Das Ehepaar Brehme aus dem Stadtteil Aurich initiiert eine Sammelaktion zu Gunsten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Was für ein Erlebnis! Was für ein Tag! Und was für ein Ehre! Im vorigen Sommer durften die Brehmes aus dem Vaihinger Stadtteil Aurich eine Spritztour mit der Nis Randers auf der Ostsee machen. Eigentlich werden auf dem Seenotrettungskreuzer keine Passagiere mitgenommen. Eigentlich. Aber für Hans-Christoph Brehme und dessen Frau Gaby wurde eine Ausnahme gemacht. Die beiden spenden seit Jahrzehnten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), vermutlich ein kleines Vermögen, doch über genaue Zahlen mögen die beiden Senioren lieber nicht sprechen. Er sagt: Understatement sei besser als Overstatement – was man sehr frei so übersehen könnte: den Ball lieber flach halten, nicht übertreiben.

 

Die kleine Ausfahrt mit der Nis Randers, die 2021 in Dienst gestellt worden ist und die in Darßer Ort, der nördlichsten Landzunge der Halbinsel Darß, stationiert ist, hat nun Auswirkungen bis nach Vaihingen an der Enz. Weil das Schiff ein Beiboot hat, das ausgerechnet den Namen Uwe trägt. Und weil der neue Vaihinger Oberbürgermeister ebenfalls Uwe heißt, Uwe Skrzypek. „Da machen wir was draus“, so sein Gedanke vor ein paar Monaten, erzählt Brehme an diesem sonnig-kalten Apriltag im Enztalbad in Vaihingen. Jetzt ist seine Idee umgesetzt worden: Seit ein paar Tagen steht im Kassenbereich das Bades ein Spendenschiffchen, eine Börse in Schiffsform, mit der bei den Badegästen um Spenden für die DGzRS geworben wird. Und der Stadtchef sagt: „Ich finde die Initiative so sympathisch, weil sie von Vaihinger Bürgern gestartet wurde.“

Seenotrettung finanziert sich allein aus Spenden

Die Idee der beiden Bürger: Auch in ihrem Heimatort soll künftig unbürokratisch und quasi jederzeit Geld für die Seenotretter gespendet werden können. Viele Spenden, auch kleine und kleinste, ermöglichten den Bau neuer Schiffe wie der Nis Randers und finanzierten die gesamte Arbeit der Seenotretter, sagt Ermo Lehari bei dem Vor-Ort-Termin im Enztalbad. Lehari ist einer von mehreren hundert ehrenamtlichen Mitarbeitern der DGzRS und erzählt, dass die Gesellschaft Jahr für Jahr auf Senden in Höhe von 35 bis 50 Millionen Euro angewiesen sei. Die DGzRG finanziere sich seit ihrer Gründung 1865 ausschließlich über Senden: „Wir wollen gar keine Steuergelder.“ Deshalb sei die Organisation mit Hauptsitz in Bremen auf Menschen wie Hans-Christoph und Gaby Brehme angewiesen.

Die beiden Eheleute aus Süddeutschland – er 79 Jahre alt, sie 78 – haben Herz und Geld für die Seenotretter, und das, erzählen sie, sei Familientradition. Ihr Vater, Jahrgang 1908, sei auf Rügen zur Schule gegangen, so Gaby Brehme. Weshalb sein Vater einst für die DGzRS gespendet hat, wisse er gar nicht so genau, so Hans-Christoph Brehme und sagt: „Ich habe eine Affinität zum Wasser.“ Wenn die Wahl des Urlaubsort ansteht, dann gehe die Reise fast immer ans Meer und nicht in die Berge. Im Mai sei ein Segeltörn auf dem Mittelmeer geplant.