seine Familie leben noch nicht lange in Deutschland. Sie leben derzeit zu viert in einem Zimmer. Der Vater hat einen Minijob. Doch vor Kurzem musste er für mehrere Wochen wegen einer Operation ins Krankenhaus. Die Familie ist sehr besorgt. Marian ist im Teenageralter und konnte von der Internationalen Vorbereitungsklasse auf die Realschule wechseln. Mittlerweile spricht er so gut Deutsch, dass er seine Eltern bei allen Behördengängen und im Alltag als Dolmetscher unterstützen kann.

Marian ist ein guter Fußballer. Wegen der Coronapandemie konnte er erst jetzt in einen Verein aufgenommen werden. Allerdings sind ihm seine alten Fußballschuhe kaputt und auch zu klein geworden. Er benötigt ein Paar neue. Die kosten 70 Euro und diese Ausgabe können sich seine Eltern nicht leisten.

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